Ich habe im Netz mal ein wenig gesucht, da ich das Thema interessant finde. Ich denke mir halt oft, dass die Entwicklungsabteilungen und hochgebildete Leute von Autoherstellern sich bei der ein oder anderen Entscheidung schon irgendetwas dabei gedacht haben. Im Internet findet man leider nicht ganz so viel zu diesem Thema. Auf einen ganz interessanten Beitrag bin ich trotzdem gestoßen, welcher ca. ein Jahr alt ist.
https://www.paten-der-nacht.de/grelle-led-autoscheinwerfer-sicherheit-auf-kosten-anderer/
Hier wird nochmal explizit auf den Unterschied der Lichtfarben eingegangen.
Ich zitiere:
“Fakt ist, dass LED-Scheinwerfer sehr wenig Energie verbrauchen und gleichzeitig enorm viel Helligkeit bieten. Und Fakt ist auch, dass weißliches Licht mit hohen Blauanteilen im Spektrum (also sogenanntes kaltweißes oder auch tageslichtweißes Licht) zu einer besseren Farberkennung und damit zu besseren Sichtbarkeit von Kontrasten in der Nacht führt. Grund genug für die Autoindustrie, vornehmlich solche Scheinwerfer einzubauen.“
Und zum Thema gelbliches Licht:
“Licht mit hohen Blauanteilen (kaltweißes Licht) blendet aber nicht nur mehr, sondern hat auch eine höhere Streuwirkung als gelbliches Licht. Dass der Himmel blau erscheint, liegt genau daran. Die blauen Anteile des Sonnenlichts streuen intensiver an Partikeln bestimmter Größe als es die Rotanteile tun (Rayleighstreuung). Das bedeutet: Ist die Fahrbahn nass, gibt es Nebel, regnet oder schneit es, streut und blendet bläuliches LED-Scheinwerferlicht erheblich intensiver, als das gelbliche Licht von Halogenlampen-Scheinwerfern. Gelbliches Licht durchdringt somit auch effektiver Nebel und sorgt so für deutlich größere Sichtweiten. Doch wie oben schon erwähnt, argumentiert die Autoindustrie damit, dass bläuliches Licht für eine bessere Farbwiedergabe sorgt, es folglich zu einer kontrastverstärkenden Wirkung kommt (wenn auch nur bei guten Sichtverhältnissen) und alles das letztlich die Sicherheit erhöhe.“
Es ist also laut des Artikels eine Abwägungssache.
Ganz simpel ausgedrückt geht hier hervor: bläuliches Licht ist bei gutem Wetter besser, gelbliches Licht ist bei schlechtem Wetter besser.
Wenn dem tatsächlich so wäre (wir gehen mal theoretisch davon aus), dann kann ich die Autoindustrie verstehen, vornehmlich kaltweißes Licht zu verbauen. In Bezug auf den weltweiten Markt wird es wohl mehr gutes als schlechtes Wetter geben, die Entscheidung zu kaltweiß also rein mathematisch und nüchtern wäre. Zusätzlich gibt es in Deutschland auch noch die StVO, aus welcher ich mal den §3 zitiere:
“1Wer ein Fahrzeug führt, darf nur so schnell fahren, dass das Fahrzeug ständig beherrscht wird.2Die Geschwindigkeit ist insbesondere den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen sowie den persönlichen Fähigkeiten und den Eigenschaften von Fahrzeug und Ladung anzupassen.3Beträgt die Sichtweite durch Nebel, Schneefall oder Regen weniger als 50 m, darf nicht schneller als 50 km/h gefahren werden, wenn nicht eine geringere Geschwindigkeit geboten ist. 4Es darf nur so schnell gefahren werden, dass innerhalb der übersehbaren Strecke gehalten werden kann. 5AufFahrbahnen, die so schmal sind, dass dort entgegenkommende Fahrzeuge gefährdet werden könnten, muss jedoch so langsam gefahren werden, dass mindestens innerhalb der Hälfte der übersehbaren Strecke gehalten werden kann.“
Quelle:
https://dejure.org/gesetze/StVO/3.html
Damit ist das Problem, bei schlechtem Wetter/ schlechter Sicht, sich einer Gefahr durch zu bläuliche Schweinwerfer auszusetzen, rechtlich gelöst. Dass es in der Praxis immer Durchgeknallte gibt, die ohne Sicht extrem rasen, ist ein anderes Thema. Somit hat man aber zumindest die Verantwortung in dieser Situation komplett dem Fahrzeugführer übertragen. Und genau das ist auch richtig so!
Somit besteht kein Grund für die Autoindustrie, nach der (nie zu erreichenden) eierlegenden Wollmichsau zu suchen, um bei allen theoretisch möglichen Sichtverhältnissen immer das optimale Licht zu haben. Wie ja schon geschrieben, wird abgewägt und das bestmögliche Licht bei dem meisten Wetter genutzt. Für verhältnismäßig weniger oft gute Sicht, wo die Scheinwerfer eben nicht optimal funktionieren, wird der Fahrzeugführer deutlich mehr in die Verantwortung genommen.
Ich persönlich wüsste auch garnicht, wie man das anders lösen könnte. Denn den perfekten Scheinwerfer für alles wird es nicht geben in naher Zukunft.
Wie wäre es also rein theoretisch technisch lösbar? Vielleicht ein Scheinwerfer, wo man die Farbtemperatur einstellen könnte?