Hallo allerseits!
Ich habe die Möglichkeit bekommen, die Palight Boss1 zu reviewen. Es ist eine kostengünstige Lampe mit sehr großem Reflektor und einem noch größeren Energiespeicher, also ein für mich völlig unbekanntes Lampenformat.
Die Lampe wurde ursprünglich dem User amaretto freundlicherweise von Gearbest in der Variante "Full Pack" mit Ladegerät und Akkus zur Verfügung gestellt, allerdings habe schließlich ich das Review von ihm übernommen.
Verpackung und Lieferumfang
Die Lampe kommt in einem einfachen, aber stabilen Pappkarton daher. In diesem befindet sich auf das weitere Zubehör und die Lampe selbst.
Im Lieferumfang befinden sich die Lampe, ein Ladegerät plus Stromkabel, 2 26650-Akkus und Anleitung sowie Garantiekarte. Ersatz-O-Ringe gibt es allerdings nicht.
Das Stromkabel dürfte eher weniger in unsere Steckdosen passen. Es ist nämlich für Nordamerika und Asien vorgesehen (NEMA-1 bzw. Typ A).
Aussehen und andere Merkmale
Die Boss1 ist eine große, wuchtige Lampe mit einer gedrungenen Form und vielen Kanten. Die Bilder sprechen denke ich für sich.
Am Batteriebehälter ist ein Griff montiert, welcher mit einem Gummischlauch überzogen ist. Der sieht allerdings nicht sehr hochwertig aus und stört das Gesamtbild der Lampe. Außerdem ist er recht biegsam und federt bei Stößen o.ä. zurück.
An der Tailcap befindet sich die einzige Bedieneinrichtung der Lampe, ein Clicky. Der wird von einer Gummikappe mit Palight-Schriftzug geschützt.
Die Anodisierung ist fehlerfrei und ohne offensichtliche Mängel. Generell ist die Boss1 gut verarbeitet, abgesehen von ein paar etwas schärferen Kanten am Lampenkopf und der Tailcap gibt es keine Beanstandungen. Allerdings war die Lampe sowohl außen wie auch innen anfangs recht verschmutzt, auch die Akkus und das Ladegerät war es.
Die einzige Gravur, das Logo und der Name des Lampenmodells, ist gerade und akkurat am Bezel graviert worden. Eine Seriennummer oder ein Warnhinweis vor starker Hitze gibt es nicht.
Das Frontglas ist nicht vergütet, weswegen es um einige Prozentpunkte mehr Licht schluckt als ein Glas mit spezieller Beschichtung. Gut erkennbar ist dies am fehlenden farbigen Schimmern im Gegenlicht.
Hier noch ein kleiner Vergleich zu anderen gängigen Lampen:
Von links nach rechts: Thrunite TiS (auch Ti3), Nitecore HC30, 18650-Akku (Samsung 25R), Palight Boss1, Convoy C8, Fenix PD40, Convoy S2+)
Handhabung
Durch die wuchtige Gestaltung und dem großen Durchmesser ist ein Umgreifen des Batterierohrs nicht möglich und auch nicht im Alltag zu empfehlen:
Durch die Rillen im Batterierohr lässt sich die Lampe trotzdem zumindest sicher packen, ohne dass sie einfach aus der Hand rutscht.
Der Griff am Batterierohr ist die einzig gangbare Methode, die Lampe auf Dauer angenehm zu tragen. Sie ist mit 3 26650-Akkus recht gut ausbalanciert (etwa 60:40), auch wenn sie mit drei Akkus stolze 1350 g (leer 1110 g) auf die Waage bringt.
Durch das wuchtige Batterierohr ist die Lampe problemlos tailstandfähig. Sie lässt sich auch von ein paar Erschütterungen nicht aus der Ruhe bringen und bleibt einfach stehen.
Der Schalter in der Tailcap lässt sich blind ertasten und sehr gut bedienen. Bei Betätigung gibt er ein lautes Klicken ab.
