Die Seek Reveal XR FastFrame ist eine etwas seltsam geformte, günstige Wärmebildkamera mit eingebauter Taschenlampe bzw. eine etwas seltsam geformte, teure Taschenlampe mit eingebauter Wärmebildkamera.
Im Gegensatz zu "normalen" Wärmebildkameras hat sie keinen Griff und das Display auf der Oberseite statt auf der Rückseite. Dadurch ist sie sehr kompakt und hosentaschentauglich. Und anders als die Seek Compact und Flir One funktioniert sie ohne Smartphone. Sie ist dafür gedacht, wie eine Taschenlampe mit Seitenschalter gehalten und für zivile Outdooranwendungen verwendet zu werden. Für die Taschenlampe hat sie einen eigenen Schalter auf der Seite, der unabhängig von der Kamera bedient werden kann.
Die Reveal ist regulär auf dem deutschen Markt erhältlich, fällt aber unter die amerikanischen Ausfuhrbeschränkungen (EAR) für Dual-Use-Güter etc., weshalb es möglicherweise zu Problemen kommen könnte, wenn man die Lampe selbst aus den USA importieren will und der Verkäufer keine Ausfuhrgenehmigung hat.
Technische Daten: (Herstellerangaben)
- max Lichtstrom: 300 Lumen
- 2 programmierbare Leuchtstufen (15-100% = 45-300 Lumen in 3-Lumen-Schritten)
- Spot-Winkel: 7°
- Flood-Winkel: 70°
- Sensorauflösung: 156 x 206 Pixel
- Bildwinkel: 20°
- Bildwiederholrate: > 15 Hz
- Spektralbereich: 7,5 µm - 14 µm (LWIR)
- Temperaturbereich: -40°C - 330°C
- Temperaturauflösung: < 0,1 °C ( < 100 mK)
- Messgenauigkeit bei 25°C: 5°C oder 5%
- Display: 6,1 cm (2,4") TFT mit 240 x 320 Pixeln
- Speicher: Micro-SD-Karte
- Dateiformat: PNG, 231 x 306 Pixel, 224 KB pro Bild
- Akkulaufzeit Wärmebildkamera: 10 Stunden
- Akkulaufzeit Taschenlampe: 2 Stunden
- Akku: 1900 mAh LiPo (fest verbaut)
- Anschluss: Micro-USB
- Abmessungen: 122 x 61 x 33 mm
Der USB-Anschluss und der Micro-SD-Slot sind unter einer großen Gummiabdeckung. Der Speicherkarten-Slot ist leider über dem USB-Anschluss direkt an der Kante untergebracht, so dass ich es noch nicht geschafft habe, die Karte ohne Pinzette zu entnehmen. Da man aber per USB an die Bilder kommt und die Dateien mit 224 KB sehr klein sind, kann man die Karte eigentlich immer im Gerät lassen.
Wenn man die Taschenlampe bei ausgeschalteter Kamera einschaltet, wird kurz die Funktion und der Akkustand auf dem Display angezeigt (ca. 1,5 Sekunden nach dem Einschalten für ca. 2,5 Sekunden). Danach geht das Display wieder aus, um Strom zu sparen.
Vom Lichtbild ist die Lampe ein Allrounder mit einem gut nutzbaren Spot.
Besonders gut gefällt mir, dass Lampe und Wärmebildkamera gleich ausgerichtet sind. Man sieht das auf dem Display, was man auch mit der Lampe anleuchtet.
Hauptmenü und Menü in der Bildergalerie
Man kann zwischen den Temperatureinheiten °C und °F wählen. Kelvin gibt es nicht.
Die Batterie- und Uhrzeit-Overlays sieht man nur in der unteren Statusleiste des Kameradisplays.
Die Temperatur und das Wasserzeichen (das Logo von Seek - sehr praktisch) werden auch hart in die Bilddaten geschrieben. Bei denen muss man sich also vorher überlegen, ob man die in seinen Fotos haben will.
Es kann eine automatische Abschaltung nach 1-120 Minuten und eine Displayhelligkeit von 10-100% eingestellt werden. Außerdem sind 10 Sprachen wählbar. Hier verwende ich Englisch, da mich "Blitzlicht" als deutsche Übersetzung von "Flashlight" zu sehr nervt.
