Hallöchen Leute,
an dieser Stelle reizt es mich gerade, mal etwas über das im Titel stehende Thema zu schwadronieren, allerdings auch eigene Erfahrungen mit ins Spiel zu bringen.
Immer wieder lese ich hier, dass entweder ein „Strobe“ wichtig in einer Taschenlampenberatung sei oder aber dieser je nach Vorliebe im UI eingebaut sein sollte.
An sich überhaupt auch gar kein Problem. Jeder kann und soll sich seine Lampe kaufen, wie er möchte...mit Funktionen, Aussehen oder UI, worauf man Lust hat. Niemals würde ich es kritisieren, wenn Jemand eine Tala mit Strobefunktion sucht.
Was ich jedoch des öfteren im Kontext herauslese, ist die Tatsache, dass diese Funktion als probates Mittel im Rahmen der Selbstverteidigung angewandt werden soll. Genau so, wie ich es hier im Internet oder gedruckten Medien nachlesen kann. Da überkommt mich wirklich jedesmal ein eigenartiges Gefühl, wie in der heutigen Gesellschaft jedes noch so kleine Thema aufgehetzt, jede noch so kleine politische Entscheidung mit Protesten beantwortet wird und trotzdem diese als hingenommene Tatsache „Strobo ist gut zur Selbstverteidigung“ ungefragt akzeptiert wird. Liegt es wirklich am Thema, dass es für Niemanden präsent ist? Im Gegensatz zu kürzlich veröffentlichen Aufrufen in den Internetmedien, sich massenweise zu ritzen, weil sich 4 Youtuber, welche gemeinsam gezockt haben, von einem getrennt haben, geht es beim Thema „Selbstverteidigung und deren Mittel“ allen am Allerwertesten vorbei? Das ist für mich immer so schwer zu glauben!
Also...da es wirklich Niemanden zu geben scheint, der sich mal „ausführlich“ mit dem Thema beschäftigt hat oder sich mal darüber mehr Gedanken macht als „Ist halt so“, bringe ich mal meine Erfahrungen und persönliche Sichtweise zum Ausdruck.
Was habe/hatte ich mit dem Thema zu tun?
Während meiner 12 jährigen militärischen Laufbahn bin ich mit diesem Thema am meisten in Kontakt gekommen. Allerdings auch nur, wenn es um das Thema „militärische und zivile Spezieleinheiten“ ging. Auch als Ausbilder für die Zugriffseinheiten der Bundeswehr, welche gemeinsam mit SEK und ZUZ üben und ausbilden, war das Thema „Strobo“ ein eigenes großes Kapitel, welches VIEL Ausbildung, Zeit und Training erfordert.
Viele werden jetzt wahrscheinlich die Stirn runzeln und sich fragen, was „Lampe mit Strobo ins Gesicht halten“ mit „VIEL Ausbildung, Zeit und Training“ zu tun hat. Denn genau exakt bei diesem Punkt, wo ich jetzt bin, ist die große Diskrepanz zwischen Theorie, Volksglaube und Praxis. Hier ist der Knotenpunkt, wo alles zusammenläuft.
Nach der militärischen Karriere wurde ich von der Polizei im Rahmen eines Sonderprogramms übernommen und kann nach 4 Jahren „Auf der Straße“ berichten, dass der normale Polizist (von Ausnahmen vielleicht abgesehen) mit diesem Thema genau so viel zu tun hat, wie ein ganz normaler Bürger in Deutschland. Ja...es gibt Übungen bei Nacht und mit Talas. Aber da ist eine „Stroboausbildung“ noch sehr weit entfernt. Selbst ich als stetig auf Abruf stehende „Erstinterventionskraft bei Terrorlagen“ (klingt alles viel komplizierter, als es ist) komme in dieser recht speziellen Ausbildung eben nicht zu diesem Thema durch. Außer bei der Spezialeinheit gibt es das Thema kaum oder garnicht. Das hat auch einen Grund, den ich bereits genannt habe...“VIEL Ausbildung, Zeit und Training“. Diese Aspekte kann sich leider nur eine Spezialeinheit leisten. Die Kollegen im Schichtdienst sind für sowas nicht entbehrlich und können nachvollziehbar auch nicht oft gemeinsam trainieren. Es gibt jetzt schon Probleme, von den Überstunden runterzukommen.