Das Aufschrauben der Lampe für einen Batteriewechsel oder Umbau erfordert einiges an Kraft und normalerweise auch große Hände. Wenn mehr als 1 Akku eingelegt ist, gibt es beim Zuschrauben ein lautes Klappergeräusch, was aber durch die Konstruktion der Kontaktplatte bedingt ist.
So lässt sich die Lampe im normalen Alltagsbetrieb zerlegen. Das Batterierohr kann zwecks Akkuwechsel nur am Lampenkopf abgeschraubt werden, über die Tailcap geht das nicht.
Die LED
In der Boss1 ist eine kaltweiße Cree XM-L2 verbaut. Der Leistungsbin und Tint ist mir nicht bekannt.
Man sieht gut, wie sich die Zentrierhilfe regelrecht in das Substrat und Silikon der LED "gefressen" und dadurch die Ecken zerstört hat. Dennoch ist sie gut im Reflektor zentriert. Außerdem scheinen Rückstände auf dem Dome vorhanden zu sein. Wohlgemerkt, ich habe die Lampe vor diesem Bild noch nicht geöffnet!
Die LED hat eine Farbtemperatur von ≈ 6500 K (±200 K), und strahlt damit ein klares Weiß ohne Farbtönungen ab.
Innenleben!
Jetzt wird es interessant. Es wird öfters davon gesprochen, dass diese Lampe ein guter Modding-Host sein könnte, und so habe ich mir einen Blick in die Innereien natürlich nicht nehmen lassen.
Fangen wir mit den Kontakten an Lampenkopf und Tailcap an.
Es gibt eine Kontaktplatte mit fünf Messing-Pillen, für jeden Akkuschacht eine. Sie sollen den sicheren Kontakt zu den eingelegten Akkus sicherstellen. Dadurch rattert es, wenn man die Lampe mit mehr als einem eingelegten Akku zuschraubt, weil die Kontakte der Akkus an den Kontakt-Pillen entlangschleifen.
In der Tailcap gibt es keine großen Überraschungen. Es gibt Federn, die recht dünn sind und nicht vergoldet wurden. Dafür kann man aber auch längere Akkus verwenden – entgegen der Gearbest-Produktbeschreibung passen also sehr wohl geschützte Akkus. Der mittlere Schacht ist für Einzelzellenbetrieb gedacht, während die vier äußeren Schächte für den Parallelbetrieb mit maximal vier 26650-Akkus vorgesehen sind. Fünf 26650-Akkus lassen sich entgegen der Produktbeschreibung mangels Platz nicht einsetzen.
Mittels Adaptern lassen sich auch 1-4 18650-Akkus einsetzen, wobei die Kapazität dann natürlich geringer ist.
Man kann den Deckel der Tailcap - dort wo der Griff angeschraubt ist - mit einigem Kraftaufwand abschrauben. So kann man direkt zum Omten-Schalter gelangen. Er ist für 250 V und 1,5 A spezifiziert.
Der Lampenkopf lässt sich mit ebenfalls einigem Kraftaufwand aufschrauben. Es ist nichts geklebt oder versiegelt, was übrigens auch für den Rest der Lampe gilt.
Dort findet man den Reflektor und die LED vor:
Der Reflektor ist aus Aluminium, nicht aus Plastik. Das LED-Board sitzt in einer Aluplatte, welche 3-4 mm dick ist. Diese liegt auf etwa 5 mm auf dem Gehäuse der Lampe auf, auch wenn Wärmeleitpaste nicht verwendet wurde:
Ein 20-minütiger Test mit drei vollgeladenen Akkus und höchster Leuchtstufe bestätigt entgegen meiner Vorhersage die überraschende Brauchbarkeit dieser Lösung. Die Wärme wird durchaus abgeleitet und an das Lampengehäuse abgegeben, welches sich langsam erwärmt. Die Hitze staut sich jedenfalls nicht an der Aluplatte, was wohl der Masse der Bauteile geschuldet ist. Wie dies bei Strömen jenseits der 3 A aussieht, kann ich zu gegenwärtigem Zeitpunkt allerdings nicht sagen.
