Heute möchte ich Euch eine Lichtquelle vorstellen, die etwas in Vergessenheit geraten ist, aber aufgrund einer Reihe von Vorzügen eine nähere Betrachtung verdient.
Dies ist mein erstes Review, habt also etwas Nachsicht.
Ein Satz Leuchtmittel wurde mir freundlicherweise von Oma Elfie zur Verfügung gestellt, einer objektiven Bewertung tut dies aber keinen Abbruch.
Lieferumfang
Geliefert wird die Candlelight Standard in unterschiedlichen Verpackungen, vom 10er Standardpack bis hin zum 200er-Pack. Wer braucht schon 200 Leuchtmittel, werdet Ihr Euch fragen, und da kommen wir schon zu einer ersten Besonderheit: Die Candlelight Standard ist ein Einwegprodukt, sie kann nicht wieder aufgeladen werden! Dieser vermeintliche Nachteil relativiert sich aber angesichts des Preises, der - je nach Packungsgröße und Anbieter - unter 6 Ct (!!!) pro Leuchtmittel liegen kann.
Haptik
Die Candlelight ist kein Handschmeichler. Der Alunapf ist etwas scharfkantig, hier muss etwas aufgepasst werden.
Größenvergleich
Weder in der standard- noch in der taktischen Haltung kann die Candlelight überzeugen.
Verarbeitung
Die Candlelight Standard kommt wenig schmuck im dünnen Alunapf daher. Dieser ist modisch "Clear" ausgeführt, also ohne Eloxierung. Der Zubehörmarkt ist sehr groß und findige Gadget-Produzenten bieten eine Fülle von Einhausungen an (Stichwort für die Suche: "Kerzenhalter" oder auch "Laterne"). Ein Emitter (wird von Kennern "Docht" genannt), etwas Paraffin, das ist schon alles. Kein Akku, kein Treiber - ich konnte überhaupt keine Elektronik entdecken. Das mag den niedrigen Preis erklären.
Lampenkopf
Der Emitter ist leidlich zentriert.
Die Einzelteile
Die Candlelight lässt sich einfach in ihre wenigen Baugruppen zerlegen. Da ist nichts verklebt.
Bedienung
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Candlelight Standard ist die Bedienung. Vorab: Es handelt sich um ein 1-Mode Leuchtmittel ohne Blink-und Sondermodi. Es gibt nur die zwei Zustände An und Aus. Und selbst das An-/Ausschalten ist nur eingeschränkt möglich, da der Emitter in der Praxis beim erneuten Anschalten häufig durchbrennt.
Mangels Schalter muss die Candlelight extern gezündet werden - und das ist wörtlich zu nehmen! Gestartet wird sie nämlich durch Anzünden des Emitters. Man kann hier profan ein Feuerzeug verwenden, eingefleischte Candleholics würden dies aber niemals tun - sie verwenden Streichhölzer. Der Grund ist mir nicht bekannt.
Betrieb
Im Betrieb wird die Candlelight sehr schnell sehr warm. Dass dies an einer guten thermischen Anbindung des Emitters liegt, wage ich angesichts des umgebenden Paraffins zu bezweifeln. Insbesondere der Emitter erreicht schon nach Sekunden derart hohe Temperaturen, dass ein direktes Anfassen nicht mehr möglich ist. Ich konnte über 500°C messen - das erklärt die Vermeidung von Elektronik bei der Entwicklung des Leuchtmittels. Dem Emitter scheinen die hohen Temperaturen jedoch nicht zu schaden - im Gegenteil: Meine Versuche, die Temperatur des Emitters durch einen Lüfter zu senken, führten (unter Rauchentwicklung!) zu einem abrupten Abfall der Leuchtintensität auf Null. Nach diesem Schreck habe ich jegliche Optimierungsversuche eingestellt und betreibe das Leuchtmittel ungemodded, wie vom Hersteller vorgesehen. Dennoch muss hier kritisch angemerkt werden, dass das Leuchtmittel eine gewisse Windempfindlichkeit aufweist.
Eine Recherche ergab, dass findige User den vermeintlichen Nachteil der hohen Abwärme zu ihrem Vorteil nutzen. Manche halten damit ihren Tee auf Trinktemperatur, andere erwärmen ihr Zelt beim Wintercamping.
Da sich das Paraffin schon nach kurzer Zeit verflüssigt, kann die Candlelight NUR im Tailstand betrieben werden.
