Hallo allerseits!
Ich möchte eine Frage diskutieren, die mir schon länger durch den Kopf geht. Vor kurzem habe ich die Acebeam X45 erhalten. Ein Wahnsinns-Teil, ein Gerät, welches ich treffenderweise als „physikalischer Grenzgänger“ bezeichne.
Um es kurz zu fassen: ich frage mich, ob Taschenlampen zu Ende entwickelt sind. Was kommt danach?
Taschenlampen
Bisher wurde bei der Entwicklung neuer Taschenlampen vor allem Wert auf zwei Dinge gelegt: Leistung und Reichweite. Leistung und Reichweite waren seit jeher gewichtige Verkaufsargumente, um vor allem in der Zielgruppe der Enthusiasten ein „Haben-will“-Bedürfnis zu wecken. Nur wenige Hersteller konnten sich mit davon abweichenden Merkmalen einen Namen machen, beispielsweise Zebralight (extreme Kompaktheit bei großem Akku und spezielles UI) oder Imalent (exotische und neuartige Konzepte in Bedienung und Design).
Der vorläufige Höhepunkt in Sachen Leistung und Reichweite stellen die Acebeam X45 respektive Thrunite TN42 dar. Beide Lampen reizen die eingebauten LEDs fast bis aufs Maximum aus, und für ihre Disziplin noch leistungsfähigere Äquivalente sind bisher nicht in Sicht.
Im Falle der X45 muss man sich aber ohnehin schon langsam die Frage stellen, wie der Lichtstrom überhaupt noch gesteigert werden soll, ohne dass extreme Nachteile auftreten. Die Lampe heizt sich auf der höchsten Stufe bereits nach einer halben Minute so stark auf, dass es fast unmöglich ist, diese Stufe gewinnbringend einzusetzen. Ich bin mit der X45 einmal im Wald gewesen und habe mit 16500 lm herumgeleuchtet. Klar ist der Lichtstrom einfach eine Wucht, aber lange lässt sich diese Leistung schlichtweg wegen der fehlenden Kühlung und der Akkutechnologie nicht aufrechterhalten.
Möchte man also die Leistung nochmals signifikant steigern, müssen neue Kühlkonzepte ausgelotet werden, da die Wärmeleistung bei steigenden Strömen oder Anzahl der Emitter immer höher wird. Die maximale Wärmeabfuhr(fläche) einer kleinen Handlampe ist schon aufgrund der Größe per se schon begrenzt (zumal Kühlrippen auch nicht unbegrenzt umgesetzt werden können), und um die Wirksamkeit weiter zu steigern, müssen aktive Kühlkonzepte wie Lüfter umgesetzt werden, wie bei der Olight X9 gezeigt.
Diese bringen große Nachteile mit sich, beispielsweise u.a. Schmutzanfälligkeit, Empfindlichkeit, nervige Geräusche und zusätzlicher Stromverbrauch.
Um daneben den Lichtstrom noch mehr zu steigern, müssen mehr LEDs eingesetzt werden, da deren maximale Leistungsfähigkeit pro Emitter mittlerweile erreicht ist. Eine Möglichkeit wie man die Leistung noch weiter steigern kann, hat Olight mit der X9 gezeigt. Es wurden sechs XHP70 LEDs genutzt, jede mit etwa 4150 lm, um die proklamierten 25000 lm zu erreichen.
Leider geht durch die LEDs bedingt damit ein absolut flutiges und breites Lichtbild einher, was Eigenblendung verursacht. Umgehen lässt sich dies nur durch deutlich größere und tiefere Reflektoren, wodurch die Lampen allerdings deutlich länger und klobiger werden; eine Eigenheit, die alles andere als erwünscht ist.
LEDs
Die Leistungsfähigkeit von Taschenlampen ist eng mit der Entwicklung neuer LEDs bzw. neuer Lichttechnologien verknüpft. Die Effizienz und Leistung von LEDs hat in den letzten zehn Jahre enorme Fortschritte erzielt, hinzu kam die breite Verfügbarkeit von LEDs in COB-Technologie, welche die Messlatte für Lichtströme erneut extrem hoch gehängt haben.
