Süd-Frankreich, Okzitanien, Land der
Katharer - auch Albigenser genannt, nach ihrer Hauptstadt
Albi.
Das Netz ist voll von Informationen, da die Geschichte dieser Glaubensrichtung im damaligen Europa für Aufsehen sorgte und den Erz-konservativen Katholiken ein Dorn im Auge war. Unter dem damaligen Papst Innozenz III. wurde 1206 die Strategie der Denunzierung und die Versuche, die Anhänger zu bekehren, auf Grund des Misserfolges verworfen und zunächst ein weiteres Gespräch gesucht. Als dieses auch erfolglos blieb und der den Gesprächen entsandte und beiwohnende Zisterziensermönch Pierre de Castelnau zwei Jahre nach der Entsendung ermordet wurde, blies Innozenz III. noch im selben Jahr zum Kreuzzug, der 1209 begann und gleich mit dem Massaker von
Béziers traurigen Höhepunkt erlangte.
Als hier der Anführer der Kreuzzüge, Simon IV. de Montfort, von seinen Kriegern bei der Belagerung der Kathedrale St. Nazaire, in die sich die Einwohner geflüchtet hatten, gefragt wurde, woran man sie denn erkennen möge, soll er gesagt haben: "Tötet sie [alle], der Herr wird die Seinigen schon erkennen!"
Es sollen in diesen Tagen 20.000 Menschen verbrannt oder niedergemetzelt worden sein - allein 7000 verbrannten mit und in der Kathedrale.
Dies nur ein winziger Ausschnitt aus der Geschichte. Wer mehr erfahren möchte, folge bitte den Links oder nutzt eine Suchmaschine.
Was geblieben ist und zum Glück teils liebevoll restauriert wurde, sind die vielen Burgen und Zufluchtsorte der Katharer während der Kreuzzüge. Wer sich schon etwas mit ihnen beschäftigt hat wird die klangvolle Namen kennen: Montségur, Quéribus, Peyrepertuse, Aguilar, Termes, Puilaurens, Lastours, um nur die bekanntesten zu nennen.
Carcassonne, bis heute voll erhaltene und Europas größte Festungsstadt, nimmt als Ausnahme-Erscheinung in Pracht, Größe und Erhaltungszustand eine gesonderte Rolle ein.
Jede dieser und auch anderer geschichtsträchtiger Orte ist absolut sehens-und empfehlenswert, keiner gleicht dem anderen.
Wir haben nun das Glück, recht nahe zu allen genannten Burgruinen und der Festungsstadt Carcassonne unsere Urlaube verbringen zu können - keine ist weiter als 80km von unserer Unterkunft entfernt. Béziers gar umme Ecke - es dürften nur 16km sein.
Nachdem wir uns in den vergangenen Jahren immer nur eine Burg für einen Besuch ausgesucht hatten (Quéribus und hier, Montségur):
... hatte ich Lust auf mehr, bekam ich doch in diesen beiden Burgruinen den Geist der Geschichte irgendwie zu spüren. Der Gedanke dabei, wie man so friedfertige und harmlose Anhänger einer Glaubensrichtung einfach niedermetzeln kann, nur um die eigenen Machtposition zu festigen, erschüttert mich zu tiefst, auch bei aktuellen Ereignissen in der heutigen, nicht minder feindlichen Zeit.
Durch einen schönen Bildband kannten wir zwar nun Bilder vieler Katharer-Zufluchtsorte, jedoch sind ihre Zweidimensionalität nur bei genauester Betrachtung aussagefähig - selbst das mehrfache Überfliegen der Seiten zeigte nicht die große Überraschung im diesjährigen Urlaub: Lastours.
Der Hügel mit den vier einzelnen Burgen liegt in einem der schönen schmalen Flusstäler im nördlichen Hinterland von Carcassonne, zu Füßen der Montagne Noir.
