Moin zusammen,
ich beschäftige mich zwar noch nicht lange ernsthaft (um ehrlich zu sein, noch kein halbes Jahr) mit Taschenlampen und kann daher nur relativ kurz oder ganz lange zurückblicken, was die Entwicklung der Technologie bei Taschenlampen betrifft. Dennoch möchte ich hier meinen Senf dazugeben.
Der vordergründig wichtigste Bereich von Innovation ist die Technik. Hier betrifft es in erster Linie das Leuchtmittel und den Energiespeicher. Ich sehe hier allerdings die Taschenlampenhersteller nicht als Innovationstreiber, sie profitieren eher von der Optimierung bei den Leuchtmittel- und Akku-Herstellern, die weit umfangreichere Märkte bedienen.
Bei Taschenlampen ist hier die Herausforderung, hohe Energiedichte und Leistung möglichst effizient an das Leuchtmittel zu bringen und die leider dabei entstehende Wärme abzuleiten. Beides findet seine physikalischen Grenzen, einerseits in der Elektronik und andererseits im Gehäusedesign. Vorausgesetzt, die Leistung stände zur Verfügung, braucht es schon eine gewisse Oberfläche und damit Gewicht um die Abwärme einer SBT90.2 bei Vollast an die Umwelt abzugeben, eine aktive Kühlung mal ausgeklammert. Glücklicherweise trägt diese Abwärme nur sehr marginal zur Globalen Erderwärmung bei
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Und da sind wir schon in dem Bereich, in dem sich die Taschenlampen-Designer austoben können:
- Gehäuse
- Funktionen
- Benutzeroberfläche
Wenn man den Markt anguckt, kann man eine starke Differenzierung bezüglich des Gebrauchs beobachten. Es geht los bei Keychain, dann gibt die Alltags-(EDC)-Lampen, taktische, Tauch- und Suchlampen und noch eine ganze Menge anderer Speziallampen mehr. Teilweise sind die Übergänge fließend. Bezogen auf eine definierte Funktion hat ein Hersteller nur noch die Möglichkeit, sich von Details im Design vom Rest des Marktes zu unterscheiden. Marketingmäßig scheint mir hier der Wert „Lumen“ sehr wichtig zu sein, wobei wir uns die Frage stellen müssen, ob das berühmte Verhältnis zwischen der Intelligenz des Bauern und der Größe seiner Kartoffeln auch zutrifft auf die Beziehung von der Helligkeit des Kopfes vom Lampeninhaber und der Leuchtkraft der zugehörigen Lampe
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Gehäuse
Beim Gehäuse bei einer definierten Funktion gibt es nicht allzu viele Möglichkeiten. Wie oben schon erwähnt, ist der Designer in erster Linie abhängig von der Physik: Abmessungen des Energiespeichers und abzuführende Wärme des Leuchtmittels.
Weitere Aspekte sind ergonomischer Art:
- Durchmesser und Länge des Gehäuses
- Oberflächenstruktur
- Anzahl und Platzierung der Schalter
- ...
Ich finde z.B. die Platzierung des Schalters bei den meisten Winkelkopflampen - meistens am Kopfende - unergonomisch, besonders ab einer Länge von 18650ern; ich hätte den Schalter lieber seitlich am Kopf wie bei den Skilhunt-Lampen. Eine weitere Möglichkeit zur Bedienung gibt es durch Drehringe. Eine andere Differenzierung besteht bei der Optik: Hier gibt es alternative Farben oder ein spezielles Design, das aber teilweise auch polarisiert, beispielsweise bei der Acebeam A70.
Funktion
Bei den Funktionen hat sich einiges getan: Beispiele sind hier die RovyVon Angel Eyes E700, die Kopf- und Seitenlicht hat und zur Not auch als Powerbank dienen kann, die Campinglaterne Sofirn BLF LT1 mit veränderlicher Lichtfarbe oder eine Olight Obulb. Das sind allerdings in erster Linie Nischenprodukte.
Benutzeroberfläche
Auch bei den Benutzeroberflächen gibt eine Vielfalt, die besonders die von uns erbarmungslos trifft, die für verschiedene Einsatzzwecke verschiedene Lampen von verschiedenen Herstellern einsetzen. So mag der direkte Zugriff auf Strobe für eine taktische Lampe wichtiger sein als für das Miniding am Schlüsselbund. Insgesamt sehe ich im Bereich UI das aktuell das größte Potenzial für Verbesserungen. Wie bekommt man es hin, eine Taschenlampe auf der einen Seite kindersicher (Muggel-Mode) und auf der anderen Seite an die individuellen Bedürfnisse anpassbar zu machen? Hier erscheint mir Anduril ein mindestens interessanter und möglicherweise auch vielversprechender Ansatz zu sein, zumindest für eine „Universallampe“.