Ende 2014 kamen XHP50 und XHP70 auf den Markt, einige Monate später folgte die XHP35. Diese LEDs bilden bis heute die Speerspitze in Sachen Leistung und Effizienz, eine weitere Steigerung der Leistung und Effizienz ist vorerst nicht in Sicht.
Zwar werden pro Jahr Steigerungen im kleinen Prozentbereich erreicht; doch diese gehen meist mit anderen Nachteilen einher. Berühmt ist die „Verschlimmbesserung“ der bei Thrower-Fans beliebten XP-G2, welche bei steigendem Bin immer größere Leuchtflächen und immer höhere Vorwärtsspannungen mit sich brachten. Im eingeschränkten Rahmen gilt diese Entwicklung auch für andere LEDs wie XM-L2.
Vor einem Jahr wurde die XP-G3 vorgestellt. Besonderheit bei dieser LED ist die Bauart der Leuchtfläche. Die XP-G2 besitzt einen zweidimensionalen, also flachen Die. Das ermöglicht eine hohe Lichtqualität in Sekundäroptiken, begrenzt aber die maximal mögliche Effizienz.
Die XP-G3 basiert auf dem Prinzip der XT-E. Bei dieser LED ist die LED-Leuchtfläche deutlich aufgerauht, wodurch eine dreidimensionale Struktur erreicht wird und so die wirksame Fläche bei gleichem Grundriss vergrößert werden kann.
Dadurch sinkt allerdings die Lichtqualität und die Homogenität des Lichtbildes, was allerdings in Taschenlampen nicht erwünscht ist.
Generell gibt es durchaus Möglichkeiten, Leistung und Reichweite weiter zu steigern. Diese da wären zum Beispiel dedomen, shaven, Modifikation der Leuchtflächen/des Domes und/oder Überbestromung. Die meisten dieser Möglichkeiten lassen sich allerdings nicht in größeren Stückzahlen umsetzen, und der Überbestromung werden technische Grenzen seitens der Emitter gesetzt – abgesehen davon, dass diese Technik bereits Stand heute bis zum Maximum ausgereizt wird (Acebeam X65), oder einfach kaum praktikabel ist (da die Effizienz bei maximaler Überbestromung immer mehr sinkt).
Shaven, dedoming oder verändern des LED-Aufbaus sind material- und arbeitsintensiv und kosten Zeit. Daher sind diese für Serientaschenlampen nicht relevant, mit ein Grund, warum solcherlei Modifikationen an LEDs in Serienlampen maximal nur bei geringen Stückzahlen von Highend-Produkten umgesetzt wurden.
Was ist mit COBs?, möge mancher nun denken. Nun, es hat einen Grund, warum diese bis heute in Taschenlampen kaum bis gar nicht genutzt werden. Die Vorwärtsspannung ist mit durchaus 36 bis 72 V unnatürlich hoch, und ausgereifte Elektroniken um diese um den Faktor 10 bis 20 höhere Spannung aus ein oder zwei Li-Akkus zu erzeugen, existieren meines Wissens nicht. Außerdem sind die Leuchtflächen schlichtweg riesig. Der COB Citizen CLU058 kann bei 70CRI und 5000 K zwar bis zu 29000 lm erreichen, dies allerdings bei einer Leuchtfläche von stolzen Ø 32,8 mm, was 845 mm2 oder das 20fache einer XHP70 entspricht.
Allein dies verhindert den sinnvollen Einsatz in Taschenlampen, da für ein eingermaßen allroundiges Lichtbild entweder riesige Reflektoren oder ebenso riesige Linsen benötigt werden.