Nichtsahnend fährt man die schmale Straße entlang, zudem hatten wir nichts dolles erwartet, liegt Lastours doch nur eine halbe Stunde Autofahrt (nur Minèrve liegt noch näher) von unseren Lieblings-Wochenmarkt in Olonzac entfernt, den wir am selben Morgen besucht hatten. Danach ist immer ein weitere Ausflug mit, oder wie jetzt, ohne Picnic geplant.
Sehr schön gemacht: der kostenlose Parkplatz am Beginn des Ortes lädt zu einem Spaziergang durch diesen ein - sehr schnuckelig wie fast jeder, der in einem engen Tal liegt. Durch Hinweisschilder wird man zum Empfangs-Gebäude direkt oberhalb des Flusses geleitet, das im Innern wirklich angenehm mit großer Info-und Zahl-Theke, sowie einem hochwertig bestücktem Shop gestaltet ist.
Von hier aus beginnt man die Besichtigung, für die man sich insgesamt mindestens zwei Stunden Zeit nehmen sollte, und wird zunächst über eine Rampe, dann über eine Brücke über die dem Flusstal weiter folgenden Straße geführt.
Jetzt beginnt der nicht wirklich anstrengende Aufstieg, der zunächst keinen Blick auf das Kommende freigibt .
Doch nach ca. zwei Drittel der Strecke dies - hier erahnt man die Dimension des Hügels und der Anlage
die Zypressen lassen das Mittelmeer-Feeling auch hier vollends entfalten
Im Flyer, den man beim Bezahlen auch in Deutsch bekommt, erfährt man das Wichtigste, vor allem, daß sich die Hauptburg (hier rechts zu sehen)
zunächst einige Meter weiter unterhalb, näher am zugehörigen Dorf befand. Auch das Areal der Dorfreste ist durch einen neuartigen Rundweg (erkennbar rechts am Hang) erschlossen, der Rundweg "hinter" den Hügel unbedingt empfehlenswert
Hierbei wurden die Stufen im Fels und im Gelände mit rostenden Eisenplatten gesichert, die optisch einfach passen und nichts verhunzen - hier zu sehen
und neue Blicke ermöglichen, bis man die oberste der vier Burgruinen erreicht
Weitere Eindrücke von den Chateaux de Lastours
Einige Tage später machten wir uns in südlicher Richtung auf in die Corbières, einem hügeligen bis bergigen und recht trockenen und wenig bewaldeten Landstrich voller Wein, Geschichte und mehr. Fast alle benannten Katharer-Burgen liegen hier direkt vor den östlichen Pyrenäen, auch daher imposant fürs Auge.
Nutzt man auch hier kleine Straßen, die wiederum durch malerische Orte und kleinen Schluchten oder engen Flusstälern führen, ist schon die Anfahrt ein Genuss.
Aguilar, eher unspektakulär, jedoch auch auf einem Hügel mitten in der Gegend daherkommend, bietet die bisher weitreichendste Möglichkeit, mit dem PKW heranzukommen.
Nur wenige Meter unterhalb der Burgruine (aber durch eine extrem schmale Straße etwas abenteuerlich zu erreichen - hier hat kein Fahrrad mehr neben einem PKW Platz. Nicht auszudenken, wenn in der Hochsaison hier Heerscharen moderner Kreuzritter einfallen, und einer rauf, der andere runter möchte. 2km nur eine einzige Ausweich-Möglichkeit
) befindet sich der ansprechend gestaltete Parkplatz und das kleine Kassenhäuschen. Kein Museum, kein Shop - nur die Burg, die Gegend und Du.
Vom Parkplatz aus gesehen
Pyrenäen, immer noch mit Schnee, mit ihrem Pic du Canigou
Burg und Gegend - die Corbières
Noch am gleichen Tag - es bot sich einfach an, da der Weg dorthin auch pittoresk sein sollte und die Richtung ins traute Heim stimmte - besichtigten wir eine weitere Katharer-Burg: Termes. Dazu im dritten Teil die Einzelheiten und Bilder.
Liebe Grüße
Franky