Bericht - Klarus XT11GT Zusammenfassung
Tja... Eigentlich wollte ich diesen Bericht mit anderen Worten einleiten, aber - es kam anders.
Denn eigentlich hatte ich gehofft, dass meine Klarus XT11GT noch funktioniert, während ich diesen Bericht im Laufe mehrerer Tage schreibe. Mein Ziel war, alle Erkenntnisse von mir und anderen Usern in Bezug auf technische Auffälligkeiten und eventuelle Probleme in einem Bericht zusammenzufassen, um dem TLF eine gute Zusammenfassung zu dieser Lampe bieten zu können.
Vorhin verabschiedete sich plötzlich meine XT11GT, und ließ sich durch nichts mehr wiederbeleben. Dennoch werde ich diesen Beitrag fertig schreiben, denn ich habe bereits vieles Wissenswertes festgestellt und möchte diese Erkenntnisse gerne mit dem TLF teilen.
Vorweg: dies ist kein Review. Für Bilder und eine allgemeine Beschreibung der Lampe nebst Beamshots sei auf eines der vorhandenen Reviews im TLF verwiesen. Hier soll es in erster Linie um eine gut verständliche Zusammenfassung der bisherigen Auffälligkeiten und technischen Besonderheiten im Betrieb gehen.
Geschichte
Ende August 2016 wurde publik, dass der Hersteller Klarus eine Lampe mit konstanten 2000 lm aus einer XHP35 HI plant. Sozusagen eine „Dragster“-Version einer XT11S, mit deutlich mehr Leistung, aber gleichem UI, welches hauptsächlich auf taktische Anwendung ausgelegt ist.
Ein geschützter 3600 mAh Akku des Typs 18650 sollte mitgeliefert werden. Diese erste Version wird im TLF häufig als „v1“ oder „V1“ bezeichnet.
Gegen Mitte September trudelten die ersten Exemplare der XT11GT "V1" bei TLF-Usern ein. Erste Messungen ergaben einen deutlich geringeren Lichtstrom als von Klarus angegeben. Nur einen Tag später ist einem User eine XT11GT während Tests kaputt gegangen.
Am 12. September hat der deutsche Händler Schiermeier die XT11GT aus seinem Sortiment genommen und hielt Rücksprache mit dem Hersteller Klarus. Kurz darauf hieß es, dass es diese Lampe (XT11GT) so nicht mehr im Handel geben würde.
Im Laufe der Zeit kam eine neuerliche Version (häufig mit „v2“ oder „V2“ bezeichnet) der XT11GT auf den Markt. Diese wurde nun mit einer XHP35 HD LED mit Dome ausgestattet und der 3600 mAh Akku wurde durch einen „IMR“-Akku mit 3100 mAh ersetzt.
Nach und nach wurden und werden weitere Eigenschaften der Lampe bekannt, darunter die Temperaturregelung, die Geräuschkulisse und dass die Lampe durchaus wählerisch in ihrer Akkuwahl ist. Auch die geringere Leistung als angegeben ist bei einigen Usern weiterhin ein Thema, auch bei der zweiten Version.
In neuester Zeit taucht die XT11GT der zweiten Version ("V2") wieder bei einigen Händlern im Sortiment auf; allerdings wird dann nur noch die neuere Variante mit XHP35 HD LED verkauft. Lampen der ersten Versionen werden nur noch selten angeboten.
Versionen - Kurz zusammengefasst!
Damit auch Anfänger die vorliegende Lampe eindeutig identifizieren können. Die fett markierten Punkte sind die offensichtlichsten Unterschiede unter den Versionen.
XT11GT "V1" (erste käufliche Version)
- Cree XHP35 HI D4 LED. Diese LED besitzt keine Silikonkuppel (auch Dome genannt).
- beigelegter Akku: 3600 mAh (Typ: 18GT-36)
- "constant 2000 lumens"-Schriftzug auf der Verpackungsfront neben dem Sichtfenster
- 402 Meter Reichweite, 40400 cd
- 200 h max. Laufzeit
XT11GT "V2" (Neuauflage nach Verkaufsstopp der ersten Version)
- Cree XHP35 HD E4 LED. Diese LED besitzt eine Silikonkuppel.
