Wir schreiben das Jahr 2017. Es gibt Taschenlampen mit mehreren Zehntausend Lumen, LED-Emitter mit noch nie dagewesener Leistung, Farbtreue und Effizienz und Schlüsselbundlampen, die selbst große und damals helle Stablampen von 2007 locker in den Schatten stellen.
Aber jetzt machen wir mal eine kleine Zeitreise. 2003, wo es noch keine höchsteffizienten High-Power-LEDs und hochkapazitiven Lithium-Akkus gab, hatte Zweibrüder Optoelectronics (Markenname LEDLENSER) diese Lampe vorgestellt:
Die V2 Triplex.
Daten lt. Hersteller/Händler
Länge 140 mm
Ø Lampenkopf 25 mm
Ø Batterierohr 18 mm
Gewicht: 165 g
Stromversorgung: 3 x N (LR1/Lady - 4,5 V)
Emitter: 3 x 5mm Nichia LED weiß
Lichtstrom: 65 lm (laut mancher Händler)
Helligkeit/Intensität: unbekannt
Leuchtweite: 32 m (laut mancher Händler)
Gehäuse: Ganzmetall
Design und Haptik
Das Design hebt sich wohltuend von der Formensprache heutiger Lampen ab. Statt Kühlrippen, monströsen Bezeln oder mehr oder weniger vielen Kanten dominieren sanfte Kurven und extrem schlichte Formen. Keine Rippen, kein Knurling, keine aufwändigen Bezel. Sie erscheint schlicht und vor allem extrem elegant.
Mir gefällt dieses Design unsagbar gut, und den red dot design award 2003 hat sie sich meiner Meinung nach noch immer redlich verdient.
Das Material der Lampe besteht nicht wie bei den meisten heute aus Aluminium, sondern aus Edelstahl. Dies schlägt sich im Gewicht nieder. Mit gemessenen 139 g leer (mit 3 x LR1 167 g / 2 x AAA 162 g) ist sie ungewöhnlich schwer und gibt dadurch einen wunderbaren Handschmeichler ab. Negativ ist daran allerdings, dass sie auch in der Jacken- oder Hosentasche deutlich spürbar ist.
Das mattierte Finish der V2 Triplex ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits sieht es schön aus und verleiht der Lampe ein samtiges Finish, andererseits treten bei normaler Benutzung schnell Kratzer und Abrieb auf, welche außerdem sofort sichtbar sind und das wunderschöne Aussehen trüben.
Am Schalter gibt es eine deutliche Verjüngung, welche unverkennbar zur tollen Haptik beiträgt:
Durch diese Verjüngung und durch das hohe Gewicht lässt sich die Lampe überraschend sicher halten, auch bei nassen Händen. Dass am Batterierohr kein Knurling vorhanden ist, fällt kaum auf. Nur an der Tailcap befindet sich dieses, welches das Aufschrauben für den Batteriewechsel vereinfacht.
Energieversorgung
Im Gegensatz zu heute, wo Taschenlampen entweder mit AA/AAA, fest verbauten Akkus oder Lihtium-Ionen-Akkus betrieben werden, benötigt die V2 Triplex das seltene Format LR1 oder N, auch als Lady bekannt.
Diese Batterien sind in Baumärkten, Tankstellen und Supermärkten kaum bis gar nicht erhältlich, und haben generell kaum Verbreitung erfahren. Mit 12 x 30 mm Maße sind sie kürzer, aber etwas dicker als eine AAA-Zelle (≈ 10 x 45 mm). Allerdings ist die typ. Kapazität mit etwa 1100 mAh gleich zu AAA.
Dies dürfte auch der Grund sein, warum LEDLENSER trotz der geringen Verbreitung ausgerechnet dieses Format gewählt hat. Um eine einfache "Elektronik" zu ermöglichen und keine Boost-Schaltung für die weißen LEDs verbauen zu müssen und gleichzeitig das schlanke Design mit der Verjüngung am Schalter zu ermöglichen, haben sie 3 x N (4,5 V) genutzt, um auf gleicher Länge von 2 x AAA (3 V) eine höhere Spannung zu realisieren und noch dickere Batterien (AA) nicht nutzen zu müssen.
LED
Heute besitzen selbst Discounter-Taschenlampen fast ausnahmslos High- oder Mid-Power Emitter, welche fast immer über 60 - 100 lm liefern können. Damals gab es solche Emitter noch nicht, und 5 mm-LEDs wurden für so ziemlich alle Applikationen der Beleuchtung verwendet.
Auch in dieser Lampe werden 3 5 mm-LEDs verbaut, lt. Hersteller und Händler von Nichia.
Der genaue Typ der Emitter war nicht in Erfahrung zu bringen. Gesetzt den Fall, dass es sich wirklich um originale Nichia-LEDs handelt, könnte es sich hier um NSDW510GS-K1 handeln, welche pro Emitter bei höchstem Bin bis zu 36 lm bei 80 mA bringen können. Allerdings konnte ich das genaue Release-Datum dieser LEDs nicht herausfinden, und daher weiß ich nicht ob dieser Typ 2003 bereits zur Verfügung stand.
Falls der von Hersteller und Händlern angegebene Lichtstrom von 65 lm bei 3 LEDs stimmt, wären es pro Emitter ≈ 22 lm, was zumindest zu meiner Vermutung passen würde, zumal das höchste Binning dann 2003 sicher noch nicht verfügbar war.
Das Licht ist aus heutiger Sicht gelinde gesagt katastrophal. Ein extrem blauer Spot wird von einem etwas gelblichen Ring umgeben und erinnert entfernt an eine XP-G3 hinter einer Linsenoptik, wobei diese weniger starke Anomalien dieser Art aufweist. Die Farbwiedergabe ist durch die sehr bläuliche Lichtfarbe schlecht. Alle Blauhaltigen Farben stechen hervor, andere treten deutlich in den Hintergrund.