Der Treiber und die Kontaktplatte sind eine Platine. Diese lässt sich durch das Lösen des Aluminiumrings herausnehmen. Ein Werkzeug zum Öffnen von Kameraobjektiven (siehe folgendes Bild) wird stark empfohlen, da der Ring anfangs sehr fest sitzt und sich mit einer Pinzette kaum lösen lassen dürfte.
Beim erstmaligen Öffnen und Zerlegen der Lampe hat sich bei meinem Exemplar das rote Kabel zum LED-Pluspol gelöst, einfach so, ohne schwere mechanische Einwirkung. Ich musste es wieder anlöten.
Hier noch einmal eine Detailaufnahme des einfach gehaltenen Treibers:
Man sieht sofort, dass die Hälfte der Platine gar nicht bestückt wurde.
Ein kleiner Tipp für alle Modder: der grüne O-Ring (welcher im Dunkeln übrigens nachleuchtet) am Frontglas quillt gerne unter dem Bezel hervor, was sehr lästig ist. Deswegen ist ein langsames und kontrolliertes Schließen der Lampe ratsam.
Mitgeliefertes Zubehör (Akkus und Ladegerät):
Bei dieser Lampe wurden Akkus und ein Ladegerät mitgeliefert (deswegen auch die Produktbezeichnung "Full Pack"), weswegen ich auch da einen kurzen Blick drauf werfe.
Zuerst widme ich mich dem Ladegerät.
Über das Ladegerät möchte ich gar nicht viele Worte verlieren, zumal es bei vielen Taschenlampen-Enthusiasten wohl eher weniger Verwendung finden wird. Es schluckt prinzipiell Akkus im Formfaktor 10440 bis 26650, wobei damit durch die angegebenen 1000 mA Ladestrom nur 18650 und 26650 geladen werden sollten.
Als Statusanzeigen hat es zwei verschiedenfarbige LEDs oberhalb der Ladeschächte.
Es besitzt einen Eingang für 110-240 V, einen USB-Anschluss (vermutlich USB Output) und einen weiteren Anschluss, dessen Zweck nicht markiert oder beschrieben wurde.
Ich habe nicht die Möglichkeiten, Ladegeräte zu testen. Dennoch habe ich mich trotz dieser eher unbedeutenden "Hürde"...
... daran gemacht und habe wenigstens ein paar Bilder vom Innenleben des Ladegeräts gemacht. Vielleicht mag einer der Elektronik-Experten hier eine erste Einschätzung zu diesem Gerät abgeben.
(Hinweis: ich wollte bei diesem Bild wegen dem fragilen Feder-Zug-Mechanismus die Platine nicht vollständig entfernen, deswegen hat es nur dafür gereicht.)
Diese beiden Chips thronen an den Ladeschächten:
Daneben wurden der Lampe noch zwei 26650-Akkus beigelegt.
Sie sind mit 5600 mAh angegeben. Laut Aufschrift sollen sie eine Schutzschaltung mit Über- und Unterspannungs-Abschaltung besitzen. Die Akkus sind etwa 3 mm kürzer als ein Fenix ARB-L4-4800 26650 und wiegen außerdem etwas weniger.
Ich habe beide Akkus in mein Liitokala Engineer Lii-300 gesteckt, um wenigstens ungefähr zu ermitteln, ob die Angabe der Speicherkapazität wenigstens als grober Richtwert zu verstehen ist. Messwerte folgen!
Eventuell werde ich eine Zelle opfern und zerlegen, mal sehen.
Lichtbild
Die Lampe ist durch den großen Reflektor ein Thrower. Der Spot ist scharf abgegrenzt und kreisrund. Die Korona um den Spot ist relativ schwach ausgeprägt. Auf der Whitewall sind wenige Ringe zu sehen, doch dies stört in der Benutuzung nicht.
Der Spill ist sehr weit und leuchtet die Umgebung in bis wenigen Metern aus. Darüber hinaus reicht das Licht nicht mehr für eine adäquate Beleuchtung aus.
Es gibt durch den großen Reflektor ein sehr ausgeprägtes Donut-Hole, welches beim Einsatz im ultranahen Bereich (10-50 cm) stört:
Nach etwa 70 cm geht das Donut-Hole langsam in den Spot über und verschwindet.