- beigelegter Akku: 3100 mAh (Typ: 18GT-IMR31)
- "constant 2000 lumens"-Schriftzug neben dem Sichtfenster fehlt. Es befinden sich Aufkleber auf der Verpackung, welche die korrigierten Informationen beinhalten.
- 316 Meter Reichweite, 24964 cd
- 170 h max. Laufzeit
LED
In der ersten XT11GT ("V1") wurde eine Cree XLamp XHP35 HI verbaut. Diese LED vereint vier Leuchtflächen in einem XP-Footprint (3,45 x 3,45 mm Grundfläche), und wird bei etwa 12 V betrieben. Das Kürzel „HI“ bedeutet „High Intensity“ und bezeichnet bei Cree LEDs, welche werksseitig ohne Dome ausgeliefert werden. Durch die benötigte hohe Spannung muss der Treiber enorm „boosten“ (daher auch der Name Boost-Treiber), d.h. er muss die Spannung vom Akku, welche 2,5 - 4,2 V beträgt, massiv erhöhen. Dieses Verfahren ist allerdings verhältnismäßig ineffizient und erfordert im Vergleich zu anderen Treibern aufwändige Elektronik.
Der von Klarus angegebene Bin lautet D4. Dies entspricht lt. offiziellem Datenblatt 550 lm @ 350 mA.
In der zweiten XT11GT wurde statt der HI-Variante eine XHP35 HD verbaut:
Diese entspricht der ersteren LED, allerdings mit einem Unterschied: sie besitzt ab Werk einen Silikondome, welcher den Lichtstrom und damit den Effizienzbin erhöht.
Der von Klarus angegebene Bin der XHP35 HD lautet E4. Dies entspricht 635 lm @ 350 mA und ist damit 13,4 % höher als bei der XHP35 HI der ersten Klarus XT11GT.
Meine Lampe
Ich habe vor etwa zwei Wochen eine Klarus XT11GT bei Banggood bestellt. Ursprünglich war ich der Hoffnung, noch eine der „alten“ Lampen zu erwischen – mit XHP35 HI LED – doch schlussendlich erhielt ich eine der überarbeiteten Lampen (V2).
Die Seriennummer meines Exemplars lautet: X14HE02392
Die Angaben auf der Verpackung wurden durch Aufkleber ersetzt und somit der neuen LED angepasst. Eine XHP35 HD LED wurde in meinem Modell verbaut, außerdem wurde auch der neue Akku mit 3100 mAh mitgeliefert.
Erste Tests in meiner Ulbrichtbox ergaben sehr hohe Ergebnisse, so hoch wie sie – soweit mir aus TLF und anderen Foren bekannt – noch nie bei einer XT11GT gemessen wurden. Bereits mit dem mitgelieferten und nicht aufgeladenenen Akku erreichte sie 1696 lm, mit einem vollgeladenen LG HE4 sogar fast 2000 lm.
Laufzeitdiagramme
Trotz des schnellen Ablebens meiner XT11GT kann ich einige Laufzeitdiagramme vorweisen, welche ein recht ungewöhnliches Verhalten der Lampe aufzeigen können.
Ich habe drei Akkus getestet:
- einen CGR18650CG, eine ältere 18650-Zelle mit 2200 mAh, welche ich dereinst aus einem Laptop-Akkupack entnommen hatte. Diese Zelle repräsentiert die älteren und gebrauchten 18650, welche in die Lampe eingelegt werden könnten.
- einen Samsung INR18650-30Q, ein solider Hochleistungsakku mit 3000 mAh und 15 A konstantem Entladestrom.
- und natürlich der mitgelieferte 3100 mAh Akku. Zu dieser Zelle schreibe ich in diesem Bericht noch später etwas. Dieser Akku besitzt eine Schutzschaltung.
