Jeder hier im Forum kennt das wohl. Diese Gefühl, dass man etwas haben will, aber es nicht braucht. Das Spielzeug für das Kind im Mann. Bei mir ist das der Wunsch nachts sehen zu können. Aber da ich ja auch leicht verrückt bin und zudem noch Airsoft als Hobby hab, bin ich den Taschenlampen entwachsen. Mir hat es die Wärmebildtechnik mehr angetan als die Nachtsichttechnik. Deswegen hat sich zu meinen zwei vorhandenen Wärmebildkameras ( Pulsar XP50 und Keiler 13pro) jetzt auch eine Flir Breach PTQ 136 in die Sammlung eingereiht. Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich sie mir wirklich kaufen soll, schließlich ist das eine Menge Geld, für die Oma lange stricken muss. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen, zumal ich ja doch etwas zum Vergleichen habe.
Grundsätzlich muss man ein paar Dinge in Kopf haben, wenn man über Wärmebildgeräte spricht, oder schreibt:
- Wärmebildgeräte funktionieren über die von Objekten abgegebene Wärmestrahlung
- Je niedriger die Temperaturen sind, desto schlechter funktionieren sie
- Glas reflektiert Wärmestrahlung, man kann nicht durch Fenster schauen
- es werden nur Temperaturunterschiede sichtbar gemacht
- die meisten Geräte skalieren intern, das heißt je nach Situation können Tatzenabdrücke von Katzen auf dem Laminat "heiß" sein, oder der Kochtopf mit Nudelwasser
Oben eine Waschanlage bei -2° Außentemperatur, unten mein dicker Kater im mollig warmen Wohnzimmer.
Erstmal kurz die groben Daten vom Breach:
Preis: ca.2350€
Abmessungen: 139 mm × 70 mm × 49 mm
Gewicht: 210 g
Display: Quad-VGA (1.280 × 960) FLCOS
Detektortyp: 320 × 256 Vox-Mikrobolometer
Aktualisierungsfrequenz: 60 Hz
Objektivsystem: 9,1 mm; f/1,04
Optischer Vergrößerung: 1×
Digitalzoom : Bis zu 4-fach, stufenlos
Abstand zur Augenlinse: 16 mm
Sichtfeld [H × V]: 24° × 19°
Interner Speicher: 1.000 Bilder/2,5h Video
Einschaltendauer: ca2 Sekunden + 3 Sek Drückdauer
Akkutyp: CR123A 3V-Lithium-Akku
Kommen wir erst mal zum Lieferumfang. Nach dem langen Überlegen war es dann so weit, als ich beim Bayrischen Jagdversand bestellt hab, war erst mal kurz Geduld angesagt, da noch der Adapter für die Helmmontage in Lieferung war und beides zusammen geliefert werden sollte.
Nach zwei Wochen hatte das warten ein Ende, der DHL Fahrer hat mir ein großes Paket gebracht. Darin, der sehr gute Hartschalenkoffer mit Flir Logo, die Betriebsanleitung und der Kleinkram (nicht im regulären Lieferumfang). Der Koffer ist extrem wertig, so wünsche ich mir das. Innen gefüttert mir Schaumstoff oben und unten, unten besteht er aus zwei Lagen, die untere könnte man auch entfernen und noch etwas anderes rein legen. Im Koffer in den gut passenden Mulden liegt das Breach, eine Cr123 Batterie, ein Reinigungstuch und ein USB C- Kabel. So hab ich mir das gewünscht, und eigentlich finde ich es im Nachhinein schade, dass bei der Pulsar und der Liemke kein Koffer dabei war. So kann man sicher sein, das beim Transport ins Feld nichts beschädigt wird, wenn mal wieder alles im Auto rum fliegt. Werde ich mir noch besorgen, so einen Koffer für die beiden.
Haptik:
Hier gibt es nichts zu meckern, das ganze wirkt wertig und nicht wie ein Spielzeug, die drei Köpfe sind gummiert, leicht erhaben und lassen sich gut bedienen. Die Linse wird durch eine Kappe aus Hartgummi geschützt, die durch einen ca.5cm langen Draht am monokular hängt. Das ist etwas ungünstig gelöst meiner Meinung nach. Wenn man das Gerät benutzen will, vor allem helmgestützt, baumelt diese Kappe vor dem Gesicht rum. Es wäre besser, wenn man sie fest am Gerät arretieren könnte, z.B. durch eine Magnethalterung.
Das Gehäuse scheint verstärkter Kunststoff zu sein, stört mich aber nicht. Die Augenmuschel ist angenehm weich und lässt sich nach drehen, um das Gerät vor dem linken oder den rechten Auge nutzen zu können.
