Review: Acebeam E70 MINI
Teil I - Technische BeschreibungIn diesem Monat hat Acebeam das kleine Geschwisterlein der E70 vorgestellt: Die E70 MINI ist ihrer großen Schwester wie aus dem Gesicht geschnitten, aber mit dem 18650 deutlich niedlicher. Was ihr an Größe fehlt, macht sie mit ihrem herzlichen Strahlen wett. Verbaut sind nämlich drei der ebenfalls recht neuen Nichia 519A mit sehr hoher Farbtreue. Fokussiert werden die LEDs durch eine Acebeam-eigene TIR-Optik.
In der Übersicht sieht das so aus:
- Drei Nichia 519A LEDs, 5000K, CRI 90, R9 80
- Triple TIR-Optik, 45 °
- Boost-Treiber ohne PWM
- Elektronischer Taster in der Endkappe
- Sechs reguläre Leuchtmodi von 20 - 2000 lm plus Stobe
- 153 m Reichweite
- Unterspannungsschutz (2,7 V)
In nur fünf Tagen legte Acebeams Neue den Weg vom Werk in Dongguan bis in die norddeutschen Moorlanden zurück. Coole Sache .
Aufbau
- Clip, Krone und Tasterkappe: Edelstahl
- Gehäuse: “aero grade aluminum”, HAIII-Anodisierung
- Schutzklasse: IP68 (2 Meter wasserdicht)
- Maximale Fallhöhe: 1 Meter
- Gewicht: 72 g (ohne Akku)
- Tailstand-fähig
- Gezackte Krone
- Geschraubter Clip
Das Außenrohr ist geöffnet und erlaubt den Blick aufs Signalrohr. Das wirkt elegant, jedoch kann Schmutz und Feuchtigkeit in den Zwischenraum eindringen. Die Zeit wird zeigen, ob das zu einem Problem werden kann. Der Aufbau am Heck macht allerdings Mut; es sieht so aus, als ob er sich zerlegen ließe.
Angegeben ist die Schutzklasse IP68 (2 Meter), so dass Wasser nicht in die Elektronik eindringen kann. Erreicht wird das trotz der Gehäuseöffnungen durch eine Dichtung zwischen Außen- und Signalrohr. Sie sollte den Daten und der Ansicht nach ohne Abstriche als Outdoor-Lampe verwendbar sein.
Der Taster schaltet zuverlässig, und gibt eine haptische Rückmeldung. Seine Abdeckung ist aus Edelstahl. Durch den kurzen Schaltweg und einen angemessenen mechanischen Widerstand des Tasters ist die Lampe auch mit Handschuhen gut zu bedienen. Der Taster ist nahezu plan eingelassen, so dass die Lampe als Kerze aufgestellt werden kann.
Die Krone ist gezackt und ermöglicht den Lichtaustritt, falls die aktivierte Lampe versehentlich kopfüber hingestellt wird.
Der Clip hat genau die richtige Federkraft. Man reißt sich weder Stoff ein noch Leder auf, dennoch hält er sicher fest. Da ist nichts scharfkantig.
Clip, Kappe und Krone sind dunkelbraun, das Gehäuse mattschwarz und das Signalrohr seidenmatt blau anodisiert. Das sieht ziemlich edel aus …
… und, ähm, niedlich .
Akku
Der Einfachheit halber habe ich den passenden Akku (ARC18650H-310A, 3100 mAh) mitbestellt. Er kam mit einer Lagerspannung von 3,541 V. Nach dem Aufladen über den eigenen USB-C Port maß ich 4,187 V.Der Akku hat einen erhabenen Pluspol, was die Lampe auch erfordert, da auf der Treiberunterseite der Kontaktring für das Signalrohr um die Feder herum untergebracht ist. Es ist also zu vermeiden, dass ein großflächiger Pluspol gleichzeitig auf diesen Ring und die Feder drückt. Ich würde meinen, dass das die Lampe nicht unbedingt zerstört, aber sie wird nicht mehr zu steuern sein. Ausprobiert habe ich alter Angsthase das natürlich nicht.