Wenn ich nur eine Taschenlampe haben dürfte, wäre es nach meinem heutigen Wissensstand eine Sofirn IF25A mit einem Magneten in der Schwanzkappe (fehlt noch) und einem hübschen Diffusor, damit ich den Kerzenmodus auch richtig genießen kann. Außerdem kann ich sie bei Bedarf an meinem Mountainbike montieren, damit ich im Gelände nicht auf die StVZO-kompatible Beleuchtung beschränkt bin. Aber dann dürfte ich leider keine RovyVon Aurora A5+ am Schlüsselbund haben
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Zusammenfassung
Bei den Leuchtmitteln ging es vor langer Zeit mit Glühlampen (ich erinnere mich noch an die Bundeswehrlampen zu meiner Grundwehrdienstzeit in den frühen 70ern) los, dann kamen Halogenbirnen und später LEDs. Bei Letzteren gab es eine langsame Optimierung bezogen auf die Leistung (Lumen) und Effizienz (Lumen/Watt) sowie der Lichtfarbe. Das Problem bei LEDs ist nach wie vor, dass der „Abfall“ Wärme irgendwie unter Kontrolle gebracht werden muss, d.h. leistungsstarke LEDs brauchen große Lampenköpfe/Kühlrippen.
Bei den Energiespeichern ist aus meiner Sicht eine Ablösung der LiIon-Technologie in absehbarer Zeit nicht abzusehen, es sei den es tut sich etwas Großes bei der Stromversorgung von Elektroautos, was sich kostengünstig auf handliche Energiespeicher übertragen lässt. Außerdem kann Lithium zu einer kritischen Ressource werden. Eine höhere Energiedichte würde auch in erster Linie einer Verlängerung der Leuchtdauer zugute kommen. Es wird mit Sicherheit keine Lampe mit einem 60mm-Kopf und einem bleistift-dicken oder 3cm langen dicken Akkurohr geben, die man nicht vernünftig in der Hand halten kann.
Derzeit ist Innovation also lediglich in Nischenbereichen zu erwarten mit Produkten wie zum Beispiel Olights Obulb, einer Nitecore LR50/60 oder der E-LITE von Fenix und im UI-Bereich bin ich gespannt, ob weitere Hersteller als bisher sich mit Anduril oder ähnlichem beschäftigen werden.
Was vermissen wir eigentlich?
Eine Manker MC13, die in der Lage ist, 2 Stunden lang die Umwelt mit bis zu 15.000 Lumen wahlweise in Form eines Spots oder als Flutlicht zu erhellen ohne dass man sich die Finger verbrennt, wird es in naher Zukunft nicht geben, ein einheitliches Bedienkonzept für alle Anwendungsfälle, das jedem gefällt, auch nicht.
Aber ich hätte da doch so ein paar Wünsche an die Hersteller, die aber in erster Linie Funktionen und das Bedienkonzept betreffen, vieles sind nur Kleinigkeiten:
- Wo es von der Größe und vom Gewicht her Sinn macht, hätte ich gerne einen Magneten in der Schwanzkappe
- Ich würde gerne den Ladezustand der Akkus möglichst präzise abrufen können, nicht erst 5 vor 12
- Ich wünsche mir schnellen Zugriff auf
- (einstellbaren) Moonlight-Modus
- Turbo
- eine eingestellte Anfangshelligkeit
- … (irgendwie konfigurierbar)
- Ich möchte gerne die Helligkeit erhöhen und reduzieren können (nicht das übliche Round-Robin-Verfahren)
- Wo es passt, sollte ein Clip verwendet werden können
- Besonders bei kleinen Lampen sollte der Clip aus zwei Richtungen benutzbar sein (z.B. am Kappenschirm)
- Bei Winkelkopflampen ziehe ich den Schalter an der Seite des Kopfes vor
- Lademöglichkeit der Akkus im Gehäuse (wenn die Logik dazu im Gehäuse ist, braucht sie nicht in jedem Akku zu sein)
- Ich wünsche mir, dass alle Hersteller die Abmessungen der verwendbaren Akkus veröffentlichen
- ... Wahrscheinlich habt Ihr auch noch ein paar Ideen
Ich sehe also nur kleine Innovationsschritte in den nächsten Jahren aber zu tun gibt es noch genug.
Und ich leiste es mir trotz allem, mit meiner schön designten Manker E14 - es gibt Leute, die bezeichnen sie nicht völlig abwegig als Poserlampe - im Dunkeln durch den Odenwald oder sonstwo zu wandern, auch wenn maximal 4.000 Papierlumen und die Abmessungen der Lampe sowie ihre Akkukapazität nicht wirklich zusammenpassen. Aber unterwegs mal kurzzeitig den Turbo einschalten, macht schon Spaß
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Viele Grüße aus dem Odenwald
Reinhard