Ich habe noch zwei Beamshots gemacht. Als Vergleich zur Boss1 habe ich eine klassische Allrounder-Lampe (hier die Armytek Dobermann) herangezogen.
Der Unterschied ist deutlich. Die Boss1 hat viel mehr Throw, während die Dobermann dagegen beinahe wie ein Fluter wirkt. Auch sieht man gut, wie der Spill der Boss1 nach etwa sieben Metern nicht mehr ausreicht, die Umgebung zu beleuchten.
Messwerte
Umgebungstemperatur: 23,5 °C
Lichtstrom und Helligkeit nach 30 Sek. gemessen. Akkus waren stets vollgeladen, die Helligkeiten wurden von 4 m Messentfernung auf 1 m zurückgerechnet. Die Lampe wurde nicht aktiv gekühlt.
Betrieb mit 3 x 26650 Akkus (2 x Caronite 5600 mAh und 1 x Fenix ARB-L4-4800):
Betrieb mit 1 x 26650 Akku (Fenix ARB-L4-4800):
Der Lichtstrom ist bei Betrieb mit nur einem Akku um 23-27 % geringer.
Durch die Konstruktion der Lampe habe ich keine einfache Möglichkeit, den Strom zu messen, dafür kann ich anhand des Lichtstroms erste Rückschlüsse auf die Bestromung der LED ziehen. Durch den Lichtstrom der LED dürfte die Bestromung der LED bei Verwendung mehrerer Akkus einem möglichen U2-Bin etwa 2,8 A betragen, bei T6-Bin sogar 3,1 A. Bei der Nutzung eines Akkus sind es bei U2 immer noch 1,9 A respektive für T6-Bin 2,2 A.
LED-Farbtemperatur: ≈ 6500 K (±200 K)
PWM-Flimmern: Auf low und Mid 690 Hz. Die Anzahl der verwendeten Akkus spielt keine Rolle, die Frequenz verändert sich nicht.
Fazit:
Tja, eigentlich ist das Fazit stark von der Sichtweise des Lesers abhängig, und deswegen möchte ich da auch nicht viel zu schreiben – lieber überlasse ich es lieber dem Leser, sich ein aus seiner Sicht entsprechendes Urteil zu bilden.
Nur so viel: Betrachtet man die Lampe als einen Modding-Host, ist sie ziemlich gut, durchaus hochwertig verarbeitet (vom Griff abgesehen) und bietet einiges an Potenzial. Als fertige Lampe dagegen, die man nur kauft und dann ohne Modifikationen im Alltag nutzt, würde ich sie aufgrund einige Kleinigkeiten (LED, Bestromung, unzuverlässige Lötstellen) eher nicht empfehlen.
Generell ist klar: die Boss1 ist sehr groß, schwer und nur mit Griff vernünftig zu tragen. Dafür passen bis zu 4 26650-Akkus rein, was die Lampe für lange Laufzeiten wie geschaffen macht. Außerdem ist die Lampe preiswert, was die Verwendung als Modding-Host zusätzlich begünstigt. Allerdings sollte dann das Glas durch ein vergütetes Exemplar ausgetauscht werden, ebenso sollte eventuell die vorhandene Kühlung bei exzessiver Überbestromung verbessert/geändert werden.
Bei dieser Lampe lagen Ladegerät und Akkus bei, aufgrund mangelnder Möglichkeiten des Tests derselben lasse ich diese Komponenten aus dem Fazit heraus.
Pro:
- großer Reflektor
- Parallelbetrieb von vier 26650, daher sehr lange Laufzeit möglich
- Preis
- gut verarbeitet...
Contra:
- ...was aber leider nicht für den Griff gilt
- Lampe und Zubehör waren z. T. (vor allem innen) schmutzig
- werksseitige LED durch Zentrierhilfe an den Ecken beschädigt
Danke fürs Lesen!
Zum Gruße, Dominik
Ich habe die Möglichkeit bekommen, die Palight Boss1 zu reviewen. Es ist eine kostengünstige Lampe mit sehr großem Reflektor und einem noch größeren Energiespeicher, also ein für mich völlig unbekanntes Lampenformat.
