Werte Messer-Enthusiasten,
die hiesige und europäische Handmade-/Custom-Szene möchte ich fast in drei Worte beschreiben: klassisch, Bling-Bling oder klassisch-verspielt (klassische Formen werden mitunter in vielen Details verspielt drapiert). Ausnahmen gibt es natürlich.
Für den geneigten Sammler tut ein Blick über den Tellerrand immer gut, auch ein Blick über den Teich eröffnet neue Sichtweisen.
Dabei haben die USA nicht nur eine besonders große und aktive Messerszene, sondern durch ihre liberalen Gesetze und Geschichte designerische Freiheiten, die zudem stark von der Funktion begleitet wird - sprich, eine für uns ungewöhnliche Optik hat so gut wie immer einen Hintergrund, wozu also ein Messer gebaut wurde und wird. Dabei spielen oft (Kriegs-)Veteranen oder Ausbildungsspezialisten eine Rolle.
Wer sich ein wenig mit dem Angebot in den Staaten befasst, wird die wohlklingenden Namen wie Bob Terzuola, Walter Brend, Greg Lightfoot, Allen Elishewitz, Ray Cover, Jim Burke, Neil Blackwood ...
..., um nur einige wenige aufzuführen, kennen und ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen.
Selten genug, daß ein Stück von ihnen hier live zu sehen und zu befummeln ist - eines kaufen zu können ist noch seltener.
Vergangenen Donnerstag hatte ich auf unserem Messerstammtisch unverhofft die große Freude, gleich mehrere Messer von Brend, Lightfoot und Blackwood in die Hand nehmen zu können. Mit dabei war auch ein Folder von Bob Lum. Dieser Name wird vor allem Spyderco-Fans aufhorchen lassen, wurde doch eines seiner Designs von der Firma in Lizenz gefertigt und zu einem riesen Erfolg.
Ein echtes Handmade von Bob in die Finger zu bekommen ist schon ein Glücksfall. Unfassbar, daß es auch zum Kauf zur Verfügung stand
So hammermäßig es auch ist - die Verarbeitung und der Klingengang suchen ihres Gleichen - trifft es zum Glück bei vierstellig nicht meinen Geschmack.
Daß auch die anderen Messer auf Nachfrage zu erwerben waren, konnte fast unmöglich sein - war aber so.
Nachdem ich alle ausgiebig begutachtet hatte und mir eines ob des in meinen Augen heißen Designs und seiner Größe dafür beim ersten Griff einfach perfekt in der Hand lag - ich diese schlanke Bauform eh mag - die Details einfach nur wonderful sind, war ein Kauf sofort klar - wann bekommt man Mal die Chance auf ein Neil Blackwood
, da er gesundheitsbedingt keine Messer mehr fertigt (ein noch schlankeres und selteneres Fixed von Walter Brend ist reserviert, je ein Folder und ein martialisch anmutendes Fixed von Greg Lightfoot höchst interessant
)
Ich könnte jetzt noch viel mehr schreiben, habe mich auf einen groben Umriss zu beschränken versucht.
Fotos:
Neil Blackwood, Modell Henchman (Spießgeselle, Kumpan), der in den USA sehr beliebte und durch seine wenigen Legierungsbestandteile (Kohlenstoff und Mangan, sonst nix) feinkörnige, zähe 1095-Stahl mit weißen G10-Griffelementen, perfekt ausgeführte Riffelung genau dort, wo sie sinnvoll sind. Acid stonewashed Finish, Hohlschliff. Kl.-Länge 110mm ,Gesamtlänge 235mm
Und nicht sofort erkennbar die Größe dieses Modells. Augenscheinlich nicht gut in der Hand liegend offenbart sich die ganze Erfahrenheit des Machers. Auch mit Handschuhen ist es dank des großen Griffes und der bestens platzierten Riffelungen und Fingermulden sicher zu führen
Gelegenheiten kann man beim Schopfe packen, oder verstreichen lassen. Ich packe sie lieber, denn das Leben ist zu kurz.
scharfe Grüße
Franky