Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat gerade einen sehr interessanten Forschungsbericht veröffentlicht:
Photobiologische Sicherheit von Licht emittierenden Dioden (LED)
(der komplette Bericht ist dort als PDF verlinkt, gibt auch noch eine Pressemitteilung)
Um was geht's denn überhaupt?
Die Studie orientiert sich einerseits direkt an der entsprechenden EU-harmonisierten Norm "Photobiologische Sicherheit von Lampen und Lampensystemen" und hat sich andererseits mit konkreten Messungen und Berechnungen einen Schwung LEDs und ein paar Lampen vorgenommen!
Sie geht dabei ausführlich auf die verschiedenen möglichen schädlichen Wirkungen von optischer Strahlung ein und erklärt die durch die Norm dafür festgelegten Grenzwerte. Das sind beispielsweise die Gefahr einer Linsentrübung durch UV-Strahlung (und hier den verschiedenen UV-Wellenlängenbereiche), die thermische Gefährdung der Netzhaut (sichtbare und IR-Strahlung) und die photochemische Gefährdung, ganz besonders im Bereich 400-500nm (deshalb auch "Blaulichtgefährdung").
Es gibt ganz verschiedene Gefahrenstufen: Einerseits längeres Hineinsehen, was im ersten Moment "uninteressant" erscheinen mag. Dabei kann sich aber die Einwirkzeit durch wiederholtes Hineinschauen oder auch über einen längeren Zeitraum, z.B. den Tag, aufaddieren. Und damit wird das plötzlich viel spannender, z.B. für Personen, die den ganzen Tag mit solchen Quellen arbeiten. Andererseits auch Grenzwerte für ganz kurze Zeiten, die sich durch die unwillkürliche Abwendungsreaktion (~1/4 sec) ergeben.
Neben ganz verschiedenen LEDs, nämlich farbigen, UV und IR LEDs, und einigen Osram Dragon, die wohl eher für Beleuchtungszwecke eingesetzt werden, waren für mich die Seoul Z-Power P7 und besonders zwei Led Lenser (T7, X21) interessant. Letztere aufgrund der darin verbauten (aber nicht namentlich erwähnten) Cree XR-E.
Bei optischer Strahlung unterscheidet man zwischen photometrischen Größen (also wie hell das Auge etwas wahrnimmt) und radiometrischen Größen (anschaulich: wieviel Energie in der Strahlung steckt, auch wenn sie unsichtbar ist). Die Studie beschäftigt sich weniger mit ersterem, also den uns vertrauten Lux/Lumen/Candela, sondern verknüpft die radiometrischen Größen mit den speziellen spektralen Wirkungsfunktionen für Gefährdung (UV, Blaulicht, etc.) und den jeweils gemessenen Spektren der LEDs. Deshalb sind die Berechnungen (Integrale) und Ergebnisse (W/m²sr, Ws/m², etc.) vergleichsweise trocken für flashies - aber fundiert. Und wenn man die Sache mit den Grenzwerten (samt zeitlichem Zusammenhang) und den verschiedenen Risikogruppen näher anschaut, dann füllen sich die konkreten Ergebnisse richtig mit Leben.
Aber auch wer nicht so tief einsteigen will, findet einfache, anschauliche Ergebnisse:
In die LL T7, bzw. X21 darf man - angesichts der verwendeten Grenzwerte - nicht länger als eine dreiviertel Minute unbewegt hineinsehen, ohne sich in die konkrete Gefahr einer dauerhaften Netzhautschädigung zu begeben (Seite 178/180). Und bei ein paar der dort vermessenen, ganz standardmäßig betriebenen, bläulichen LEDs liegt das sogar bei 10 sek.
Eine schöne Studie
Das Dokument ist mit knapp 200 Seiten insgesamt recht umfangreich. Das soll einen aber nicht abschrecken. Die Studie steigt nicht direkt bei den Grenzwerten der Norm und Messungen+Berechnungen ein. Sie ist also gar nicht fach-idiotisch, sondern beinhaltet auch gut verfaßte Einleitungen und Hintergründe zu den angesprochenen Themen.
