Mit der Aussage, daß Wärmestrahlung nicht durch Glasscheiben ginge (Minute 11:40), hat er zwar grundsätzlich recht, aber seine Folgerungen sind katastrophal. Damit hat sich der gute Mann bei mir zu 100% deklassifiziert.
Er hat im Grunde damit erklärt, daß die seit hunderten Jahren bewährten Gewächshäuser eigentlich nicht funktionieren dürften.
Was er in der Folge dessen erklärt, die Industrie können ihm nicht beweisen, daß man durch Doppelverglasung Heizenergie spare, grenzt daran, den Beweis für die Existenz von Bielefeld zu suchen. Es genügt, im Winter mal die Oberflächentemperatur einer Einfachverglasung mit der einer Doppelverglasung zu vergleichen um zu erkennen, daß hier ein geringerer Wärmeverlust stattfindet.
In der Folge dessen wird darauf zurückgegriffen, daß man durch die Doppelscheiben 10% der "Solarstrahlung" verlöre, die die Wohnung im Winter mit heizt. Ich möchte die Frage in den Raum stellen, welcher Teil der Solarstrahlung denn zur Erwärmung beiträgt. Ich würde mal antworten: Wärmestrahlung. Ah halt, wurde nicht gerade behauptet, die ginge eh nicht durch das Glas. Nanu.
Die Ausführung, wieso eine Einfachverglasung "Überschußfeuchten radikal vermindern" würde, hat er leider nicht erklärt. Er folgert aber ganz offensichtlich (man solle seine Einfachverglasung drin lassen, wenn man trockene Luft möchte), daß diesem so sein. Ist Einfachverglasung feuchtigkeitsdurchlässig? *grübel*
Konklusio dieser Ausführung von ihm: Doppelverglasung kostet mehr Heizenergie.
Seine anschließende Ausführung bzgl. Brandschutzgläsern, die als Beweis für die Infrarotnichtdurchlässigkeit angebracht wird, passt leider auch nicht. Nur bestimmte Ausführungen von Brandschutzgläsern blockieren auch die Wärmestrahlung bei einem Brand (F-Gläser... diese sind aus Borsilikat. Brandschutzgläser der Kategorie G - z.B. normales Glas mit Drahteinlage - läßt Wärmestrahlung durch).
Bei genauer Betrachtung (das hat er einfach in seinem Vortrag unterschlagen), blockiert normales Glas Wärmestrahlung von Gegenständen aus einem Temperaturbereich von 20-100°C. Bingo. Das sind genau die Innenraumtemperaturen bei denen man ja nicht möchte, daß sie durch das Fenster nach aussen abgestrahlt werden. Auf der anderen Seite ist die Wärmestrahlung der Sonne kurzwelliger (höhere Temperaturen) und liegt damit im durchlässigen Teil des Spektrums von Glas. Diese Strahlung kann also eindringen und die Räume erwärmen.
Halbwissen ist immer das gefährlichste, da die Unwahrheiten zwischen den Wahrheiten erscheinen und damit im Klangbild einer scheinbaren Kompetenz mitschwingen...
Natürlich ist Schimmel grundsätzlich ein Problem - aber statt funktionierende Lösungen anzubieten, zerreißt er alles und lehrt nur, man solle alles so wie früher machen.
Später redet er davon, daß ständig in den Berechnungen übersehen wird, daß die Aussenfassaden ja von der Sonne aufgewärmt würden. Dieses käme aber in den ganzen Modellen gar nicht vor. Ja - klar werden sie aufgewärmt. Wenn die Sonne scheint... doch wie gut funktioniert seine Theorie an bewölkten Tagen, an Regentagen - an Tagen an denen keinen nennenswärte Strahlung von der Sonne die Fassage aufheizt?
Als nächstes "beweist" er, daß man eine kalte Ecke in einem Raum nicht dadurch wärmer bekommt, daß man die Dämmung auf der Aussenseite verbessert. Grund sei, es würde nach einer Studie auf die er verweist, egal wie man dämmt, nie die Wandtemperatur auf der Innenseite anders sein. Wärmebrücken gäbe es nicht... alles Blödsinn. Hmmm. Die von ihm gezeigten Bilder aus dieser Studie bezogen sich nicht auf Wärmebrücken. Seinen Ausführungen zufolge müssten alle Wände wohl immer die Raumtemperatur haben.
Zur Nachtabsenkung hat er natürlich recht. Sein Schluß, es gäbe keine Wärmebrücken, sondern die kälteren Stellen würden durch Effekte und Folgen einer Nachtabsenkung erzeugt, ist aber falsch. Das beweist schon meine Küche (bei der nichts abgesenkt wird, aber aufgrund der baulichen Situation im Winter die Wandtemperatur im Eck auch schonmal unter 12°C fällt - doch wenn man weiß wie, gibt es keinen Schimmel).
Er hat natürlich recht, was die Nachtbsenkung an sich angeht und daß es dadurch kälter wird (und keine Energie eingespart wird) - doch die weiteren Schlußfolgerungen... naja.
Ich sag jetzt mal nix weiter. Nach dem Ausführungen im Vortrag dürfte gar nicht mehr gedämmt werden... vermutlich wäre es am Besten, auch gleich die Fensterscheiben auszubauen. *pfft*
Er zeigt dann z.B. anhand der Gewos-Studie, daß wärmegedämmte Häuser scheinbar mehr Energie verbrauchen als "Monolithische". Tja... unter
https://www.ibp.fraunhofer.de/de/Pr...-09-2014-studien-effektiver-waermeschutz.html
finde ich: "Die GEWOS-Erhebung ist aber in einer bereits 1997 erschienenen Publikation richtig gestellt worden, weil sie unzulässige Vergleiche und erhebliche Fehler beinhaltet." Mööp - solche Fehler sollten in einem Fachvortrag nicht passieren.
Er erzählt hier Sachen, die teilweise seit Jahrzenten als fehlerhaft oder falsch bekannt sind, wie mir ein bischen googeln zeigte. (weiter gucke ich das Video jetzt nicht mehr an. Sonst werd ich noch wütend).