Das alles soll auf ein paar Aspekte aufmerksam machen:
Im Gegensatz zum allgemeinen Glauben, wird kein Einbrecher, Angreifer, Räuber oder sonst Jemand, der eine andere Person körperlich angreift, durch die Strobofunktion geblendet stehenbleiben, orientierungslos sein oder gar zu Boden gehen. NEIN! Definitiv NEIN (Wir gehen jetzt vom Normalfall aus und nicht, dass der Angreifer Epileptiker ist und dadurch sofort k.o. geht)! Selbstverständlich kann ich nicht behaupten, dass ein Strobo absolut keine Auswirkungen auf die Situation haben kann, aber eben nicht in ihrem eigentlich gedachten Sinne. Denn dann hätte auch eine Pfeife, ein Schreien oder normales Licht ausreichen können, um den Angreifer zu verjagen. Ob es nun der Strobo war? Wer weiß. Allerdings reden wir über die spezifischen Eigenschaften von Strobofunktionen in Taschenlampen, die eben von der Allgemeinheit so wahrgenommen und deshalb auch gewünscht werden, wie, dass man damit so stark Jemanden blenden kann, dass er außer Gefecht ist, die Flucht ergreift oder nichts mehr sieht und stehen bleibt.
Und jetzt werde ich leider ganz viele Vorstellungen zerstören müssen Wisst ihr, was passiert, wenn ein realer Angreifer auf euch zukommen und verletzen möchte und ihr den Strobo anschmeißt? Er kneift die Augen etwas zusammen geht weiter auf euch zu und führt seinen Angriff aus! Sei es, zuerst die Lamoe wegschlagen, ins Gesicht hauen oder gegen den Körper treten. Denn ihr als rechtsschaffende Bürger habt keine Intention in diesem Moment, ihn körperlich dingfest zu machen, er will euch aber angehen. Damit haben wir die Diskrepanz, dass er euch schlägt und ihr in eurer Abwehrhaltung kaum etwas ausrichten könnt, außer dass die Tala irgendwann aus der Hand fällt.
Wann ist also ein Strobo sinnvoll? NUR dann...und das meine ich wirklich so, wenn keine passive Situation vorherrscht, sondern wenn der andere körperlich überwältigt werden soll. In der Regel ist es bei einem Angriff oder bei einer Festnahmen (Spezialeinheiten) oder in einer (was eher selten bei normalen Menschen vorkommt) Verteidigungssituation. Seid euch aber bewusst, dass der Einsatz von Strobo gegen einen anderen Menschen wirklich nur sinnvoll ist, wenn AKTIV gegen die andere Personen mit einer Kette weiterer Maßnahmen vorgegangen wird! Das bitte immer im Hinterkopf halten. Wollt ihr euch aus dem Staub machen, rennt weg...müsst ihr kämpfen, weil der Angreifer schon zu nahe ist oder ihr habt keine Fluchtmöglichkeit mehr...nutzt NICHT den Strobo...dann lieber die Taschenlampe ins Gesicht schlagen oder mit Fäusten Kämpfen. Würde jetzt eine in diesem Thema voll ausgebildete Person das Opfer sein, dann könnte der Entschluss gefasst werden, den Angreifer zu überwältigen und der Strobo würde hier in Verbindung mit lang eintrainierten und automatischen Bewegungsabläufen einen Vorteil bringen. Ansonsten allerdings nicht!