Die beiden Leuchtstufen der Taschenlampe sind in 1%- bzw. 3-Lumen-Schritten einstellbar:
- High: 50 bis 100% (150 bis 300 Lumen)
- Low: 15 bis 49% (45 bis 147 Lumen)
Mit einem passenden Kabel (mitgeliefert ist nur ein normales USB-A-Kabel) kann man die Bilder auch direkt auf's Handy laden. Eine spezielle App ist hierfür nicht notwendig. Das Smartphone muss lediglich USB-OTG unterstützen und man braucht einen Dateimanager, der auf USB-Massenspeicher zugreifen kann.
Die Reveal hat sieben verschiedene Darstellungsarten (Filter). Zwei schwarzweiße und fünf Falschfarben-Darstellungen.
Auf den Beispielbildern ist ein warmer Taschenlampenkopf zu sehen (obere Hälfte), der sich auf dem Holztisch spiegelt (untere Hälfte).
"White" (oft auch "white hot" genannt) ist die "normale" Darstellung: Was im langwelligen Infrarot hell leuchtet (also warm ist), wird hell dargestellt, was nicht so hell leuchtet (also kälter ist) wird dunkler dargestellt. Diese Darstellungsart ist am intuitivsten um Wärmestrahlung zu verstehen, da es so ein normales schwarz-weiß-Bild ist und man Spiegelungen hier gut als Spiegelungen erkennen kann.
"Black" (oft auch "black hot" genannt), ist das gleiche invertiert. Diese Darstellung eignet sich gut, um Dinge zu erkennen, da warme (in LWIR hell leuchtende) Dinge wie Menschen, Tiere oder Fahrzeuge normalerweise dunkler als der Hintergrund sind. In der invertierten Darstellung sehen viele Dinge daher wie auf einem normalen schwarz-weiß-Bild aus, was die Identifikation erleichtert.
"Glow", "Tyrian" und "Iron" sind eher dezente Falschfarbendarstellungen, die in etwa einem white-hot entsprechen, aber zusätzlich leichte Farbübergänge haben, um Temperaturunterschiede besser erkennen zu können.
"Glow" würde ich als angenehmere aber nicht ganz so intuitive Alternative zu "White" sehen. "Tyrian" zeigt Temperaturunterschiede etwas besser und ist immer noch nah an der Intuitivität von "White" und "Glow". Und "Iron" ist eine etwas buntere und kontrastreiche Alternative zu "Tyrian".
"Cool" und "Glory" sind etwas extreme Falschfarbendarstellungen die mit mehr Farbübergängen die Temperaturunterschiede noch deutlicher machen.
"Cool" erweitert "Tyrian" um grün bei kälteren Bereichen und ermöglicht eine besonders gute Erkennung von Temperaturunterschieden, die sonst in den dunklen Bildbereichen untergehen würden. "Glory" zeigt noch stärkere Kontraste, ist für mich aber ein bisschen verwirrend, da weiß für mittlere Temperaturen verwendet wird und es dann nach rot für wärme Temperaturen mit einem blassen rosa wieder heller wird.
Meine Lieblingsdarstellung ist "Tyrian", da es für mich den besten Kompromiss aus Intuitivität (was in LWIR hell leuchtet ist hell, was nicht so hell leuchtet, ist dunkler), Erkennbarkeit von Temperaturunterschieden (durch einen Verlauf mit mehreren Farben) und Ästhetik (keine zu bunten Farben) bietet.
"White" finde ich am intuitivsten, um Wärmestrahlung und Spiegelungen zu verstehen. Außerdem ist es für Nachbearbeitungen am PC am besten geeignet, da man normale nachträgliche Belichtungsanpassungen durchführen kann. Eine Bearbeitung zu beliebigen Falschfarbendarstellungen ist in Photoshop nachträglich auch sehr einfach möglich.
Und "Cool" finde ich zur Erkennung von Temperaturunterschieden am besten, da es viele verschiedene Farben enthält und die Verläufe noch halbwegs intuitiv sind.
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