Die Lampe wurde ursprünglich dem User amaretto freundlicherweise von Gearbest in der Variante "Full Pack" mit Ladegerät und Akkus zur Verfügung gestellt, allerdings habe schließlich ich das Review von ihm übernommen.
Verpackung und Lieferumfang
Die Lampe kommt in einem einfachen, aber stabilen Pappkarton daher. In diesem befindet sich auf das weitere Zubehör und die Lampe selbst.
Im Lieferumfang befinden sich die Lampe, ein Ladegerät plus Stromkabel, 2 26650-Akkus und Anleitung sowie Garantiekarte. Ersatz-O-Ringe gibt es allerdings nicht.
Das Stromkabel dürfte eher weniger in unsere Steckdosen passen. Es ist nämlich für Nordamerika und Asien vorgesehen (NEMA-1 bzw. Typ A).
Aussehen und andere Merkmale
Die Boss1 ist eine große, wuchtige Lampe mit einer gedrungenen Form und vielen Kanten. Die Bilder sprechen denke ich für sich.
Am Batteriebehälter ist ein Griff montiert, welcher mit einem Gummischlauch überzogen ist. Der sieht allerdings nicht sehr hochwertig aus und stört das Gesamtbild der Lampe. Außerdem ist er recht biegsam und federt bei Stößen o.ä. zurück.
An der Tailcap befindet sich die einzige Bedieneinrichtung der Lampe, ein Clicky. Der wird von einer Gummikappe mit Palight-Schriftzug geschützt.
Die Anodisierung ist fehlerfrei und ohne offensichtliche Mängel. Generell ist die Boss1 gut verarbeitet, abgesehen von ein paar etwas schärferen Kanten am Lampenkopf und der Tailcap gibt es keine Beanstandungen. Allerdings war die Lampe sowohl außen wie auch innen anfangs recht verschmutzt, auch die Akkus und das Ladegerät war es.
Die einzige Gravur, das Logo und der Name des Lampenmodells, ist gerade und akkurat am Bezel graviert worden. Eine Seriennummer oder ein Warnhinweis vor starker Hitze gibt es nicht.
Das Frontglas ist nicht vergütet, weswegen es um einige Prozentpunkte mehr Licht schluckt als ein Glas mit spezieller Beschichtung. Gut erkennbar ist dies am fehlenden farbigen Schimmern im Gegenlicht.
Hier noch ein kleiner Vergleich zu anderen gängigen Lampen:
Von links nach rechts: Thrunite TiS (auch Ti3), Nitecore HC30, 18650-Akku (Samsung 25R), Palight Boss1, Convoy C8, Fenix PD40, Convoy S2+)
Handhabung
Durch die wuchtige Gestaltung und dem großen Durchmesser ist ein Umgreifen des Batterierohrs nicht möglich und auch nicht im Alltag zu empfehlen:
Durch die Rillen im Batterierohr lässt sich die Lampe trotzdem zumindest sicher packen, ohne dass sie einfach aus der Hand rutscht.
Der Griff am Batterierohr ist die einzig gangbare Methode, die Lampe auf Dauer angenehm zu tragen. Sie ist mit 3 26650-Akkus recht gut ausbalanciert (etwa 60:40), auch wenn sie mit drei Akkus stolze 1350 g (leer 1110 g) auf die Waage bringt.
Durch das wuchtige Batterierohr ist die Lampe problemlos tailstandfähig. Sie lässt sich auch von ein paar Erschütterungen nicht aus der Ruhe bringen und bleibt einfach stehen.
Der Schalter in der Tailcap lässt sich blind ertasten und sehr gut bedienen. Bei Betätigung gibt er ein lautes Klicken ab.
Das Aufschrauben der Lampe für einen Batteriewechsel oder Umbau erfordert einiges an Kraft und normalerweise auch große Hände. Wenn mehr als 1 Akku eingelegt ist, gibt es beim Zuschrauben ein lautes Klappergeräusch, was aber durch die Konstruktion der Kontaktplatte bedingt ist.