Schnappt euch dochmal einen Freund und übt so eine Situation. Allein für die Erkenntnis, was ein Strobo kann und was nicht, ist so eine Erfahrung wertvoll. Viele reden immer von Selbstverteidigung, aber spielt sowas dochmal in Wirklichkeit nach. Nachts, dunkler Raum. Einer kommt in den Raum und will den anderen angreifen, der zückt den Strobo. Und dann die Rollen wechseln. Und so weit gehen, bis Körperkontakt herrscht! Ihr werdet sehen, dass der Angreifer theoretisch in dieser Situation alles mit der Person hinter der Lampe machen könnte. Einschlagen, eintreten...egal was...denn hinter der Lampe ist das Opfer und egal wie und wo...man trifft immer. Und da der andere fälschlicher Weise nur passiv auftritt, hat der Angreifer nichtmal ein Risiko. Augen zukneifen und auf den Schatten hinter der Lampe einwirken. Kein Thema...probiert es aus.
Warum ist ein Strobo also nur in aktiven Situationen sinnvoll? Weil dieser nur „EFFEKTIV“ für den Bruchteil einer Sekunde wirkt. Nach genau diesem Bruchteil hat das Gehirn diesen Reiz eingeordnet und kann reagieren. Und jetzt aufpassen! Wenn in diesem Bruchteil einer Sekunde, wo der Strobo effektiv wirkt, nicht aktiv gehandelt wird, das das komplette Konzept „Strobo“ keine Wirkung mehr im gedachten Sinne.
Natürlich reagieren Menschen alle unterschiedlich...auch gibt es viele verschiedene Frequenzen von verschiedenen Talaherstellern. Aber der wirklich angedachte Zweck ist hier das Gehirn für einen Bruchteil einer Sekunde zu überreizen, was auch passiert, und das war es...danach kann man die Augen zusammenkneifen und ganz normal weiter handeln.
Jetzt kommen wir zu dem Thema Ausbildung und Training. Es muss unter Einsatz eines Strobos ein nahezu perfektes Timing herrschen, die Beamten müssen perfekt positioniert sein und der Handlungsablauf muss ebenfalls blitzschnell erfolgen und automatisiert. Bis unter Einsatz des Strobos ein Vorteil hervorgeht, benötigt man viel Übung. Viel viel Übung! Auch die Besten der Besten müssen das intensiv trainieren, um den EIGENTLICHEN Verwendungszweck einer Strobofunktion in einer Taschenlampe zum Vorteil nutzen zu können.
Aber wenn das nur unter diesen Umständen Sinn macht...warum hat dann fast jede Taschenlampe so eine Funktion, wenn doch tatsächlich fast Niemand damit richtig umgehen kann?
Naja...ihr wisst es genau so gut wie ich, dass es eine Marketingsache ist, damit man das Wort „taktisch“ legitimisiert und auch eventuelle Behördenlampen sollen sowas haben. Dann gibt es den Aspekt, dass viele einfach einen Strobo haben wollen. Sei es auch genannten Gründen oder einfach zum rumspielen. Da spricht auch nichts dagegen...aber der Gedanke muss raus, dass man damit wirksam Jemanden stoppen kann.
Und das genau hat kaum Jemand auf dem Schirm, der sich eine Strobofunktion zur reinen Selbstverteidigung wünscht.
Ein weiteres Problem tut sich leider noch auf:
Es geht ja darum, mit dem Glauben, der Strobo würde im Ernstfall helfen, mehr Risiko einzugehen. Das subjektive Sicherheitsgefühl ist eine interessante psychologische Sache, wo wenig Dinge das Verhalten stark beeinflussen können. Vielleicht kennt ihr das...wenn man als Kind im dunklen Wald war und sich absichtlich der Angst ausgesetzt hat...dann verschwand die Angst zu einem relativ große Teil, sobald man einen Stock in der Hand zu „Verteidigung“ hatte. So traut man sich mehr, geht weiter in den Wald und hat durch den Stock ein Stück weit Sicherheitsgefühl, obwohl dieser im Ernstfall kaum ausreichen dürfte...egal, für welches Szenario. Es ist also leider nur vorgetäuschte Sicherheit. Wie bei der Strobofunktion...so kann im ungünstigen Fall sogar eine deutlich gefährliche Situation auftreten, wenn man Strobo benutzt, als ohne. Sei es, dass der Angreifer aggressiv wird, das Licht schnellstmöglich aus haben will und den Verteidiger massiv angeht oder Leute mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl mehr riskieren, als sein muss, da sie eine Lampe mit Strobo in der Hand halten.
