Mit etwas Verspätung kommen nun auch meine Eindrücke von den beiden Olight S1 Mini Lämpchen (gut das ich mir Notitzen gemacht hatte).
Mein Dank geht an
@amaretto für die Organisation des PAs.
Gleich vorweg: bei mir konnten die beiden Lampen keine Begeisterung hervorrufen. Es gab einfach zu viele Dinge die mir störend oder negativ aufgefallen sind. Im nachfolgenden sind daher auch hauptsächlich die Kritikpunkte aufgelistet (ich bitte zu Bedenken dass es sich dabei natürlich nur um meine bescheidene Meinung handelt).
Zuerst jedoch ein paar Worte zu den beiliegenden Akkus:
Bei dem Olight ORBC-163C06 Akku handelt es sich um einen 16340 Akku der über einen Micro-USB Anschluss verfügt. Durchaus ganz praktisch wenn man z. B. kein Ladegerät besitzt oder auf Reisen ist, da der Akku einfach mittels PC, Powerbank oder einem sehr häufig schon vorhanden USB-Netzteil (oftmals fälschlicherweise als USB-Ladegerät bezeichnet) geladen werden kann.
Der Zukunftssicherheit halber wäre allerdings ein USB Type-C Anschluss besser gewesen.
Ein leerer Akku (rote LED unter der Abdeckung des Tasters leuchtete) war, über den Micro-USB Anschluss geladen, in ca. 2,5 Stunden wieder voll (genauen Ladestrom habe ich leider nicht notiert, er lag aber glaube ich bei etwas über 300 mA, in etwa 0,5C).
Während des ladens leuchtet der Akku rot, wenn er voll ist grün. Ladeschlussspannung war 4,20 V, ca. eine Stunde danach hatte der Akku eine Ruhespannung von 4,17 V.
Desweiteren habe ich bei beiden Akkus die Kapazität getestet. Zum Vergleich habe ich gleichzeitig auch zwei Fenix ARB-L16-700 16340 Akkus getestet.
Zuerst wurden die Akkus auf 4,2 V geladen (30 mA Terminierungsstrom) und danach mit 1 A auf 2,8 V entladen.
ORBC-163C06 #1: 656 mAh; 2,295 Wh
ORBC-163C06 #2: 670 mAh; 2,333 Wh
ARB-L16-700 #1: 714 mAh; 2,496 Wh
ARB-L16-700 #2: 715 mAh; 2,480 Wh
Etwa eine Stunde danach hatten die beiden Olight Akkus eine Ruhespannung von 3,44 V und die beiden Fenix Akkus 3,30 V bzw. 3,37 V.
Dank eines Users aus dem BLF weiß man dass in dem Olight ORBC-163C06 (und mit großer Wahrscheinlichkeit auch in ähnlichen Akkus anderer Marken) die
YLE INR16300A65 Zelle von ChangDe Yiklik Energy Limited verbaut ist.
In dem Fenix ARB-L16-700 ist mit großer Wahrscheinlichkeit die
YLE INR16320A70 Zelle verbaut.
Durch die Verwendung einer 16300 Zelle (30,0 mm Länge) hat der Olight Akku trotz Micro-USB und Schutzschaltung am Pluspol in etwa die gleiche Größe wie eine CR123A Batterie (genaue Maße habe ich leider nicht, da ich vergessen habe die Akkus zu vermessen).
Durch den fehlenden Micro-USB Anschluss benötigt die Schutzschaltung am Pluspol des Fenix Akkus weniger Platz und es kann eine größere 16320 Zelle (mit 32,0 mm Länge) zum Einsatz kommen ohne dass die Maße einer CR123A Batterie überschritten werden.
Nun aber zu den Lampen selbst.
Als erstes fällt die geringe Größe und das interessante Design auf. Beide Punkte haben jedoch auch Nachteile: das Design ist zwar ungewöhnlich und schick, bietet aber nur wenig Grip und die geringe Größe ist schon in einem Bereich in dem es anfängt
zu klein und dadurch unhandlich zu werden.
Das der Akku quasi "falsch herum" (Minuspol zum Lampenkopf) eingelegt wird kennt man ja schon von älteren Modellen der Baton Serie.
Positiv Punkten kann die Lampe durch den praktischen Magnet in der Tailcap.
Als nächsten Kritikpunkt wäre der Clip zu nennen.
Bei älteren Modellen der Baton Serie war ein Manko des Clips das dieser nur ein tragen der Lampe mit Kopf nach oben ermöglichte, meist wird jedoch Kopf nach unten bevorzugt. Dieses Manko wurde zwar behoben (die S1 Mini kann sogar in beide Richtungen getragen werden), an der Umsetzung hapert es jedoch.
Der Clip ist im Verhältnis zur Lampe relativ groß geraten und liegt nicht gut in der Hand (unter Umständen sind diese beiden Punkte aber auch einfach der geringen Größe der Lampe geschuldet). Auch schleift der Clip an der Tailcap was den Akkuwechsel etwas fummelig macht.