So lässt sich die Lampe im normalen Alltagsbetrieb zerlegen. Das Batterierohr kann zwecks Akkuwechsel nur am Lampenkopf abgeschraubt werden, über die Tailcap geht das nicht.
Die LED
In der Boss1 ist eine kaltweiße Cree XM-L2 verbaut. Der Leistungsbin und Tint ist mir nicht bekannt.
Man sieht gut, wie sich die Zentrierhilfe regelrecht in das Substrat und Silikon der LED "gefressen" und dadurch die Ecken zerstört hat. Dennoch ist sie gut im Reflektor zentriert. Außerdem scheinen Rückstände auf dem Dome vorhanden zu sein. Wohlgemerkt, ich habe die Lampe vor diesem Bild noch nicht geöffnet!
Die LED hat eine Farbtemperatur von ≈ 6500 K (±200 K), und strahlt damit ein klares Weiß ohne Farbtönungen ab.
Innenleben!
Jetzt wird es interessant. Es wird öfters davon gesprochen, dass diese Lampe ein guter Modding-Host sein könnte, und so habe ich mir einen Blick in die Innereien natürlich nicht nehmen lassen.
Fangen wir mit den Kontakten an Lampenkopf und Tailcap an.
Es gibt eine Kontaktplatte mit fünf Messing-Pillen, für jeden Akkuschacht eine. Sie sollen den sicheren Kontakt zu den eingelegten Akkus sicherstellen. Dadurch rattert es, wenn man die Lampe mit mehr als einem eingelegten Akku zuschraubt, weil die Kontakte der Akkus an den Kontakt-Pillen entlangschleifen.
In der Tailcap gibt es keine großen Überraschungen. Es gibt Federn, die recht dünn sind und nicht vergoldet wurden. Dafür kann man aber auch längere Akkus verwenden – entgegen der Gearbest-Produktbeschreibung passen also sehr wohl geschützte Akkus. Der mittlere Schacht ist für Einzelzellenbetrieb gedacht, während die vier äußeren Schächte für den Parallelbetrieb mit maximal vier 26650-Akkus vorgesehen sind. Fünf 26650-Akkus lassen sich entgegen der Produktbeschreibung mangels Platz nicht einsetzen.
Mittels Adaptern lassen sich auch 1-4 18650-Akkus einsetzen, wobei die Kapazität dann natürlich geringer ist.
Man kann den Deckel der Tailcap - dort wo der Griff angeschraubt ist - mit einigem Kraftaufwand abschrauben. So kann man direkt zum Omten-Schalter gelangen. Er ist für 250 V und 1,5 A spezifiziert.
Der Lampenkopf lässt sich mit ebenfalls einigem Kraftaufwand aufschrauben. Es ist nichts geklebt oder versiegelt, was übrigens auch für den Rest der Lampe gilt.
Dort findet man den Reflektor und die LED vor:
Der Reflektor ist aus Aluminium, nicht aus Plastik. Das LED-Board sitzt in einer Aluplatte, welche 3-4 mm dick ist. Diese liegt auf etwa 5 mm auf dem Gehäuse der Lampe auf, auch wenn Wärmeleitpaste nicht verwendet wurde:
Ein 20-minütiger Test mit drei vollgeladenen Akkus und höchster Leuchtstufe bestätigt entgegen meiner Vorhersage die überraschende Brauchbarkeit dieser Lösung. Die Wärme wird durchaus abgeleitet und an das Lampengehäuse abgegeben, welches sich langsam erwärmt. Die Hitze staut sich jedenfalls nicht an der Aluplatte, was wohl der Masse der Bauteile geschuldet ist. Wie dies bei Strömen jenseits der 3 A aussieht, kann ich zu gegenwärtigem Zeitpunkt allerdings nicht sagen.
Der Treiber und die Kontaktplatte sind eine Platine. Diese lässt sich durch das Lösen des Aluminiumrings herausnehmen. Ein Werkzeug zum Öffnen von Kameraobjektiven (siehe folgendes Bild) wird stark empfohlen, da der Ring anfangs sehr fest sitzt und sich mit einer Pinzette kaum lösen lassen dürfte.