LED
Die lütte Acebeam ist um Nichias neue 519A LED herum geschneidert worden. Den Produktcode der LED hat Acebeam mir nicht verraten, das Ra ist jedoch 90, und das R9, die Fähigkeit also, Rot bei 650 nm zu reflektieren, liegt bei immerhin 80. Damit spielt diese LED (bei allerdings deutlich mehr Power) in der Qualitätsliga der legendären Nichia 219B. So Pink wie eine sw45k ist sie nicht, draußen wirkt sie mit ihren 5000K warm und natürlich.Das Duv ist im Turbo-Modus -0,0003, sonst >0, aber minimal rosiger als Sonnenlicht.
Modus | x | y | Duv |
Ultra Low | 0,3541 | 0,3599 | 0,0006 |
Low | 0,3525 | 0,3605 | 0,0015 |
Mid1 | 0,3515 | 0,3598 | 0,0016 |
Mid2 | 0,3502 | 0,3586 | 0,0015 |
High | 0,3483 | 0,356 | 0,0009 |
Turbo | 0,3454 | 0,3513 | -0,0003 |
Abb. und Tab. oben: Die Leuchtstufen im CIE-Diagramm (Ultra Low bis Turbo, v.r.n.l.) Für mich sieht es so aus, als ob Acebeam ein gutes Händchen beim Einkauf der LEDs hatte.
Optik
Nach eigenen Angaben ist die Triple-TIR-Optik eine aufwändige Eigenentwicklung Acebeams.Jessie von Acebeam hat mich mit einigem Stolz darauf hingewiesen, so dass ich mir das Lichtbild unbedingt näher ansehen musste. In der Tat ist der Spot kreisrund und frei von Artefakten.
Abb. oben: Schnitt durch den Schein der Lampe auf einer Leinwand (Profil-Histogramm).
Abb. oben: Surface-Plot des Scheins auf einer Leinwand.
So ein sauberes Bild aus einer Multi-TIR-Optik sieht man eher selten. Im weiteren Außenbereich gibt es zwar TIR-typische Ringe, die im Einsatz aber definitiv nicht zu sehen sind.
Der Spot öffnet nach meiner Messung mit 45 °. Die Lampe ist damit ein reiner Fluter.
Treiber
Es handelt sich beim Treiber nach Acebeams eigenen Aussagen um einen Boost-Treiber.Abb. oben: Der Messingring stellt den Kontakt zum Signalrohr her, die dicke Feder den zum Akku.
UI
Die Lampe wird immer mit Doppelklick eingeschaltet, was eine Lockout-Prozedur überflüssig macht. Mir geht das schnell von der Hand und für mich ist das sicher. Man kann sie aber auch in einen erweiterten Lockout-Modus versetzen.Ultra Low erreicht man von Aus durch längeres Festhalten des Tasters (0,5 s). Hält man noch länger, befindet sich die Lampe im elektronischen Lockout, aus dem es durch langes Drücken des Tasters zurück nach Ultra Low geht.
Nach Ultra Low folgt stets Low.
Die Modi werden in aufsteigender Reihenfolge durch Festhalten des Tasters gewechselt, in den Turbo und zur letzten Leuchtstufe zurück geht es mit Doppelklick.
Der unvermeidliche Strobe ist stets durch einen Dreifachklick zu erreichen.
Die Lampe hat Mode Memory, merkt sich also die zuletzt benutzte Leuchtstufe. Ultra Low und Turbo sind nicht in der normalen Schaltreihenfolge.
Leuchtstufen
Modus | Leistung [lm] | Laufzeit | Reichweite [m] |
Ultra Low | 20 | 56 Std. | 20 |
Low | 60 | 19 Std. | 39 |
Mid1 | 170 | 7 Std. | 52 |
Mid2 | 380 | 3 Std. | 71 |
High | 900 - 600 | 2 Min. - 1 Std. | 102 |
Turbo | 2000 - 600 | 40 s - 2 Std. | 153 |
Strobe | 1000 | 2 Std. | 112 |
Durch den sehr großen Lichtkegel liegt die Helligkeit des Ultra Low Modus weniger hoch, als zu befürchten stand. Diese Stufe eignet sich durchaus als Leselicht. Alle Modi sind gut abgestuft. Sie liegen deutlich auseinandern, und man hat dennoch nicht das Gefühl, dass einem hier ein Modus fehlen würde.