COBs sind in portablem Licht also allenfalls für manche spezielle Nischen eine ernsthafte Option, zumal COB-LEDs mit kleiner Leuchtfläche nur einen unwesentlich bis geringeren Lichtstrom als die etablierten XHP-LEDs aufweisen und diese daher in Sachen Ansteuerung, Leuchtdichte und Kühlung wiederum attraktiver sind.
Akkus
Aktueller Stand der Technik sind Lithium-Ionen-Akkus in verschiedensten Bauformen, mit bis zu 3,5 Ah bei 18650.
Die Kathode besteht bis heute entweder aus Lithium-Kobalt-Oxid oder Lithium-Mangan. Letztere sind vor allem Hochleistungszellen vorbehalten, wie sie von uns gern in Hochleistungstaschenlampen genutzt werden. Die Anode besteht dagegen fast ausschließlich aus Graphit.
Bisher ist keine Akkutechnologie in Sicht, die einen erheblichen Fortschritt in Sachen Energiedichte darstellt. Steigerungen der Energiedichte von Li-Ion-Akkus finden allenfalls nur noch in sehr kleinen Sprüngen statt und bestehende Alternativtechnologien (bspw. Natrium-Schwefel) haben erhebliche Nachteile, welche den Einsatz in Taschenlampen und anderen kompakten Werkzeugen unmöglich machen.
Dieser Punkt begrenzt u.a. die Leistungsfähigkeit des portablen Lichts. Bereits jetzt haben wir uns dem Punkt angenähert, wo das Maximum an Leistung aus den Akkus geholt wird. Meist gehen diese Entwicklungen mit für den Alltag relevanten Nachteilen einher (Akku-Kompatibilität, fest verbaute Akkus).
Siehe auch die folgenden Artikel, die das Dilemma in der Akkutechnologie gut auf den Punkt bringen:
https://www.golem.de/news/akkutechnik-was-wenn-nicht-lithium-1704-127236.html
https://www.golem.de/news/lithium-akkus-durchbruch-verzweifelt-gesucht-1703-126537.html
Resümee
Zusammenfassend habe ich allmählich den Eindruck, dass Taschenlampen „zu Ende entwickelt“ sind. Die Kernkompetenz, nämlich zuverlässig und einigermaßen hell Licht zu erzeugen, erfüllen sie längst. Dem Massenmarkt reichen äußerst günstige Discountertaschenlampen oder bestenfalls Markenlampen mit 300-1000 Lumen. Lichtströme weit über 2000 Lumen hinaus sind exotischen Berufsgruppen und uns – den Enthusiasten vorbehalten.
Ein wenig wirkt es auf mich, als sei man allmählich in der Sackgasse, wie damals in Zeiten von Glühlampen- und Hotwire-Lampen. Damals waren Leistungssteigerungen kaum noch möglich, und die Effizienz der Leuchtmittel ließ sich so gut wie nicht mehr steigern. Damals kam die einst noch junge LED-Technik, welche uns letztendlich Lampen wie die X45 beschert hat.
Doch was kommt nach der LED?
Weiße Laser? Diese haben schon vom Grundsatz her ähnliche Probleme, da sie wie LEDs auf Halbleitertechnologien beruhen und daher ähnliche Anforderungen sowie Probleme an Kühlung und Leistungssteigerungen mit sich bringen.
Ich denke, dass wir uns langfristig Gedanken um eine neue Lichterzeugungstechnologie machen müssen, die LEDs auf lange Sicht ablöst und vor allem in Sachen Effizienz und Leistung so übertrumpft, wie es die LED einst bei Glühbirnen und HIDs geschafft hat.
Das theoretische Maximum der LEDs ist zwar noch lange nicht erreicht; doch das Licht welches tatsächlich so effizient ist will letztendlich keiner in Lampen und Beleuchtungen haben wollen (sehr sehr schlechte Farbwiedergabe, extremer Grünstich da fast komplett fehlender Blau- und Rotanteil).