Ihr seht also...es gibt viele Aspekte, die beachtet werden sollten, wenn man sich zur reinen Selbstverteidigung auf die Strobofunktion verlassen will. So einfach ist das nämlich nicht.
Wenn man wollte, könnte man noch deutlich tiefer in das Thema einsteigen (keine Sorge, mache ich nicht), was z.B. die Taktrate des Strobos in den Synapsen auslösen kann oder wie sich in so einer Situation der psychische Zustand auswirkt. Sei es für den Angreifer oder den Verteidiger.
Dann gäbe es noch den Aspekt der Rechtmäßigkeit bzw. der Verhältnismäßigkeit. Wäre in der klassischen Verteidigungssituation ein anderer Gegenstand oder eine andere Waffe vielleicht deutlich wirksamer und trotzdem „erlaubt“?
Ein riesen großes Thema. Mit meiner Meinung dazu, welche aus Erfahrungen aber auch persönlicher Sichtweise besteht, möchte ich Niemanden etwas ausreden, keinen bekehren oder die Taschenlampensuche beeinflussen. Ich möchte lediglich allgemein auf das Thema „Wofür ist ein Strobo eigentlich gedacht?“ und im speziellen auf eventuell auftretende Gefahren, aber auch auf Irrtümer in Bezug auf die Anwendung von Strobo, aufmerksam machen.
Wenn man etwas mal die Ernsthaftigkeit rausnimmt, ist ein Strobo immer noch ein tolles Spielzeug. Auch für mich.
an dieser Stelle reizt es mich gerade, mal etwas über das im Titel stehende Thema zu schwadronieren, allerdings auch eigene Erfahrungen mit ins Spiel zu bringen.
Immer wieder lese ich hier, dass entweder ein „Strobe“ wichtig in einer Taschenlampenberatung sei oder aber dieser je nach Vorliebe im UI eingebaut sein sollte.
An sich überhaupt auch gar kein Problem. Jeder kann und soll sich seine Lampe kaufen, wie er möchte...mit Funktionen, Aussehen oder UI, worauf man Lust hat. Niemals würde ich es kritisieren, wenn Jemand eine Tala mit Strobefunktion sucht.
Was ich jedoch des öfteren im Kontext herauslese, ist die Tatsache, dass diese Funktion als probates Mittel im Rahmen der Selbstverteidigung angewandt werden soll. Genau so, wie ich es hier im Internet oder gedruckten Medien nachlesen kann. Da überkommt mich wirklich jedesmal ein eigenartiges Gefühl, wie in der heutigen Gesellschaft jedes noch so kleine Thema aufgehetzt, jede noch so kleine politische Entscheidung mit Protesten beantwortet wird und trotzdem diese als hingenommene Tatsache „Strobo ist gut zur Selbstverteidigung“ ungefragt akzeptiert wird. Liegt es wirklich am Thema, dass es für Niemanden präsent ist? Im Gegensatz zu kürzlich veröffentlichen Aufrufen in den Internetmedien, sich massenweise zu ritzen, weil sich 4 Youtuber, welche gemeinsam gezockt haben, von einem getrennt haben, geht es beim Thema „Selbstverteidigung und deren Mittel“ allen am Allerwertesten vorbei? Das ist für mich immer so schwer zu glauben!
Also...da es wirklich Niemanden zu geben scheint, der sich mal „ausführlich“ mit dem Thema beschäftigt hat oder sich mal darüber mehr Gedanken macht als „Ist halt so“, bringe ich mal meine Erfahrungen und persönliche Sichtweise zum Ausdruck.