Dichtigkeitstest
Schon wenige cm unter Wasser getaucht, erlischt die Candlelight und ist auch für eine ganze Weile nicht mehr zu starten, bis der Emitter vollkommen abgetrocknet ist. Hier muss man allerdings anmerken, dass die Candlelight mit keiner Schutzklasse beworben wird. Dennoch: Für einen Regenspaziergang ist sie nicht geeignet.
Whitewallshot
PWM ist nicht zu erkennen, eine gewisse Helligkeitsmodulation, wie ein Flackern, hingegen schon.
Beamshots
Kommen wir zum Wichtigsten eines jeden Reviews, den Beamshots. Ich wählte einen windstillen Abend.
Sony Alpha 7, Blende: 2.8, Belichtungszeit: 4 s
Der Baum ist ca. 50 m entfernt, der Gartenzwerg rechts ca. 20 m, die Obstkiste mittig steht bei ca. 30 m.
Andere Location, hier ein Feuerwehrturm.
Meine Messwerte
- Abstrahlwinkel: ca. 300°, mit der Leuchtdauer abnehmend auf ca. 150° (extremer Flooder)
- Abwärme: 30-40 Watt
- Leuchtdauer: 3,5 h
- Lux (auf 4 m gemessen, auf 1 m umgerechnet): 1 lx
- Lumen: ca 1 lm
Laufzeittest
Nach einem kurzen Peak beim Anschalten, direkt gefolgt von einer Senke nach ca. 5 s, hält die Candlelight einen nahezu konstanten Lichtstrom aufrecht. Erst gegen Ende ihrer Laufzeit nach rund 3 Stunden wird sie kaum merklich dunkler, um schließlich abrupt abzuschalten.
ACHTUNG: Es sind Nachbauten im Umlauf, die durch billiges, gepresstes Paraffin-Granulat die oben genannten Laufzeiten nicht erreichen!
Selbstentladung
In einer jahrelang unbeachteten Schublade konnte ich ein etwa 10 Jahre altes Exemplar einer baugleichen Candlelight Standard finden, die ich sogleich einem Laufzeittest unterzog. Die Leuchtdauer war bis auf 5 Minuten die gleiche! Durch die besondere Rezeptur der Candlelight unterliegt diese offenbar keinerlei Selbstentladung. Das wird die Preppies unter uns sicherlich höchst erfreuen.
Farbmessungen
Hier sehen wir eine kleine Sensation: Ein 6 Ct-Leuchtmittel mit einem nahezu perfektem CRI von 98.5, R9 hervorragend, F-GAI sehr gut. Hier können die LED-Hersteller lernen! Die Farbtemperatur ist UWW (ultra-warm-white).
Coziness-Radiation
Bei uns eher unbekannt, ist der Begriff der Coziness-Radiation unter Candleholics in aller Munde. Der etwas sperrige Begriff lässt sich wohl als "Behaglichkeitsstrahlung" übersetzen und umschreibt das messtechnisch kaum zu greifende Phänomen, dass das Leuchtmittel im eingeschalteten Zustand das Wohlbefinden der Anwesenden erhöhen kann.
Ich habe für einen Test folgenden Testaufbau realisiert:
- 1 gefüllter Whirlpool (ca. 100 L Wasser (38°C), 30g Badesalz, 1 Badeente)
- 8 Candlelight Standard angeschaltet im Messraum (Bad) verteilt
- 1 Glas Sekt
- Hintergrundmusik "Smooth Jazz"
- 1 IPX8 Coziness-Sensor (Ehefrau) im Pool
Leider ist das Foto vom Messaufbau unterbelichtet, sonst hätte ich es gepostet. Aber: Es wirkt! Der Sensor konnte einen hohen Behaglichkeitswert attestieren!
Um etwaige Nebeneffekte von Störgrößen (Sekt, Whirlpool) auszuschließen, habe ich im weiteren Verlauf des Tests alle Leuchtmittel ausgeschaltet und den dunklen Raum verlassen. Und tatsächlich, schon nach kurzer Zeit waren Beschwerden - bis hin zu Beschimpfungen - aus dem Messraum zu vernehmen! Damit ist der Beweis für die Coziness-Radiation erbracht.
Fazit
Ein Leuchtmittel mit Licht- und Schattenseiten. Aufgrund eigenwilliger Handhabung ist die Candlelight Standard am besten ortsfest im Hause zu verwenden. Unter Beachtung von Sicherheitsvorkehrungen (Wärmeentwicklung!) kann sie hier ihre einzigartigen Vorzüge, insbesondere die Coziness-Radiation, ausstrahlen.
Nebenbei: Ein Gebrauchtmarkt existiert quasi gar nicht. Hier muss man in den sauren Apfel beißen und die 6 Ct investieren...