Was häufig auch unterschlagen wird ist die Tatsache, dass man als Hersteller allein vom Enthusiast-Markt auf langfristige Sicht nicht leben kann. Gewinn wird mit der Masse erwirtschaftet, und dies lässt sich vor allem mit hohen Stückzahlen bei geringen Herstellungskosten erreichen. Diese sind im Falle der Enthusiast-Zielgruppe zu gering und die Margen nicht hoch genug, um dies ausgleichen zu können. Natürlich sitzen die meisten Hersteller in China, und dort sind viele Fixkosten geringer als hierzulande. Dennoch denke ich nicht, dass bald noch signifikante Gewinne allein mit uns Flashaholics gefahren werden können.
Ich habe den Eindruck, dass manche Hersteller versuchen, die Fertigung ihrer Lampen zu optimieren und außerdem an manchen Bauteilen sparen (Federn, UCL-Gläser, Qualitätssicherung), um sich eben rein mit der Enthusiasten-Zielgruppe über Wasser halten zu können.
Ich denke, dass sich der Taschenlampen-Markt in den kommenden Jahren erheblich verändern wird. Da nun simple Leistungs- und Reichweitensteigerung auch aufgrund der physikalischen Gesetze nicht mehr ohne weiteres funktioniert und der Zielgruppe damit ein extrem wichtiges Verkaufsargument wegbricht, müssen nun andere Entwicklungen angestoßen werden, beispielsweise Lichtqualität oder neue Design- und Nutzungskonzepte. Doch auch in diesen Bereichen hat es vieles bereits gegeben, zum Beispiel was Bedienung und Lichtqualität betrifft. In letztem wird man ohnehin wegen der LED-Technologie eingeschränkt, beispielsweise sind High-CRI-LEDs um einiges ineffizienter als ihre kalt- oder neutralweißen 70CRI-Pendants. Außerdem ist nicht jedes Konzept für den Alltag oder der Enthusiasten-Szene gut genug, als dass es wirklich Bedürfnisse oder Begierde weckt.
Sorry für den langen Text, aber das wollte ich schon länger mal schreiben. Freue mich auf eure Antworten!
Lieben Gruß, Dominik
Ich möchte eine Frage diskutieren, die mir schon länger durch den Kopf geht. Vor kurzem habe ich die Acebeam X45 erhalten. Ein Wahnsinns-Teil, ein Gerät, welches ich treffenderweise als „physikalischer Grenzgänger“ bezeichne.
Um es kurz zu fassen: ich frage mich, ob Taschenlampen zu Ende entwickelt sind. Was kommt danach?
Taschenlampen
Bisher wurde bei der Entwicklung neuer Taschenlampen vor allem Wert auf zwei Dinge gelegt: Leistung und Reichweite. Leistung und Reichweite waren seit jeher gewichtige Verkaufsargumente, um vor allem in der Zielgruppe der Enthusiasten ein „Haben-will“-Bedürfnis zu wecken. Nur wenige Hersteller konnten sich mit davon abweichenden Merkmalen einen Namen machen, beispielsweise Zebralight (extreme Kompaktheit bei großem Akku und spezielles UI) oder Imalent (exotische und neuartige Konzepte in Bedienung und Design).
Der vorläufige Höhepunkt in Sachen Leistung und Reichweite stellen die Acebeam X45 respektive Thrunite TN42 dar. Beide Lampen reizen die eingebauten LEDs fast bis aufs Maximum aus, und für ihre Disziplin noch leistungsfähigere Äquivalente sind bisher nicht in Sicht.
Im Falle der X45 muss man sich aber ohnehin schon langsam die Frage stellen, wie der Lichtstrom überhaupt noch gesteigert werden soll, ohne dass extreme Nachteile auftreten. Die Lampe heizt sich auf der höchsten Stufe bereits nach einer halben Minute so stark auf, dass es fast unmöglich ist, diese Stufe gewinnbringend einzusetzen. Ich bin mit der X45 einmal im Wald gewesen und habe mit 16500 lm herumgeleuchtet. Klar ist der Lichtstrom einfach eine Wucht, aber lange lässt sich diese Leistung schlichtweg wegen der fehlenden Kühlung und der Akkutechnologie nicht aufrechterhalten.