Der Akku kommt oben ins Gerät, das Gewinde ist geschmeidig, leicht gefettet und läuft sauber.Auch die Kappe ist mir Draht am Gerät befestigt, verloren geht hier nichts.
Bedienung:
Bei drei Knöpfen, ist die Bedienung recht intuitiv. Der Mittlere ist der Menüknopf und dient zum Einschalten/Ausschalten, Aufnahme von Fotos und Videos. Die beiden anderen sind zur Verstellung der Helligkeit,des Zooms und navigieren im Menü.
Kurzer Druck auf den Mittleren Knopf->Foto; Längerer Druck->Video, langer Druck-> in Menü.
Kurzer Druck auf Oberen/Unteren->Helligkeit des Displays verstellen; Längerer Druck-> Zoom verstellen
Mit Handschuhen wird es etwas schwierig, die Knöpfe zuverlässig zu treffen, geht aber mit etwas Übung. Bei meinem Test während eines Airsoftspiels waren es draußen -7 Grad, da war nichts mehr mit Gefühl in den Händen, aber es ging noch grade so.
Den Menüknopf ca. 3 Sek drücken schaltet das Gerät ein, bis es betriebsbereit ist dauert dann noch mal ca. 2 Sek. Das geht gefühlt sehr schnell. Das Ausschalten dauert da länger, den Knopf min. 10 Sek drücken, was sich als subjektiv zu lange anfühlt.
Anpassen auf die eigene Sehschärfe erfolgt über drehen der Aufnahme der Augenmuschel, der Ring ist leicht geriffelt und geht recht schwer, so das man ihn nicht unbeabsichtigt verstellt.
Der gesamte Display dreht übrigens nicht komplett mit, nur bei 180° Drehungen. Hochkant kann man das Breach zwar auch benutzen, aber dann ist der Bildschirm um 90° gedreht.
Funktion:
Soweit mal das Vorgeplänkel, das was euch interessiert ist ja eh wie sich das Ding in der Praxis schlägt. Und hier kommt der schwierige Teil, denn ich bin mir selber nicht sicher, was ich davon halten soll.
Das Gerät macht grundlegend das, was es soll. Es gibt ein brauchbares Wärmebild aus. Man hat ein extrem kleines Gerät, mit einer sehr kleinen Linse und einen kleinen Sensor aber einen großen Bildschirm. Und das merkt man am Bild was man auf das Auge bekommt auch. Das Bild wirkt undetailliert. Ich habe meine beiden anderen WBK's im Kopf, und da wirkt es einfach besser. Es ist schwer zu beschreiben, es ist wie eine alte Digitalkamera wieder in die Hand zu nehmen, wenn man immer mit einer Spiegelreflex fotografiert. Das liegt meiner Meinung daran, dass das Bild um den Faktor 4 hochgerechnet wird, um es auf den Monitor zu bekommen. Man braucht einen großen Monitor für ein helmgestütztes Monokular, da der Träger bei zu kleinem ständig den Winkel verliert und nur das halbe Bild sieht. Andererseits Muss das Gerät auch so klein sein, dass man es überhaupt an den Helm bekommt. Die Katze beißt sich also selber in den Schwanz.
Will man das Breach an einen Helm befestigen, braucht man dazu eine kleine "Swing Arm", der das Gerät mit der eigentlichen Helmmontage verbindet. Man sollte clever sein,nicht wie ich, und darauf achten das man den richtigen bestellt: Das Ding gibt es für links und rechts! Dieser Arm wird in das Breach eingeclippt. Hierfür hat das Breach auf drei Seite eine Erhöhung. Man kann also aussuchen ob man die Köpfe oben, unten oder nach außen haben will. Da aber der USB Port auch auf der Seite mit den Knöpfen ist, habe ich das ganzen nach unten gelegt, damit das Kabel nicht so weit absteht.
Die Darstellungsmöglichkeiten sind Standard von Weiß Heiß, Schwarz heiß, Regenbogen usw. Regenbogen ist quasi nicht benutzbar, man fühlt sich nach 30Sek wie auf nem schlechten Trip. Die Farben sind viel zu grell. Besonders gut hingegen ist Outdoor Alert, hier wird das wärmste Objekt orange hervorgehoben. Das hat sich als sehr praktisch raus gestellt. Man erkennt dann zwar nicht mehr was es ist, aber zumindest das etwas da ist. Durch das orange wird es stark verpixelt.