Ich wünsche Euch allen eine schöne Adventszeit!
Beste Grüße,
Flummi
Dies ist mein erstes Review, habt also etwas Nachsicht.
Ein Satz Leuchtmittel wurde mir freundlicherweise von Oma Elfie zur Verfügung gestellt, einer objektiven Bewertung tut dies aber keinen Abbruch.
Lieferumfang
Geliefert wird die Candlelight Standard in unterschiedlichen Verpackungen, vom 10er Standardpack bis hin zum 200er-Pack. Wer braucht schon 200 Leuchtmittel, werdet Ihr Euch fragen, und da kommen wir schon zu einer ersten Besonderheit: Die Candlelight Standard ist ein Einwegprodukt, sie kann nicht wieder aufgeladen werden! Dieser vermeintliche Nachteil relativiert sich aber angesichts des Preises, der - je nach Packungsgröße und Anbieter - unter 6 Ct (!!!) pro Leuchtmittel liegen kann.
Haptik
Die Candlelight ist kein Handschmeichler. Der Alunapf ist etwas scharfkantig, hier muss etwas aufgepasst werden.
Größenvergleich
Weder in der standard- noch in der taktischen Haltung kann die Candlelight überzeugen.
Verarbeitung
Die Candlelight Standard kommt wenig schmuck im dünnen Alunapf daher. Dieser ist modisch "Clear" ausgeführt, also ohne Eloxierung. Der Zubehörmarkt ist sehr groß und findige Gadget-Produzenten bieten eine Fülle von Einhausungen an (Stichwort für die Suche: "Kerzenhalter" oder auch "Laterne"). Ein Emitter (wird von Kennern "Docht" genannt), etwas Paraffin, das ist schon alles. Kein Akku, kein Treiber - ich konnte überhaupt keine Elektronik entdecken. Das mag den niedrigen Preis erklären.
Lampenkopf
Der Emitter ist leidlich zentriert.
Die Einzelteile
Die Candlelight lässt sich einfach in ihre wenigen Baugruppen zerlegen. Da ist nichts verklebt.
Bedienung
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Candlelight Standard ist die Bedienung. Vorab: Es handelt sich um ein 1-Mode Leuchtmittel ohne Blink-und Sondermodi. Es gibt nur die zwei Zustände An und Aus. Und selbst das An-/Ausschalten ist nur eingeschränkt möglich, da der Emitter in der Praxis beim erneuten Anschalten häufig durchbrennt.
Mangels Schalter muss die Candlelight extern gezündet werden - und das ist wörtlich zu nehmen! Gestartet wird sie nämlich durch Anzünden des Emitters. Man kann hier profan ein Feuerzeug verwenden, eingefleischte Candleholics würden dies aber niemals tun - sie verwenden Streichhölzer. Der Grund ist mir nicht bekannt.
Betrieb
Im Betrieb wird die Candlelight sehr schnell sehr warm. Dass dies an einer guten thermischen Anbindung des Emitters liegt, wage ich angesichts des umgebenden Paraffins zu bezweifeln. Insbesondere der Emitter erreicht schon nach Sekunden derart hohe Temperaturen, dass ein direktes Anfassen nicht mehr möglich ist. Ich konnte über 500°C messen - das erklärt die Vermeidung von Elektronik bei der Entwicklung des Leuchtmittels. Dem Emitter scheinen die hohen Temperaturen jedoch nicht zu schaden - im Gegenteil: Meine Versuche, die Temperatur des Emitters durch einen Lüfter zu senken, führten (unter Rauchentwicklung!) zu einem abrupten Abfall der Leuchtintensität auf Null. Nach diesem Schreck habe ich jegliche Optimierungsversuche eingestellt und betreibe das Leuchtmittel ungemodded, wie vom Hersteller vorgesehen. Dennoch muss hier kritisch angemerkt werden, dass das Leuchtmittel eine gewisse Windempfindlichkeit aufweist.
Eine Recherche ergab, dass findige User den vermeintlichen Nachteil der hohen Abwärme zu ihrem Vorteil nutzen. Manche halten damit ihren Tee auf Trinktemperatur, andere erwärmen ihr Zelt beim Wintercamping.
Da sich das Paraffin schon nach kurzer Zeit verflüssigt, kann die Candlelight NUR im Tailstand betrieben werden.
Dichtigkeitstest
Schon wenige cm unter Wasser getaucht, erlischt die Candlelight und ist auch für eine ganze Weile nicht mehr zu starten, bis der Emitter vollkommen abgetrocknet ist. Hier muss man allerdings anmerken, dass die Candlelight mit keiner Schutzklasse beworben wird. Dennoch: Für einen Regenspaziergang ist sie nicht geeignet.