Das größte Problem des Clips ist jedoch dass die Lippe (das Ende an dem das Metall nach oben geht) zu klein ist. Es ist schlicht nicht möglich die Lampe einfach an die Hosentasche zu clipsen, selbst bei dünnem Stoff greift der Clip nicht (weder in der einen, noch in der anderen Richtung), d. h. man muss nachhelfen und, was ziemlich unpraktisch ist, den Clip erst vorher von Hand (u. U. benötigt man beide Hände dafür) leicht aufbiegen bzw. öffen um die Lampe an der Hosentasche befestigen zu können.
Kurzum, der Clip ist kaum zu gebrauchen, vermutlich ist es besser diesen komplett wegzulassen (zur Vermeidung von potentiellen Kratzern habe ich den Clip jedoch nicht entfernt um dies auszuprobieren).
Der Taster ist leider nicht versenkt, wodurch die Gefahr besteht dass sich die Lampe ungewollt einschaltet. Es gibt zwar einen elektronischen und mechanischen Lockout, beides ist jedoch für eine EDC Lampe die für ihre spontanen Einsätze schnell zur Verfügung stehen muss nicht sehr praktikabel.
Bei dem UI gibt es, neben einigen Kritikpunkten, auch eine positive Nachricht: der Modiwechsel hat ein vernünftiges Tempo (im Gegensatz zu dem furchtbar lahmen Modiwechsel bei der S1 Ti, dem letzten Modell der Baton Serie dass ich in der Hand hatte).
Schade ist, dass man aus dem Turbo Modus nicht mit einem zweiten Doppelklick wieder zurück in den vorherigen Modus kommt.
Mode Memory ist bei der S1 Mini etwas seltsamen Implementiert. Die zuletzt verwendete Stufe wird gespeichert, Turbo und High wird jedoch nur für 10 min gespeichert, wenn die Lampe länger als 10 min aus war schaltet sie sich beim nächsten Mal auf der Medium Stufe ein. Der Sinn dahinter erschließt sich mir nicht.
Der Benutzer benötigt, besonders bei einem solch unnötigen komplizierten Mode Memory, ebenfalls "Memory", sonst ist die Helligkeit beim Einschalten mit einem Überraschungseffekt verbunden (außer man benutzt den direkten Zugriff auf Moonlight oder Turbo).
Ganz ohne Mode Memory wäre das UI IMO besser.
Gefühlt ist bei jedem neuen Modell der Baton Serie dass UI
wieder etwas anders (gelegentlich mit Verschlimbesserungen).
Die Modiabstufung ist leider nicht optimal, der S1 Mini fehlt eine echte Low Stufe. Zwischen Moonlight und "Low" klafft eine eine große Lücke.
Nun zum wichtigsten, dem Licht und dem Lichtbild.
Die eine Variante der S1 Mini ist mit einer kaltweißen XM-L2 ausgestattet. Lichtfarbe und Tint sind folglich wie man es von 08-15 kaltweiß kennt: kalt, grell, fahl und mit mieser Farbwiedergabe (meist gibt es noch einen Grünstich gratis oben drauf, davon war das PA Exemplar jedoch weitestgehend verschont).
Das Lichtbild ist hingegen sehr gut und praktisch (besonders für eine EDC Lampe). Ein sehr großer, klar abgegrenzter Hotspot und außen herum ein schwacher Spill (typisch TIR Linse). Leider findet man etwas außerhalb der Mitte einen unregelmäßigen hellen Fleck, ob das nur bei dem PA Exemplar so ist oder ob es ein Serienproblem ist kann ich natürlich nicht beurteilen.
In der anderen Variante kommt eine high CRI XP-G3 mit ca. 5500K zum Einsatz. Von dem messtechnisch hohen CRI bleibt in der Praxis wenig übrig, da es schlicht durch miesen Tint ruiniert wird. Zwischen dieser LED und einer high CRI Nichia 219BT-V1 sw57 (ca. 5700K) oder sw50 (ca. 5000K) liegen Welten. Der veraltete CRI Standart ist einfach nicht sehr gut geeignet zur Messung und Beurteilung der Lichtqualität eine LED.
Das Lichtbild gleicht einem Regenbogen (großer tintshift). Kalt im Zentrum des Hotspots, am Rand ein deutlicher Grünstich. Der Spill ist wiederum kalt (und leicht bläulich). Das ist ähnlich irritierend und störend wie ein Donut-hole. Der Hotspot ist etwas kleiner und geht weicher in den Spill über im Vergleich zur CW Variante.
Fazit: Dank des PAs weiß ich nun dass ich mir die Lampen gar nicht erst kaufen brauche, ich würde mit keiner der beiden Versionen glücklich werden. Es bleibt zu hoffen dass die zweite high CRI Lampe von Olight besser wird.
Soweit meine persönliche Meinung, mag durchaus sein dass andere Menschen etwas andere Ansichten haben. Einige Dinge wurden auch sehr deutlich und evtl. etwas überspitzt dargestellt um den Punkt besser rüber zu bringen.