Messparameter und Umweltbedingungen:
- Luxmeter und Datalogger: Benetech GM1020, Output korrigiert auf Ergebnisse des von mir vorher genutzten Dr.Meter LX1010B, daher mit früheren Messwerten und Diagrammen vergleichbar - Aufzeichnungsintervall: 12 Sek./5x pro Min.
- Box: PS-108
- Umgebungsbedingungen: 22 °C / 45-48 % rh
- Alle Akkus in Xtar VP1 bei 500 mA geladen (50 mA termination), Resting time 20 min.
Auffällig ist, dass bei allen Akkus ziemlich unterschiedliche Kurven herauskommen - wohlgemerkt, die Messbedingungen waren bei allen drei Tests genau gleich und darauf habe ich auch geachtet. Bei Verwendung des mitgelieferten Akkus liefert die Lampe die längste Leuchtdauer bei über 500 lm. Sie ist ≈ 5 min höher als beim 30Q. Bei allen Akkus schaltet die Lampe schlussendlich auf etwa 12 lm herunter. Dann lag die Spannung des Akkus bei 3 - 3,1 V und die LED im Seitenschalter leuchtet rot.
Und nun wird es interessant.
Die Lampe scheint zu erkennen, was für ein Akku eingelegt wurde bzw. welche Stromlieferfähigkeit oder Qualität der Akku besitzt. Wie das genau funktioniert, ist nicht restlos geklärt.
Bei der Verwendung von voll aufgeladenen Hochleistungszellen startet die XT11GT auf maximaler Leistung, begleitet von einem durchdringenden Zischen der Elektronik. Dies entspricht bei meiner Lampe je nach Akku ≈ 1900 – 1990 lm.
Wenn dagegen ältere, schwächere oder stark genutzte Zellen verwendet werden, startet die Lampe trotz voller Aufladung lediglich bei ≈ 1200 – 1300 lm. Offenbar drosselt der Treiber bei Verwendung solcher Akkus automatisch den Output. Beim Einlegen eines Akkus mit unter ≈ 4,1 V Spannung gibt die Lampe grundsätzlich keine maximale Leistung mehr frei, gleich ob Hochleistungsakku oder nicht. Vermutlich wird beim Einlegen die Spannung des Akkus gemessen.
Der hier als „schwächster“ Akku eingebrachte Panasonic CGR18650CG bringt erwartungsgemäß die kürzeste Laufzeit. Gut zu sehen, dass die XT11GT bei diesem Akku auch gar nicht erst versucht, mit "voller Leistung" zu starten, sondern direkt nach Einschalten nur noch 1240 lm bringt. Bei den anderen Hochstromakkus erreicht meine XT11GT übereinstimmend und durch zusätzliche Messungen bestätigt zwischen 1930 und 1990 lm, je nach Akku.
PWM
Auf den beiden niedrigsten Leuchtstufen flimmert das Licht stark, bei etwa 300 Hz.
Dies ist bei jeder Gruppe im UI so und lässt sich nicht ändern. Hier scheint es zwischen den beiden VErsionen der XT11GT zumindest subjektiv keine Veränderung zu geben.
Geräuschentwicklung
Ein je nach Serienstreuung mehr oder weniger deutlich zu vernehmendes Merkmal der XT11GT beider Versionen ist das laute Pfeifen bzw. Zischen, welches bei maximal aufgeschalteter Leistung (≈ 2000 lm) zu vernehmen ist. In meinem Fall war dieses Geräusch selbst in über drei Metern Entfernung deutlich zu hören und verschwand erst nach 2 Minuten Dauerbetrieb, just in dem Moment, wo die Lampe wegen zu hoher Temperatur den Lichtstrom drosselt.
Solcherlei Geräusche treten häufig in der Elektronik auf, allerdings deutlich weniger stark ausgeprägt. Dieses Phänomen nennt man „Spulenfiepen“ und tritt gelegentlich bei Fernsehern, Netzteilen, Grafikkarten, Aufwärtswandlern aller Art und anderer Elektronik auf. Grund dafür ist die sogenannte Magnetostriktion, also die Deformierung magnetischer Stoffe durch mechanische Schwingungen, welche durch das Magnetfeld und sehr höhe Ströme vorrangig in Spulen ausgelöst werden.