Was habe/hatte ich mit dem Thema zu tun?
Während meiner 12 jährigen militärischen Laufbahn bin ich mit diesem Thema am meisten in Kontakt gekommen. Allerdings auch nur, wenn es um das Thema „militärische und zivile Spezieleinheiten“ ging. Auch als Ausbilder für die Zugriffseinheiten der Bundeswehr, welche gemeinsam mit SEK und ZUZ üben und ausbilden, war das Thema „Strobo“ ein eigenes großes Kapitel, welches VIEL Ausbildung, Zeit und Training erfordert.
Viele werden jetzt wahrscheinlich die Stirn runzeln und sich fragen, was „Lampe mit Strobo ins Gesicht halten“ mit „VIEL Ausbildung, Zeit und Training“ zu tun hat. Denn genau exakt bei diesem Punkt, wo ich jetzt bin, ist die große Diskrepanz zwischen Theorie, Volksglaube und Praxis. Hier ist der Knotenpunkt, wo alles zusammenläuft.
Nach der militärischen Karriere wurde ich von der Polizei im Rahmen eines Sonderprogramms übernommen und kann nach 4 Jahren „Auf der Straße“ berichten, dass der normale Polizist (von Ausnahmen vielleicht abgesehen) mit diesem Thema genau so viel zu tun hat, wie ein ganz normaler Bürger in Deutschland. Ja...es gibt Übungen bei Nacht und mit Talas. Aber da ist eine „Stroboausbildung“ noch sehr weit entfernt. Selbst ich als stetig auf Abruf stehende „Erstinterventionskraft bei Terrorlagen“ (klingt alles viel komplizierter, als es ist) komme in dieser recht speziellen Ausbildung eben nicht zu diesem Thema durch. Außer bei der Spezialeinheit gibt es das Thema kaum oder garnicht. Das hat auch einen Grund, den ich bereits genannt habe...“VIEL Ausbildung, Zeit und Training“. Diese Aspekte kann sich leider nur eine Spezialeinheit leisten. Die Kollegen im Schichtdienst sind für sowas nicht entbehrlich und können nachvollziehbar auch nicht oft gemeinsam trainieren. Es gibt jetzt schon Probleme, von den Überstunden runterzukommen.
Das alles soll auf ein paar Aspekte aufmerksam machen:
Im Gegensatz zum allgemeinen Glauben, wird kein Einbrecher, Angreifer, Räuber oder sonst Jemand, der eine andere Person körperlich angreift, durch die Strobofunktion geblendet stehenbleiben, orientierungslos sein oder gar zu Boden gehen. NEIN! Definitiv NEIN (Wir gehen jetzt vom Normalfall aus und nicht, dass der Angreifer Epileptiker ist und dadurch sofort k.o. geht)! Selbstverständlich kann ich nicht behaupten, dass ein Strobo absolut keine Auswirkungen auf die Situation haben kann, aber eben nicht in ihrem eigentlich gedachten Sinne. Denn dann hätte auch eine Pfeife, ein Schreien oder normales Licht ausreichen können, um den Angreifer zu verjagen. Ob es nun der Strobo war? Wer weiß. Allerdings reden wir über die spezifischen Eigenschaften von Strobofunktionen in Taschenlampen, die eben von der Allgemeinheit so wahrgenommen und deshalb auch gewünscht werden, wie, dass man damit so stark Jemanden blenden kann, dass er außer Gefecht ist, die Flucht ergreift oder nichts mehr sieht und stehen bleibt.
