Und? Wie Läufts bei euch so?
Na gut, wenn du so fragst, probier ich mich mal:
Bei einem lokalen 14 km Lauf (2,8 km Rundkurs, für eine Laufstrecke nicht besonders flach) vor knapp 2 Wochen hatte ich etwas unerwartet meine persönliche Bestzeit unterboten.
Letztes Jahr hatte ich in dem halben Jahr vor dem Lauf runde 1000 Laufkilometer (davon 1-2x/Woche 10(+) km am Stück) und nochmal 1500-2000 km auf dem Rad angesammelt und hatte dann in dem Lauf mit 1:02:51 eine persönliche Bestzeit zusammenbekommen.
Dieses Jahr hatte ich nur wenige hundert Kilometer zusammengelaufen und dabei seit über einem halben Jahr praktisch keine Läufe von 10(+) km mehr gemacht und vielleicht 500 km auf dem Rad. Meine Erwartungen waren daher nicht besonders hoch, dass es mir gelingen würde meine Vorjahreszeit auch nur zu wiederholen, geschweige denn zu verbessern.
In der Woche vor dem Lauf hatte ich dann mit einer intensiven Spinning Einheit am Vortag in Beinen und Kreislauf einen Testlauf auf der Strecke gemacht und kam für mich überraschenderweise auf mit 1:01:15 auf eine neue persönliche Bestzeit auf der Strecke, obwohl ich den Puls durch die Belastung vom Vortag nicht über 187 bekommen habe. Damit kam dann die Hoffnung auf, dass mit frischeren Beinen auch die Stundenmarke fallen könnte.
Das Rennen selbst ging dann mit einem ziemlich strammen Start los, von dem ich mich auf den ersten ein bis anderthalb Kilometer hatte mitreißen lassen. Dann hatte ich mit Blick auf meine Stoppuhr einen Gang rausgenommen und mir einen Läufer gesucht, dessen Tempo mir halbwegs Sinn zu machen schien und hängte mich an dessen Fersen. Dort bin ich dann für rund 3 km geblieben, bis der dann spürbar langsamer wurde, weil er offenbar seinen Start deutlich zu schnell angegangen war. Auf den letzten 10 Kilometern habe ich ihm noch etwa viereinhalb Minuten abgenommen.
Danach waren dann mit vielleicht 80 Meter Vorsprung zwei Läufer vor mir, die, nachdem ich etwas die Leistung herausgenommen hatte, zunächst davongezogen waren. Die beiden hatten aber offenbar ebenfalls überzogen, so dass es nicht lange dauerte, bis ich zu ihnen aufgeschlossen hatte. Zwischendrin dachte ich, dass die mir vielleicht ein geeignetes Tempo laufen würden, aber dem war nicht so, so dass ich die beiden hinter mir ließ.
Die nächsten vier oder fünf Kilometer hatte ich wenig Gesellschaft abgesehen von überrundeten Läufern, ohne andere ähnlich schnelle Läufer vor mir zu sehen. Bei den Zieldurchläufen bis dahin wurde allerdings immer kurz nach mir ein anderer Läufer von den Organisatoren mit Lautsprecherdurchsagen angefeuert, so das ich wusste, dass hinter mir nicht viel Luft war.
Nach der vorletzten Zielpassage hatte er mich dann eingeholt und wir sind bis kurz vor der letzten Zielpassage beisammen geblieben. Er nahm dann eine etwas kürzere Linie durch eine Kurvenkombination und damit war bei mir das "Band" gerissen. Er zog mir dann Meter um Meter weg. Andererseits war etwas weiter vor uns beiden noch ein weiterer Läufer zu sehen, der offenbar auch etwas überzogen hatte und langsam als letztes Fernziel zu meiner Motivation diente.
Während der, Läufer der mich kassiert hatte, relativ schnell zu dem anderen aufgeschlossen und ihn passiert hatte, musste ich die Sache bei einem Puls von 190-194 etwas vorsichtiger angehen und habe mich über vielleicht anderthalb Kilometer etappenweise an ihn herangearbeitet. Die letzten 20 Meter zu ihm habe ich auf einem schmalen Pfad nach dem letzten Anstieg (Puls 196) egalisiert und mich dann gleich als es auf die breitere Strecke ging durch einen enger genommenen 90° Knick knapp vor ihn gesetzt. 50 Meter Weiter kam ein weiterer 90° Knick und ich hielt mit vorn. Bis zum Ziel sind es von dort aus vielleicht noch 250-300 Meter gewesen und ich bin ein ausgesprochen schwacher Sprinter. Eigentlich brauche ich mehr Anlauf, um mit einer längergezogenen letzten Tempoverschärfung über vielleicht 400-500 m richtigen Zielsprints auf den letzten 100 Metern aus dem Weg gehen zu können, aber ich habe habe es probiert. Dieses Mal hatte ich die gleiche kürzere Linie gewählt wie der Läufer, der mich in der Runde zuvor damit losgeworden war und konnte mich letztlich vorn halten.
Ich bin mit einer Zeit von 58:33 6. geworden, der Kollege wurde eine Sekunde hinter mir gewertet. Der Läufer, der mich kassiert hatte, war letztlich dann doch "nur" 15 Sekunden oder rund 60 Meter vor mir. Mein Maximalpuls irgendwo auf dem letzten Kilometer oder vielleicht auch unmittelbar nach dem Zieldurchlauf hatte noch 205 erreicht.
Erklärungsansätze für die Leistungssteigerung, die mich zunächst doch etwas überrascht hat:
- Letztes Jahr hatte ich etwa ein halbes Jahr vor dem Lauf mit dem intensiveren Sportprogramm angefangen. Dieses Jahr waren es anderthalb Jahre intensiven Sportprogramms im Vorlauf, so dass ich an dieser Stelle noch gewisse Langzeiteffekte für plausibel halte.
- Relativ kurz vor dem Lauf letztes Jahr hatte ich angefangen Spinning und einen Mannschaftssport mit ins Programm aufzunehmen. Beide aber wohl zu kurz vor dem Lauf, um sich für den Lauf allzu stark bemerkbar zu machen. Auch hier sind mit einem zusätzlichen Jahr Langzeitwirkungen plausibel.
- Der Mannschaftssport bringt zum einen als Teil der Aufwärmübungen Teile des Lauf ABCs mit sich (Hopserlauf und Konsorten) und zum anderen während der Spiele/Übungen praktisch eine Art Sprintintervalltraining.
- Das Spinning wiederum bringt intensive Belastungen von rund 50 Minuten Dauer, die neben dem Kreislauf auch die Beine über ein relativ breites Kadenz- und Kraftspektrum fordern.
- Die verbliebenen Laufstrecken sind wiederum nur Kurzstrecken des Alltags mit typischerweise 1,5-2 km Länge in der Stadt, dafür aber häufig mit entsprechend höherem Tempo. Seit einem dreiviertel Jahr sind außerdem auch noch Ruhetage zwischen die Belastungen dazugekommen.
Ich erwarte aber, dass wenn ich mit dem Sport so weitermache wie jetzt, für das Laufen keine großartigen Leistungssteigerungen mehr herauskommen.
Das wars auch schon...
MfG Frederick