Sie ist damit ein wertvolles Dokument, wenn man sich mal richtig vernünftig und fundiert mit den Gefahren von LEDs auseinandersetzen möchte.
Was ist mit anderen LEDs
Es ist gar nicht ohne weiteres möglich, von den gemessenen LEDs auf andere zu schließen. Insbesondere weil die Gefährdung ganz extrem vom Anteil des blauen Lichts abhängt, so daß schon CW (cool white) und WW (warm white) den Unterschied von hoher bzw. gar keiner Gefährdung ausmachen kann. Aber eine erste Orientierung erhält man schon.
Beispiel anhand der vermessenen XR-Es, Farb-Bin leider unbekannt. Ich selbst habe keine solche LL, aber wenn ich richtig liege, dann hat sie eine Leuchtdichte von ungefähr 20cd/mm² (~15-18 kcd (kLux@1m) bei einem Durchmesser der Optik von 31mm).
Etwa die gleiche Leuchtdichte ergibt sich für die kaltweiße "LUW W5SM" Variante der Golden Dragon (ohne Linse), hier sind es aber statt 45 sek nur noch 15 sek. Bei der warmweißen Variante liegt hingehen gar keine Gefährdung vor!
Bei stark überstromten LEDs erreicht man jedenfalls schnell das 5-8 fache dieser Leuchtdichten. Und auch wenn man da nicht längere Zeit freiwillig reinschauen wird, bekommt man ein Gefühl dafür, welche Gefahren hier schon relativ nah liegen.
Bin übrigens weder verwandt noch verschwägert mit den Leuten , habe nur zufällig eine Zeitungsnotiz gesehen. Und da ich gar kein Freund von undefinierter Angst oder gar Panikmache bin, sondern als Fan von hohen Leuchtdichten den bewußten Umgang am Gerät schätze, finde ich diese ausführliche Studie so toll!
Photobiologische Sicherheit von Licht emittierenden Dioden (LED)
(der komplette Bericht ist dort als PDF verlinkt, gibt auch noch eine Pressemitteilung)
Um was geht's denn überhaupt?
Die Studie orientiert sich einerseits direkt an der entsprechenden EU-harmonisierten Norm "Photobiologische Sicherheit von Lampen und Lampensystemen" und hat sich andererseits mit konkreten Messungen und Berechnungen einen Schwung LEDs und ein paar Lampen vorgenommen!
Sie geht dabei ausführlich auf die verschiedenen möglichen schädlichen Wirkungen von optischer Strahlung ein und erklärt die durch die Norm dafür festgelegten Grenzwerte. Das sind beispielsweise die Gefahr einer Linsentrübung durch UV-Strahlung (und hier den verschiedenen UV-Wellenlängenbereiche), die thermische Gefährdung der Netzhaut (sichtbare und IR-Strahlung) und die photochemische Gefährdung, ganz besonders im Bereich 400-500nm (deshalb auch "Blaulichtgefährdung").
Es gibt ganz verschiedene Gefahrenstufen: Einerseits längeres Hineinsehen, was im ersten Moment "uninteressant" erscheinen mag. Dabei kann sich aber die Einwirkzeit durch wiederholtes Hineinschauen oder auch über einen längeren Zeitraum, z.B. den Tag, aufaddieren. Und damit wird das plötzlich viel spannender, z.B. für Personen, die den ganzen Tag mit solchen Quellen arbeiten. Andererseits auch Grenzwerte für ganz kurze Zeiten, die sich durch die unwillkürliche Abwendungsreaktion (~1/4 sec) ergeben.
Neben ganz verschiedenen LEDs, nämlich farbigen, UV und IR LEDs, und einigen Osram Dragon, die wohl eher für Beleuchtungszwecke eingesetzt werden, waren für mich die Seoul Z-Power P7 und besonders zwei Led Lenser (T7, X21) interessant. Letztere aufgrund der darin verbauten (aber nicht namentlich erwähnten) Cree XR-E.