Beim erstmaligen Öffnen und Zerlegen der Lampe hat sich bei meinem Exemplar das rote Kabel zum LED-Pluspol gelöst, einfach so, ohne schwere mechanische Einwirkung. Ich musste es wieder anlöten.
Hier noch einmal eine Detailaufnahme des einfach gehaltenen Treibers:
Man sieht sofort, dass die Hälfte der Platine gar nicht bestückt wurde.
Ein kleiner Tipp für alle Modder: der grüne O-Ring (welcher im Dunkeln übrigens nachleuchtet) am Frontglas quillt gerne unter dem Bezel hervor, was sehr lästig ist. Deswegen ist ein langsames und kontrolliertes Schließen der Lampe ratsam.
Mitgeliefertes Zubehör (Akkus und Ladegerät):
Bei dieser Lampe wurden Akkus und ein Ladegerät mitgeliefert (deswegen auch die Produktbezeichnung "Full Pack"), weswegen ich auch da einen kurzen Blick drauf werfe.
Zuerst widme ich mich dem Ladegerät.
Über das Ladegerät möchte ich gar nicht viele Worte verlieren, zumal es bei vielen Taschenlampen-Enthusiasten wohl eher weniger Verwendung finden wird. Es schluckt prinzipiell Akkus im Formfaktor 10440 bis 26650, wobei damit durch die angegebenen 1000 mA Ladestrom nur 18650 und 26650 geladen werden sollten.
Als Statusanzeigen hat es zwei verschiedenfarbige LEDs oberhalb der Ladeschächte.
Es besitzt einen Eingang für 110-240 V, einen USB-Anschluss (vermutlich USB Output) und einen weiteren Anschluss, dessen Zweck nicht markiert oder beschrieben wurde.
Ich habe nicht die Möglichkeiten, Ladegeräte zu testen. Dennoch habe ich mich trotz dieser eher unbedeutenden "Hürde"...
... daran gemacht und habe wenigstens ein paar Bilder vom Innenleben des Ladegeräts gemacht. Vielleicht mag einer der Elektronik-Experten hier eine erste Einschätzung zu diesem Gerät abgeben.
(Hinweis: ich wollte bei diesem Bild wegen dem fragilen Feder-Zug-Mechanismus die Platine nicht vollständig entfernen, deswegen hat es nur dafür gereicht.)
Diese beiden Chips thronen an den Ladeschächten:
Daneben wurden der Lampe noch zwei 26650-Akkus beigelegt.
Sie sind mit 5600 mAh angegeben. Laut Aufschrift sollen sie eine Schutzschaltung mit Über- und Unterspannungs-Abschaltung besitzen. Die Akkus sind etwa 3 mm kürzer als ein Fenix ARB-L4-4800 26650 und wiegen außerdem etwas weniger.
Ich habe beide Akkus in mein Liitokala Engineer Lii-300 gesteckt, um wenigstens ungefähr zu ermitteln, ob die Angabe der Speicherkapazität wenigstens als grober Richtwert zu verstehen ist. Messwerte folgen!
Eventuell werde ich eine Zelle opfern und zerlegen, mal sehen.
Lichtbild
Die Lampe ist durch den großen Reflektor ein Thrower. Der Spot ist scharf abgegrenzt und kreisrund. Die Korona um den Spot ist relativ schwach ausgeprägt. Auf der Whitewall sind wenige Ringe zu sehen, doch dies stört in der Benutuzung nicht.
Der Spill ist sehr weit und leuchtet die Umgebung in bis wenigen Metern aus. Darüber hinaus reicht das Licht nicht mehr für eine adäquate Beleuchtung aus.
Es gibt durch den großen Reflektor ein sehr ausgeprägtes Donut-Hole, welches beim Einsatz im ultranahen Bereich (10-50 cm) stört:
Nach etwa 70 cm geht das Donut-Hole langsam in den Spot über und verschwindet.
Ich habe noch zwei Beamshots gemacht. Als Vergleich zur Boss1 habe ich eine klassische Allrounder-Lampe (hier die Armytek Dobermann) herangezogen.