Aus diesem Grund kann man an Trafostationen oder Transformatoren in Haushaltsgeräten ein leises Brummen in Höhe der Netzfrequenz von 50 Hz wahrnehmen.
Diese Geräusche – wenn auch deutlich leiser und nur mit angelegtem Ohr zu vernehmen – erzeugt auch meine Fenix PD40 (welche ebenfalls einen Aufwärtswandler besitzt da die LED 6 V benötigt), allerdings nur auf der höchsten Leuchtstufe (≈ 1700 lm) und das auch nur für wenige Sekunden.
Der mitgelieferte Akku
Der bei meiner XT11GT „V2“ mitgelieferte Akku des Typs 18GT-IMR31 ist laut Klarus hochstromtauglich, und kann lt. dem Hersteller kontinuierlich mit 12 A entladen bzw. mit 3 A geladen werden. Er ist mit einer Schutzschaltung versehen, welche am Minuspol sitzt. Diese Bauform ist bei vielen Akkus mit Schutzschaltung üblich.
Ich habe diesen Akku zerlegt um zu ermitteln, was sich unter dem Schrumpfschlauch von Klarus verbirgt.
Es wird eine Zelle von LG verwendet, und zwar der INR18650HG2. Dies ist eine solide Hochleistungszelle mit lt. LG maximalen 20 A Entladestrom (kontinuierlich). Geladen werden kann sie mit nominal 1,25 A bzw. max. 4 A.
Laut Datecode am Akku stammt dieser aus der Zeit vom Juli 2016. Die Zelle ist also etwa drei bis vier Monate alt.
Die Schutzschaltung besitzt vier Mosfets, was für eine Schutzschaltung ungewöhnlich ist. Dies dürfte der Anforderung nach einem hohen garantierten Maximalstrom (12 A) geschuldet sein.
Messwerte - Zusammenfassung
Zum Schluss möchte ich hier noch ein paar Messwerte aufzeigen, zumindest die, die ich bereits erfasst habe.
Leider habe ich keine Helligkeitsmessung und Lichtstrommessungen der anderen Stufen durchgeführt. Diese wollte ich eigentlich im Rahmen dieses Berichts aufnehmen, doch dazu kommt es ja leider nicht mehr. Ich werde nächste Woche eine Fenix TK35UE 2015 (lt. Hersteller max. 2000 lm aus XHP50 und gleicher Intensität) von mkr erhalten, dann werde ich Vergleichswerte von Ceiling Bounce und meiner Box in diesem Thread nachtragen!
Hochleistungsakkus:
Turbo: ≈ 1930 lm
Low: 12 lm
Schwächere Akkus:
Turbo: ≈ 1250 lm
Low: 11,5 lm
Farbtemperatur: 6300 K ± 200 K
PWM auf Low: ≈ 300 Hz
Maximale Temperatur am Lampenkopf: ≈ 52 °C
Die Stromaufnahme konnte ich aufgrund der besonderen Konstruktion der Tailcap nicht messen. Ich hatte die Befürchtung die Lampe dabei zu beschädigen oder zu zerstören, daher habe ich es gelassen.
Wenn ich einen großzügigen LED-Betriebsstrom von 1,7 A und eine Treiber-Effizienz von 78 % zugrunde lege, komme ich bei maximaler Leistung (≈ 2000 lm) und vollgeladenem Akku auf eine grob kumulierte Stromaufnahme von ≈ 5,5 A. Diesen Wert kann ich messtechnisch allerdings nicht untermauern.
Bei der „gedrosselten“ Leistung würde die hochgerechnete Stromaufnahme bei o.g. Parametern immerhin noch bei ≈ 3 A liegen. Bei sinkender Spannung wird die Stromaufnahme des Treibers allerdings zunehmen, da der Treiber immer stärker "boosten" muss.
Ich hoffe, Euch hat diese Zusammenfassung der Eigenschaften und Versionen der XT11GT gefallen.
Vielen Dank fürs Lesen.
Lieben Gruß, Dominik
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