Laufzeit bei Start in Turbo
Abb. oben: Diagramm über die volle Laufzeit der gekühlten Lampe. Dass die Temperatur langfristig ansteigt, liegt am Sommer - während der Messung stieg auch die Raumtemperatur von 22,5 auf 24,5 °C.
Abb. oben: Diagramm über die ersten sechs Minuten.
Der Turbo wird mit einer guten Minute weit über Herstellerangabe (40 s) gehalten, danach hält die Lampe 600 lm über 98 Minuten, um nach 104 Minuten die 10 % der Anfangsleistung zu unterschreiten. Das liegt unter der Herstellerangabe, und der Grund mag die lange Laufzeit im Turbo sein. Die E70 MINI wurde ventilatorgekühlt.
Nach Abschluss der Messungen hatte der Akku eine Spannung von 2,975 V und es standen die Modi Ultra Low sowie Low noch zur Verfügung.
Die ungekühlte Lampe regelt etwas früher herunter. Das habe ich mit einer höheren Zeitauflösung von einem Sample/s gemessen:
Die 40 s im Turbo treffen in diesem Fall zu. Am Ende hatte die Lampe eine Temperatur von 52 °C.
Der Turbo lässt sich später reaktivieren, was lt. Hersteller aber nur erfolgen sollte, wenn die Lampe ausreichend abgekühlt ist.
Mein erster Eindruck der Lampe
Dieses Baby musste ich haben. Ich mag sowohl die 519A wie auch den sanft auslaufenden Schein, den eine TIR-Optik bietet. Dass eine Triple-Optik dieses Formats mit den großflächigen LEDs flutiges Licht macht, war mir durchaus recht, da ich mit hellen Spots vor den Füßen nichts anfangen und die Lampe gleichzeitig nicht immer in die Ferne richten kann.Ihre niedrigste Leuchtstufe ist mit 20 lm schon recht hoch. Die Lampe hat aber einen derart großen Lichtkegel, dass die Intensität zum Lesen immer noch geeignet ist. Freilich ist das kein Moon/Firefly-Modus. Mit nachtadaptierten Augen ist der ganz schön hell, so dass man die Hand als Apertur vor dem Lichtaustritt nutzen sollte.
Das offene Design ist verspielt, sieht aber tatsächlich elegant aus.
Die Leistung und Regelung gefallen mir außerordentlich gut. Man hat unglaublich viel qualitativ hochwertiges Licht, das sauber und praxistauglich geregelt ist. Mindestens 40 Sekunden stehen ca. 2000 lm am Stück zur Verfügung. Für eine kleine HCRI-Lampe ist das mehr, als ich erwartet hätte. 900 lm hat man immerhin für zwei Minuten und 600 lm gibt es dauerhaft, solange der Akku das packt. Das Energiemanagement ist ausgezeichnet, am Ende der sinnvoll zu nutzenden Laufzeit funzelt die Lampe im Ultra Low-Mode daher und lässt einen nicht im Dunklen stehen.
Die Lampe ist kompakt, kann überall hin verschwinden, wenn freie Hände erforderlich sind, muss aufgrund des genialen “Auto-Lockout” nicht extra gesperrt werden und steht mit Doppelklick auf den stets zu findenden Endkappenschalter sofort zur Verfügung. Das ist für meinen Bedarf als Gassi- und Spaziergehlampe eine Punktlandung.
Zusammengefasst: Die E70 MINI ist eine Premium-Lampe zu einem mehr als kompetitiven Preis.
Verbesserungsvorschläge:
- Bei vier regulären Leuchtstufen sollte die Möglichkeit gegeben sein, nicht nur herauf-, sondern auch herunterschalten zu können. Klicken und Halten wäre eine gute Technik.
- Falls die erforderlichen Komponenten noch auf den Treiber passen: Ein Firefly sollte eingerichtet werden, vielleicht sogar zusätzlich zum Ultra Low, so dass beide Modi außerhalb der normalen Schaltreihenfolge liegen.
Beamshots und mehr zur Farbauflösung folgen in Teil II, sobald ich die Gelegenheit bekomme, die aktuell viel zu kurzen Nächte zu nutzen. Übernächstes WE könnte es möglich sein.
Grüße,
Thomas