Der Unterschied ist deutlich. Die Boss1 hat viel mehr Throw, während die Dobermann dagegen beinahe wie ein Fluter wirkt. Auch sieht man gut, wie der Spill der Boss1 nach etwa sieben Metern nicht mehr ausreicht, die Umgebung zu beleuchten.
Messwerte
Umgebungstemperatur: 23,5 °C
Lichtstrom und Helligkeit nach 30 Sek. gemessen. Akkus waren stets vollgeladen, die Helligkeiten wurden von 4 m Messentfernung auf 1 m zurückgerechnet. Die Lampe wurde nicht aktiv gekühlt.
Betrieb mit 3 x 26650 Akkus (2 x Caronite 5600 mAh und 1 x Fenix ARB-L4-4800):
Leuchtstufe | Lichtstrom in Lumen | Helligkeit in Lux |
---|---|---|
Low | 226,1 | 41600 |
Mid | 611,3 | 99200 |
High | 1016 | 153600 |
Leuchtstufe | Lichtstrom in Lumen | Helligkeit in Lux |
---|---|---|
Low | 173,1 | 34000 |
Mid | 445,2 | 78100 |
High | 743,8 | 122000 |
Der Lichtstrom ist bei Betrieb mit nur einem Akku um 23-27 % geringer.
Durch die Konstruktion der Lampe habe ich keine einfache Möglichkeit, den Strom zu messen, dafür kann ich anhand des Lichtstroms erste Rückschlüsse auf die Bestromung der LED ziehen. Durch den Lichtstrom der LED dürfte die Bestromung der LED bei Verwendung mehrerer Akkus einem möglichen U2-Bin etwa 2,8 A betragen, bei T6-Bin sogar 3,1 A. Bei der Nutzung eines Akkus sind es bei U2 immer noch 1,9 A respektive für T6-Bin 2,2 A.
LED-Farbtemperatur: ≈ 6500 K (±200 K)
PWM-Flimmern: Auf low und Mid 690 Hz. Die Anzahl der verwendeten Akkus spielt keine Rolle, die Frequenz verändert sich nicht.
Fazit:
Tja, eigentlich ist das Fazit stark von der Sichtweise des Lesers abhängig, und deswegen möchte ich da auch nicht viel zu schreiben – lieber überlasse ich es lieber dem Leser, sich ein aus seiner Sicht entsprechendes Urteil zu bilden.
Nur so viel: Betrachtet man die Lampe als einen Modding-Host, ist sie ziemlich gut, durchaus hochwertig verarbeitet (vom Griff abgesehen) und bietet einiges an Potenzial. Als fertige Lampe dagegen, die man nur kauft und dann ohne Modifikationen im Alltag nutzt, würde ich sie aufgrund einige Kleinigkeiten (LED, Bestromung, unzuverlässige Lötstellen) eher nicht empfehlen.
Generell ist klar: die Boss1 ist sehr groß, schwer und nur mit Griff vernünftig zu tragen. Dafür passen bis zu 4 26650-Akkus rein, was die Lampe für lange Laufzeiten wie geschaffen macht. Außerdem ist die Lampe preiswert, was die Verwendung als Modding-Host zusätzlich begünstigt. Allerdings sollte dann das Glas durch ein vergütetes Exemplar ausgetauscht werden, ebenso sollte eventuell die vorhandene Kühlung bei exzessiver Überbestromung verbessert/geändert werden.
Bei dieser Lampe lagen Ladegerät und Akkus bei, aufgrund mangelnder Möglichkeiten des Tests derselben lasse ich diese Komponenten aus dem Fazit heraus.
Pro:
- großer Reflektor
- Parallelbetrieb von vier 26650, daher sehr lange Laufzeit möglich
- Preis
- gut verarbeitet...
Contra:
- ...was aber leider nicht für den Griff gilt
- Lampe und Zubehör waren z. T. (vor allem innen) schmutzig
- werksseitige LED durch Zentrierhilfe an den Ecken beschädigt
Danke fürs Lesen!
Zum Gruße, Dominik
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: