Eigenartiger Weise hatte ich einen Flyer von den „anonymen Flashys“ im Briefkasten.
Ich bin einfach mal ohne Vorstellung dort hin gegangen, um zu schauen, was da so los ist. Ich meine...ich bin ja kein richtiger Flashy. An genannter Adresse gab es eine Art Heilanstalt. Mit einem schönen Garten, wo Menschen unter Aufsicht der Betreuer spazieren gehen konnten. Ich sah wirklich viele Menschen dort. Einigen hat man rein garnichts ansehen können. Andere hatten ein leichtes Augenzucken oder haben beim Sprechen sehr stark gestottert. Im ersten Stock gab es zum genannten Termin eine Sitzung innerhalb einer Selbsthilfegruppe. Ich schaute etwas neugierig durch die Tür. Da saßen dann ca. 8 Personen und ein Betreuer auf Stühlen im Kreis und besprachen, wie jeder den Tag erlebt hat, wo das TLF offline ging. Einige hatten sogar Tränen in den Augen!
Als mich der Betreuer sah, kam er zu mir, legte meine Hand auf die Schulter und sprach „Frank...du brauchst dich nicht schämen. Jeder hier hat das gleiche Schicksal wie du“. Ich meinte zwar, dass ich das alles hier nicht nötig hätte, aber trotzdem holte er einen Stuhl mit der Bitte, mich doch zum Kreis dazuzusetzen.
Ich weiß ja nicht wer von euch da war, es war ja anonym...aber ich merkte schnell, dass jeder von sich dachte, er hätte garkein Problem mit diesem offline GAU. Tatsächlich aber hatte JEDER eine kleine Taschenlampe in der Hand. Diese wurden jeden Tag gegen 8 Uhr Morgens ausgegeben. Die schlimmeren Fälle bekamen zwei bis drei Lampen zugeteilt, die weniger schlimmen Fälle nur eine. Dies führte dazu, dass im Park die schattigen Plätze sehr stark belegt waren, weil jeder versuchte, mit der Lampe zu leuchten.
Da der Aufenthalt mehrere Tage dauerte, wurde es Nachts immer sehr schlimm. Die Lampen wurden zwar wieder eingesammelt über Nacht, jedoch konnten die Insassen durch Tricks und Post von außerhalb ab und zu eine Lampe in die Anstalt schmuggeln. So passierte es, dass man mal am Gebäude außen eine Schnur sah, wie eine Lampe in ein anderes Zimmer gereicht wurde. Oder auch per Schnur über den Flur transportiert wurde von Zimmer zu Zimmer. Wenn Jemand dabei erwischt wurde, gab es Stubendurchgang und die „Zelle“ wurde komplett auf links gedreht, um verbotene Lampen zu finden.
Auf einmal saß ich auch in einem Zimmer. Keine Ahnung wie das gekommen ist.
Nachts dachte ich mir aber, dass es doch jetzt toll wäre, mit einer Lampe zu leuchten. Dieser Drang war irgendwann so stark, dass ich illegal mit Zigaretten als Bezahlung eine Lampe zugelegt habe. Den Lampendealer nannten alle „Kalle“. Er saß wegen extremer Leuchtsucht. Bei dem konnte man aber gegen gute Bezahlung alles bekommen. Von einer Nitecore Tip bis zur Imalent DX80. Der hatte sehr gute Connections nach draußen. Beim zwanghaften Leuchten im Zimmer bemerkte ich dann Einkerbungen an der Wand. Dort war eine Taschenlampe eingeritzt mit den Buschstaben „TLF“ und eine Strichliste daneben. Der arme Kerl, der vorher hier war, hat es wohl nicht geschafft.
Eines Tages, das weiß ich noch ganz genau, kam ein Wärter auf den Flur und rief „Raustreten!“. Alle Insassen stellten sich vor die Zimmer in ungeduldiger Erwartung, gegen 8 Uhr endlich eine Lampe empfangen zu können. Aber der Wärter teilte mit, dass das TLF wieder online sei und damit diese Anstalt vorübergehend geschlossen werden könne. Ein Jubel drang durch das ganze Gebäude. Alle bekamen ihre private Bekleidung wieder und rannten so schnell es nur ging nach Hause zu ihren PCs.
Tja...ich auch!
Das war meine schlimme Zeit, als die Seite offline war.