Bei optischer Strahlung unterscheidet man zwischen photometrischen Größen (also wie hell das Auge etwas wahrnimmt) und radiometrischen Größen (anschaulich: wieviel Energie in der Strahlung steckt, auch wenn sie unsichtbar ist). Die Studie beschäftigt sich weniger mit ersterem, also den uns vertrauten Lux/Lumen/Candela, sondern verknüpft die radiometrischen Größen mit den speziellen spektralen Wirkungsfunktionen für Gefährdung (UV, Blaulicht, etc.) und den jeweils gemessenen Spektren der LEDs. Deshalb sind die Berechnungen (Integrale) und Ergebnisse (W/m²sr, Ws/m², etc.) vergleichsweise trocken für flashies - aber fundiert. Und wenn man die Sache mit den Grenzwerten (samt zeitlichem Zusammenhang) und den verschiedenen Risikogruppen näher anschaut, dann füllen sich die konkreten Ergebnisse richtig mit Leben.
Aber auch wer nicht so tief einsteigen will, findet einfache, anschauliche Ergebnisse:
In die LL T7, bzw. X21 darf man - angesichts der verwendeten Grenzwerte - nicht länger als eine dreiviertel Minute unbewegt hineinsehen, ohne sich in die konkrete Gefahr einer dauerhaften Netzhautschädigung zu begeben (Seite 178/180). Und bei ein paar der dort vermessenen, ganz standardmäßig betriebenen, bläulichen LEDs liegt das sogar bei 10 sek.
Eine schöne Studie
Das Dokument ist mit knapp 200 Seiten insgesamt recht umfangreich. Das soll einen aber nicht abschrecken. Die Studie steigt nicht direkt bei den Grenzwerten der Norm und Messungen+Berechnungen ein. Sie ist also gar nicht fach-idiotisch, sondern beinhaltet auch gut verfaßte Einleitungen und Hintergründe zu den angesprochenen Themen.
Sie ist damit ein wertvolles Dokument, wenn man sich mal richtig vernünftig und fundiert mit den Gefahren von LEDs auseinandersetzen möchte.
Was ist mit anderen LEDs
Es ist gar nicht ohne weiteres möglich, von den gemessenen LEDs auf andere zu schließen. Insbesondere weil die Gefährdung ganz extrem vom Anteil des blauen Lichts abhängt, so daß schon CW (cool white) und WW (warm white) den Unterschied von hoher bzw. gar keiner Gefährdung ausmachen kann. Aber eine erste Orientierung erhält man schon.
Beispiel anhand der vermessenen XR-Es, Farb-Bin leider unbekannt. Ich selbst habe keine solche LL, aber wenn ich richtig liege, dann hat sie eine Leuchtdichte von ungefähr 20cd/mm² (~15-18 kcd (kLux@1m) bei einem Durchmesser der Optik von 31mm).
Etwa die gleiche Leuchtdichte ergibt sich für die kaltweiße "LUW W5SM" Variante der Golden Dragon (ohne Linse), hier sind es aber statt 45 sek nur noch 15 sek. Bei der warmweißen Variante liegt hingehen gar keine Gefährdung vor!
Bei stark überstromten LEDs erreicht man jedenfalls schnell das 5-8 fache dieser Leuchtdichten. Und auch wenn man da nicht längere Zeit freiwillig reinschauen wird, bekommt man ein Gefühl dafür, welche Gefahren hier schon relativ nah liegen.
Bin übrigens weder verwandt noch verschwägert mit den Leuten , habe nur zufällig eine Zeitungsnotiz gesehen. Und da ich gar kein Freund von undefinierter Angst oder gar Panikmache bin, sondern als Fan von hohen Leuchtdichten den bewußten Umgang am Gerät schätze, finde ich diese ausführliche Studie so toll!