Whitewallshot
PWM ist nicht zu erkennen, eine gewisse Helligkeitsmodulation, wie ein Flackern, hingegen schon.
Beamshots
Kommen wir zum Wichtigsten eines jeden Reviews, den Beamshots. Ich wählte einen windstillen Abend.
Sony Alpha 7, Blende: 2.8, Belichtungszeit: 4 s
Der Baum ist ca. 50 m entfernt, der Gartenzwerg rechts ca. 20 m, die Obstkiste mittig steht bei ca. 30 m.
Andere Location, hier ein Feuerwehrturm.
Meine Messwerte
- Abstrahlwinkel: ca. 300°, mit der Leuchtdauer abnehmend auf ca. 150° (extremer Flooder)
- Abwärme: 30-40 Watt
- Leuchtdauer: 3,5 h
- Lux (auf 4 m gemessen, auf 1 m umgerechnet): 1 lx
- Lumen: ca 1 lm
Laufzeittest
Nach einem kurzen Peak beim Anschalten, direkt gefolgt von einer Senke nach ca. 5 s, hält die Candlelight einen nahezu konstanten Lichtstrom aufrecht. Erst gegen Ende ihrer Laufzeit nach rund 3 Stunden wird sie kaum merklich dunkler, um schließlich abrupt abzuschalten.
ACHTUNG: Es sind Nachbauten im Umlauf, die durch billiges, gepresstes Paraffin-Granulat die oben genannten Laufzeiten nicht erreichen!
Selbstentladung
In einer jahrelang unbeachteten Schublade konnte ich ein etwa 10 Jahre altes Exemplar einer baugleichen Candlelight Standard finden, die ich sogleich einem Laufzeittest unterzog. Die Leuchtdauer war bis auf 5 Minuten die gleiche! Durch die besondere Rezeptur der Candlelight unterliegt diese offenbar keinerlei Selbstentladung. Das wird die Preppies unter uns sicherlich höchst erfreuen.
Farbmessungen
Hier sehen wir eine kleine Sensation: Ein 6 Ct-Leuchtmittel mit einem nahezu perfektem CRI von 98.5, R9 hervorragend, F-GAI sehr gut. Hier können die LED-Hersteller lernen! Die Farbtemperatur ist UWW (ultra-warm-white).
Coziness-Radiation
Bei uns eher unbekannt, ist der Begriff der Coziness-Radiation unter Candleholics in aller Munde. Der etwas sperrige Begriff lässt sich wohl als "Behaglichkeitsstrahlung" übersetzen und umschreibt das messtechnisch kaum zu greifende Phänomen, dass das Leuchtmittel im eingeschalteten Zustand das Wohlbefinden der Anwesenden erhöhen kann.
Ich habe für einen Test folgenden Testaufbau realisiert:
- 1 gefüllter Whirlpool (ca. 100 L Wasser (38°C), 30g Badesalz, 1 Badeente)
- 8 Candlelight Standard angeschaltet im Messraum (Bad) verteilt
- 1 Glas Sekt
- Hintergrundmusik "Smooth Jazz"
- 1 IPX8 Coziness-Sensor (Ehefrau) im Pool
Leider ist das Foto vom Messaufbau unterbelichtet, sonst hätte ich es gepostet. Aber: Es wirkt! Der Sensor konnte einen hohen Behaglichkeitswert attestieren!
Um etwaige Nebeneffekte von Störgrößen (Sekt, Whirlpool) auszuschließen, habe ich im weiteren Verlauf des Tests alle Leuchtmittel ausgeschaltet und den dunklen Raum verlassen. Und tatsächlich, schon nach kurzer Zeit waren Beschwerden - bis hin zu Beschimpfungen - aus dem Messraum zu vernehmen! Damit ist der Beweis für die Coziness-Radiation erbracht.
Fazit
Ein Leuchtmittel mit Licht- und Schattenseiten. Aufgrund eigenwilliger Handhabung ist die Candlelight Standard am besten ortsfest im Hause zu verwenden. Unter Beachtung von Sicherheitsvorkehrungen (Wärmeentwicklung!) kann sie hier ihre einzigartigen Vorzüge, insbesondere die Coziness-Radiation, ausstrahlen.
Nebenbei: Ein Gebrauchtmarkt existiert quasi gar nicht. Hier muss man in den sauren Apfel beißen und die 6 Ct investieren...
Ich wünsche Euch allen eine schöne Adventszeit!
Beste Grüße,
Flummi