Man hat im Menü zich Möglichkeiten zum Verstellen, und ich habe Tage damit zugebracht die Optionen zu probieren. Schärfe, Kontrast, Gain, Smartscreen, Acc Speed. Daraus setzen sich Presets zusammen, aber wirklich unterscheiden tun die sich nicht. Auch wenn man manuell nachregelt, kann man kaum eine Verbesserung erzielen. Als Beispiel: Setzt man die Schärfe rauf, beginnt das Bild extrem schnell an zu rauschen, und das in einem Maß, dass es nicht mehr tragbar ist. Acc Speed ist die Geschwindigkeit, mit der das gerät das Bild an die Umgebung anpasst, also sich von Heiß zu kalt umstellt. Gain ist die Empfindlichkeit. Grundsätzlich ist die Option super, sich das Gerät so einzustellen, wie man es benötigt. Aber viel kann man nicht raus kitzeln.
Den Kompass oder den Neigungsmesser habe ich nie gebraucht, weder bei der Jagt, noch beim Airsoft. Ich habe ihn auch nicht mit einem echten verglichen, daher weiß ich nicht wie genau es funktioniert.
Für mich persönlich kommen 18630iger Akkus zum Einsatz oder eine externe Stromversorgung. Alternativ gehen auch Cr123iger.
Für die externe Versorgung wird ein USB C Kabel benötigt. Bei mir kommt ein gewinkeltes Spiralkabel zum Einsatz, die Powerbank sitzt hinten am Helm in einen Counterweight-Pounch. Das hat den Vorteil, dass man den Helm etwas ausbalancieren kann, mit NVG Mount, Arm und Breach hat man sonst zu viel Gewicht vorne. Da bei mir die Powerbank nicht ausreicht, habe ich noch zusätzliche Stahlgewichte im Pounch. Wird der USB -C Port nicht benötigt, ist dieser durch einen Hartgummistopfen verschlossen.
Wenn man einen 18630 verwendet, hat das Breach Probleme den richtigen Ladezustand zu erkennen, es wird immer leer angezeigt, unabhängig von realen Ladezustand. Ich stand also bei meinen ersten versuchen erst mal ratlos da, warum alle meine Akkus leer wären, das Multimeter sagt doch 4.2v...Die Laufzeit liegt mit Akku bei etwa einer Stunde, stark abhängig von der Außentemperatur und ob Videos mit laufen oder nicht. Hat man das nicht im Blick, steht man wie ich mal im dunklen Wald. Gut wer eine Taschenlampe hat. Blöd, wenn man nicht gesehen werden will.
Mal was anderes, bevor ich nur an dem Flir rum meckern. Wozu brauch man das Ding eigentlich? Ich hab für mich meine Hobbys Jagt und Airsoft getestet.
Ich selbst bin kein Jäger, aber ich begleite öfters Freunde von mir. Zum Ansitzen ist das Flir eher wenig brauchbar. Und das schon beim Jagen an der Kirrung, die Wiedergabequalität ist einfach zu schlecht um zuverlässig etwas auszumachen und vor allem zu sehen was da ist. Angenehm ist es zwar mit einer Kopfhalterung zu arbeiten, aber man merkt das es nicht für den jagdlichen Einsatz konzipiert wurde. Hier nehme ich lieber meine Pulsar, leg das Bild per Wlan aufs Handy und stell die WBK auf ein Stativ mit Blick auf die Kirrung oder nehme die Keiler und wechsle dann zur Pulsar wenn ich was sehe.
Zum Pirschen kann man es verwenden, auch hier wieder am Kopf getragen. Das geht sogar recht gut und ist angenehmer als ständig eine WBK vor das Gesicht zu halten und die Felder zu scanne. Die Hände frei zu haben ist ein tolles Gefühl, grade wenn man länger unterwegs ist. Wenn man dann was gesichtet hat, klappt man das Flir hoch und nimmt entweder Feldstecher oder die Pulsar.
Kleine Anmerkung, zum pirschen würde ich persönlich eher die Kopfhalterung nehmen als den Helm, aber da fehlt mir noch ein Adapter.
Richtig gut gefallen hat mir das Breach bei einer Drückjagt. Als Drücker kann man damit sehr schön scanne wo ne Sau ist. Man wird so nicht mehr überrascht, wenn doch mal eine aus dem Dickicht auftaucht. Sehr praktisch, kann ich nur empfehlen.