Und jetzt werde ich leider ganz viele Vorstellungen zerstören müssen Wisst ihr, was passiert, wenn ein realer Angreifer auf euch zukommen und verletzen möchte und ihr den Strobo anschmeißt? Er kneift die Augen etwas zusammen geht weiter auf euch zu und führt seinen Angriff aus! Sei es, zuerst die Lamoe wegschlagen, ins Gesicht hauen oder gegen den Körper treten. Denn ihr als rechtsschaffende Bürger habt keine Intention in diesem Moment, ihn körperlich dingfest zu machen, er will euch aber angehen. Damit haben wir die Diskrepanz, dass er euch schlägt und ihr in eurer Abwehrhaltung kaum etwas ausrichten könnt, außer dass die Tala irgendwann aus der Hand fällt.
Wann ist also ein Strobo sinnvoll? NUR dann...und das meine ich wirklich so, wenn keine passive Situation vorherrscht, sondern wenn der andere körperlich überwältigt werden soll. In der Regel ist es bei einem Angriff oder bei einer Festnahmen (Spezialeinheiten) oder in einer (was eher selten bei normalen Menschen vorkommt) Verteidigungssituation. Seid euch aber bewusst, dass der Einsatz von Strobo gegen einen anderen Menschen wirklich nur sinnvoll ist, wenn AKTIV gegen die andere Personen mit einer Kette weiterer Maßnahmen vorgegangen wird! Das bitte immer im Hinterkopf halten. Wollt ihr euch aus dem Staub machen, rennt weg...müsst ihr kämpfen, weil der Angreifer schon zu nahe ist oder ihr habt keine Fluchtmöglichkeit mehr...nutzt NICHT den Strobo...dann lieber die Taschenlampe ins Gesicht schlagen oder mit Fäusten Kämpfen. Würde jetzt eine in diesem Thema voll ausgebildete Person das Opfer sein, dann könnte der Entschluss gefasst werden, den Angreifer zu überwältigen und der Strobo würde hier in Verbindung mit lang eintrainierten und automatischen Bewegungsabläufen einen Vorteil bringen. Ansonsten allerdings nicht!
Schnappt euch dochmal einen Freund und übt so eine Situation. Allein für die Erkenntnis, was ein Strobo kann und was nicht, ist so eine Erfahrung wertvoll. Viele reden immer von Selbstverteidigung, aber spielt sowas dochmal in Wirklichkeit nach. Nachts, dunkler Raum. Einer kommt in den Raum und will den anderen angreifen, der zückt den Strobo. Und dann die Rollen wechseln. Und so weit gehen, bis Körperkontakt herrscht! Ihr werdet sehen, dass der Angreifer theoretisch in dieser Situation alles mit der Person hinter der Lampe machen könnte. Einschlagen, eintreten...egal was...denn hinter der Lampe ist das Opfer und egal wie und wo...man trifft immer. Und da der andere fälschlicher Weise nur passiv auftritt, hat der Angreifer nichtmal ein Risiko. Augen zukneifen und auf den Schatten hinter der Lampe einwirken. Kein Thema...probiert es aus.
Warum ist ein Strobo also nur in aktiven Situationen sinnvoll? Weil dieser nur „EFFEKTIV“ für den Bruchteil einer Sekunde wirkt. Nach genau diesem Bruchteil hat das Gehirn diesen Reiz eingeordnet und kann reagieren. Und jetzt aufpassen! Wenn in diesem Bruchteil einer Sekunde, wo der Strobo effektiv wirkt, nicht aktiv gehandelt wird, das das komplette Konzept „Strobo“ keine Wirkung mehr im gedachten Sinne.
Natürlich reagieren Menschen alle unterschiedlich...auch gibt es viele verschiedene Frequenzen von verschiedenen Talaherstellern. Aber der wirklich angedachte Zweck ist hier das Gehirn für einen Bruchteil einer Sekunde zu überreizen, was auch passiert, und das war es...danach kann man die Augen zusammenkneifen und ganz normal weiter handeln.