Etwas Innenleben und Technik
Der Lampenkopf lässt sich problemlos aufschrauben.
Zum Vorschein kommt die Platine mit den LEDs, eine Art "Reflektor" mit Dichtring sowie eine Feder, um Massekontakt an der Platine sicherzustellen. Eine Kühlung gibt es für die LEDs nicht.
Der Schalter (Forward-Clicky) sitzt in einem Kunststoffkäfig, welcher in das Batterierohr geschoben wird und sehr stramm darin sitzt.
Eine Regelung gibt es nicht. Als einzige Strombegrenzung gibt es drei 3,3 Ohm Widerstände, pro LED einen. Dadurch laufen die LEDs in Direct-Drive, die Helligkeit ist direkt von der Entladekurve der Batterien abhängig. Durch die fehlende Treiberelektronik gibt es auch nur eine Leuchtstufe. Immerhin ist dank des Forward-Clickys Morsen und Tastfunktion möglich, mit einem Klick rastet der Schalter erst bei weiterem Durchdrücken ein.
Einen Vorteil hat diese äußerst simple LED-Ansteuerung allerdings dann doch - wo nicht viel ist, kann auch nicht viel kaputt gehen...
Allerdings kann die Lampe durch den deutlich hervorstehenden Button leicht versehentlich eingeschaltet werden. Unschön ist da vor allem, dass durch die Konstruktion auch kein mechanischer Lockout möglich ist, um dies zu vermeiden. Immerhin ist der Schalter eben durch den deutlich hervorstehenden Button auch blind sehr leicht zu ertasten, ein Problem, welches auch heute noch bei so mancher Lampe stört.
Beamshots
Ich habe es bereits in der Rubrik LED angedeutet - schön ist das Licht nicht. Wie üblich zeige ich Euch hier Beamshots in gewohntem Setting. Alle Bilder geben die Lichtfarbe und Leistung der Lampe gut wieder.
Hier der Vergleich mit meiner warmweißen Thrunite TiS, welche etwa 120 lm besitzt. Sie besitzt einen echten Spill, der der V2 Triplex fast komplett fehlt. Daran erkennt man gut die Mehrleistung der kleinen Schlüsselbundleuchte.
Der Boden sollte hellbraun, die Fußleiste dunkelbraun sein. Durch das blaue Licht verkommen die Farben zu einer einzigen unansehnlichen Pampe...
Noch schlimmer wird es bei anderen Farben:
Die blaue Lichtfarbe überdeckt fast alles andere. Rot und Grün haben kaum eine Chance, braune Farben werden ebenfalls von Blau überdeckt. Für reine Beleuchtungsaufgaben mag das Licht in Ordnung sein, aber nicht, wenn es auf etwas Farbtreue ankommt oder es gar für Fotografie genutzt wird.
Heutige Leuchtmittel in Taschenlampen sind da deutlich fortschrittlicher, nicht mehr nur im High CRI-Bereich.
Messwerte
2003 waren Leistungsangaben und Reichweiten-Lumen-Wettrüsten noch kein Thema.
Dennoch möchte ich Euch wenigstens ein paar Angaben zur Leistung und Stromaufnahme dieser Lampe machen.
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Meswerte nach 30 Sek. gemessen, Umgebungsbedingungen 22°C / 45 % rh
Dr.Meter LX1010B generic Luxmeter, Uni-T UT210E Stromzange
Batterien 3 x "Camelion LR1 1,5 V Lady"
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Lichtstrom: 61,4 lm (pro LED ≈ 20 lm)
Helligkeit in 1 m: 480 lx (pro LED ≈ 160 lx)
Throwfaktor: 7,8
Reichweite nach ANSI (0,25 lx): 43,8 m
Reichweite Praxisnah (2 lx): 15,5 m
Stromaufnahme: 255 mA, pro LED also ≈ 85 mA
Just for Fun: 2 x AAA Eneloop (BK-4MCCE):
Lichtstrom 10,2 lm @ 76 lx
Fazit
Aus heutiger Sicht ist die Lampe eigentlich vor allem leistungstechnisch ein Witz. Das Licht ist hässlich und nicht einmal wirklich weiß, die Leistung wird bereits von extrem günstigen Discounter-Lampen übertroffen und eine Regelung oder gar mehrere Leuchtstufen gibt es auch nicht. Dennoch möchte ich den geringen Lichtstrom nicht negativ bewerten, denn auch heute gilt in Sachen Lichtstrom öfters "weniger ist mehr".
Aber das Gehäuse... das ist einfach wunderschön, und das ist einer der Gründe, warum ich mir überhaupt die Mühe für ein Review in unserer heutigen leistungsgetriebenen Zeit mache.
Das Gewicht, die Konturen, das Design, daran stimmt fast alles, vor allem dass sie aus Edelstahl gefertigt wurde, gefällt mir außerordentlich gut. Dass der Schalter leicht versehentlich eingeschaltet werden kann, verkommt da schon fast zur Nebensache...
Pro
- Edelstahl!
- Design!
- tolle Haptik
- Schalter lässt sich sehr gut blind ertasten
Neutral
- nur eine Leuchtstufe
- geringer Lichstrom
- geringe Reichweite
Contra
- keine Regelung
- exotisches Batterieformat
- kein Lockout möglich
- hässliches, bläuliches Licht
- sehr leicht zu aktivierender Schalter
Ich hoffe das Review hat Euch gefallen, danke fürs Lesen!
Lieben Gruß, Dominik
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