Übrigens für alle WBK's gilt: Schweiß sieht man nicht sehr lange. Abhängig von der Umgebungstemperatur kühlt das sehr schnell ab. Das Stück hingegen bleibt auch nach ner Stunde noch gut sichtbar. Wir machen es von Hochsitz meist so, das ich mit einer WBK das Stück suche, und dann mit der Lampe dem Jäger den Weg leuchte. So geht die Nachsuche sehr gut.
Beim Airsoft ist es dagegen super. Die Distanzen sind meist gering, meist nicht mehr als 100m, mit Helmhalterung macht es einfach Spaß.Auch auf größere Distanzen sieht man das da etwas ist und kann entsprechend reagieren. Dafür wurde es entwickelt, Militär- und Sicherheitssektor. Schnelle Erfassung von Objekten im näheren Bereich, mit Outdoor Alert springen einem Personen direkt ins Auge. Man sollte bedenken, das man nicht durch Optiken damit zielen kann, es ist kein Nachtsichtgerät. Dazu kommt, das zumindest ich Probleme damit hatte, dass ich den Kopf immer beim zielen schräg lege. In Kombination mit dem rechteckigen Monitor entsteht so ein sehr unangenehmes Bild. Etwas was ich nicht dem Flir, aber meiner eigenen Dummheit zuschreiben muss, ich habe es auf dem falschen Auge sitzen. Als Rechtsschütze ist es denkbar ungünstig, das Breach vor das rechte Auge zu hängen. Ob man eine WBK jetzt mit ins Spiel nehmen will, muss jeder selber wissen. Ich habe es einmal gemacht, und dann nie wieder. Das Risiko eines Treffers auf die Linse und damit ein Totalverlust war mir zu hoch.
Bei mehreren Leuten mit dem Breach, könnte der Kompass sogar nützlich sein, wenn man sich Gegenseitig Positionsangaben geben kann.
Zu echter Militärischer Nutzung will ich hier nichts sagen. Da darf mich jeder gerne privat anschreiben.
Für den Einsatz im Polizeibereich fehlen mir die Kontakte, wenn das jemand testen will darf er sich gerne melden.
Eine WBK als Nachtsichtgerät?
Ich gebe es ja zu, so insgeheim habe auch ich gehofft, dass das Breach ein PVS 14 ersetzen kann. Ähmm...nein.Wärmebild ist halt Wärmebild und nicht Restlichtverstärkung. Oberflächen mit gleicher Temperaturabstrahlung sehen darin gleich aus, egal ob da einen Höhenunterschied ist oder nicht.Ein krasses Beispiele; Wir waren im Gefechtsführungsbunker Erich, bei der Bunkerbesichtigung hatte ich das Flir dabei. Da keine Heizung mehr läuft, hat da unten alles die selbe Temperatur, man erkennt genau nix. Treppenabgänge? Nein.Türen von Wänden unterscheiden? Nein.
Im Sommer hingegen sollte es im Wald ganz gut klappen, da Holz, Laub, erde, Steine und co alles unterschiedlich Temperatur aufnehmen und abgeben.Auf der Pirsch bin ich im Dezember im Wald gewesen, da war es so semi zufriedenstellend. Bewegen und orientieren ging, aber ohne Lampe war es mir zu gefährlich, da die Leistungsfähigkeit einer WBK stark von der Temperatur abhängig ist.
Treppen gehen damit übrigens überhaupt nicht, es sei denn ihr legt auf jede Stufe unterschiedliche Materialien.
Fazit:
Ich liebe das Ding, so klein, so handlich, frei Hände weil ich es am Helm habe oder alternativ am Kopf. Man hat diese kleine Ding, kaum 200 Gram schwer, was eine mini 9mm Linse und einen kleinen Sensor hat, aber einen großen Monitor. Flir lässt das Bild 4fach vergrößern, das ist als ob ich auf einem 4k 55Zoll Fernseher mir einen VHS anschaue. Warum? Gut ich weiß warum, wegen der Größe die ich so liebe, aber das ist so unbefriedigend. Es ist wie ein Essen, was köstlich aussieht und riecht, so das einen das Wasser im Mund zusammenläuft, aber es schmeckt nach nichts.
Das Breach ist in den 3 Monaten, die ich es habe, durch viele Hände gegangen. Diejenigen, die noch nie einen WBK in den Händen hatten, waren alle hell auf begeistert. Die die selbst eine WBK besitzen, finden sie so lala.
Es wird noch einen Vergleich geben mit dem Pulsar und dem Liemke, aber beide sind leider grade verliehen.
Bei Fragen, Anregungen oder Wünschen, einfach kurz schreiben. Weitere Videos sind auf meinem Youtube Acc, auch von der Pulsar und der Keiler
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