Jetzt kommen wir zu dem Thema Ausbildung und Training. Es muss unter Einsatz eines Strobos ein nahezu perfektes Timing herrschen, die Beamten müssen perfekt positioniert sein und der Handlungsablauf muss ebenfalls blitzschnell erfolgen und automatisiert. Bis unter Einsatz des Strobos ein Vorteil hervorgeht, benötigt man viel Übung. Viel viel Übung! Auch die Besten der Besten müssen das intensiv trainieren, um den EIGENTLICHEN Verwendungszweck einer Strobofunktion in einer Taschenlampe zum Vorteil nutzen zu können.
Aber wenn das nur unter diesen Umständen Sinn macht...warum hat dann fast jede Taschenlampe so eine Funktion, wenn doch tatsächlich fast Niemand damit richtig umgehen kann?
Naja...ihr wisst es genau so gut wie ich, dass es eine Marketingsache ist, damit man das Wort „taktisch“ legitimisiert und auch eventuelle Behördenlampen sollen sowas haben. Dann gibt es den Aspekt, dass viele einfach einen Strobo haben wollen. Sei es auch genannten Gründen oder einfach zum rumspielen. Da spricht auch nichts dagegen...aber der Gedanke muss raus, dass man damit wirksam Jemanden stoppen kann.
Und das genau hat kaum Jemand auf dem Schirm, der sich eine Strobofunktion zur reinen Selbstverteidigung wünscht.
Ein weiteres Problem tut sich leider noch auf:
Es geht ja darum, mit dem Glauben, der Strobo würde im Ernstfall helfen, mehr Risiko einzugehen. Das subjektive Sicherheitsgefühl ist eine interessante psychologische Sache, wo wenig Dinge das Verhalten stark beeinflussen können. Vielleicht kennt ihr das...wenn man als Kind im dunklen Wald war und sich absichtlich der Angst ausgesetzt hat...dann verschwand die Angst zu einem relativ große Teil, sobald man einen Stock in der Hand zu „Verteidigung“ hatte. So traut man sich mehr, geht weiter in den Wald und hat durch den Stock ein Stück weit Sicherheitsgefühl, obwohl dieser im Ernstfall kaum ausreichen dürfte...egal, für welches Szenario. Es ist also leider nur vorgetäuschte Sicherheit. Wie bei der Strobofunktion...so kann im ungünstigen Fall sogar eine deutlich gefährliche Situation auftreten, wenn man Strobo benutzt, als ohne. Sei es, dass der Angreifer aggressiv wird, das Licht schnellstmöglich aus haben will und den Verteidiger massiv angeht oder Leute mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl mehr riskieren, als sein muss, da sie eine Lampe mit Strobo in der Hand halten.
Ihr seht also...es gibt viele Aspekte, die beachtet werden sollten, wenn man sich zur reinen Selbstverteidigung auf die Strobofunktion verlassen will. So einfach ist das nämlich nicht.
Wenn man wollte, könnte man noch deutlich tiefer in das Thema einsteigen (keine Sorge, mache ich nicht), was z.B. die Taktrate des Strobos in den Synapsen auslösen kann oder wie sich in so einer Situation der psychische Zustand auswirkt. Sei es für den Angreifer oder den Verteidiger.
Dann gäbe es noch den Aspekt der Rechtmäßigkeit bzw. der Verhältnismäßigkeit. Wäre in der klassischen Verteidigungssituation ein anderer Gegenstand oder eine andere Waffe vielleicht deutlich wirksamer und trotzdem „erlaubt“?
Ein riesen großes Thema. Mit meiner Meinung dazu, welche aus Erfahrungen aber auch persönlicher Sichtweise besteht, möchte ich Niemanden etwas ausreden, keinen bekehren oder die Taschenlampensuche beeinflussen. Ich möchte lediglich allgemein auf das Thema „Wofür ist ein Strobo eigentlich gedacht?“ und im speziellen auf eventuell auftretende Gefahren, aber auch auf Irrtümer in Bezug auf die Anwendung von Strobo, aufmerksam machen.
Wenn man etwas mal die Ernsthaftigkeit rausnimmt, ist ein Strobo immer noch ein tolles Spielzeug. Auch für mich.