Möchte man also die Leistung nochmals signifikant steigern, müssen neue Kühlkonzepte ausgelotet werden, da die Wärmeleistung bei steigenden Strömen oder Anzahl der Emitter immer höher wird. Die maximale Wärmeabfuhr(fläche) einer kleinen Handlampe ist schon aufgrund der Größe per se schon begrenzt (zumal Kühlrippen auch nicht unbegrenzt umgesetzt werden können), und um die Wirksamkeit weiter zu steigern, müssen aktive Kühlkonzepte wie Lüfter umgesetzt werden, wie bei der Olight X9 gezeigt.
Diese bringen große Nachteile mit sich, beispielsweise u.a. Schmutzanfälligkeit, Empfindlichkeit, nervige Geräusche und zusätzlicher Stromverbrauch.
Um daneben den Lichtstrom noch mehr zu steigern, müssen mehr LEDs eingesetzt werden, da deren maximale Leistungsfähigkeit pro Emitter mittlerweile erreicht ist. Eine Möglichkeit wie man die Leistung noch weiter steigern kann, hat Olight mit der X9 gezeigt. Es wurden sechs XHP70 LEDs genutzt, jede mit etwa 4150 lm, um die proklamierten 25000 lm zu erreichen.
Leider geht durch die LEDs bedingt damit ein absolut flutiges und breites Lichtbild einher, was Eigenblendung verursacht. Umgehen lässt sich dies nur durch deutlich größere und tiefere Reflektoren, wodurch die Lampen allerdings deutlich länger und klobiger werden; eine Eigenheit, die alles andere als erwünscht ist.
LEDs
Die Leistungsfähigkeit von Taschenlampen ist eng mit der Entwicklung neuer LEDs bzw. neuer Lichttechnologien verknüpft. Die Effizienz und Leistung von LEDs hat in den letzten zehn Jahre enorme Fortschritte erzielt, hinzu kam die breite Verfügbarkeit von LEDs in COB-Technologie, welche die Messlatte für Lichtströme erneut extrem hoch gehängt haben.
Ende 2014 kamen XHP50 und XHP70 auf den Markt, einige Monate später folgte die XHP35. Diese LEDs bilden bis heute die Speerspitze in Sachen Leistung und Effizienz, eine weitere Steigerung der Leistung und Effizienz ist vorerst nicht in Sicht.
Zwar werden pro Jahr Steigerungen im kleinen Prozentbereich erreicht; doch diese gehen meist mit anderen Nachteilen einher. Berühmt ist die „Verschlimmbesserung“ der bei Thrower-Fans beliebten XP-G2, welche bei steigendem Bin immer größere Leuchtflächen und immer höhere Vorwärtsspannungen mit sich brachten. Im eingeschränkten Rahmen gilt diese Entwicklung auch für andere LEDs wie XM-L2.
Vor einem Jahr wurde die XP-G3 vorgestellt. Besonderheit bei dieser LED ist die Bauart der Leuchtfläche. Die XP-G2 besitzt einen zweidimensionalen, also flachen Die. Das ermöglicht eine hohe Lichtqualität in Sekundäroptiken, begrenzt aber die maximal mögliche Effizienz.
Die XP-G3 basiert auf dem Prinzip der XT-E. Bei dieser LED ist die LED-Leuchtfläche deutlich aufgerauht, wodurch eine dreidimensionale Struktur erreicht wird und so die wirksame Fläche bei gleichem Grundriss vergrößert werden kann.
Dadurch sinkt allerdings die Lichtqualität und die Homogenität des Lichtbildes, was allerdings in Taschenlampen nicht erwünscht ist.
Generell gibt es durchaus Möglichkeiten, Leistung und Reichweite weiter zu steigern. Diese da wären zum Beispiel dedomen, shaven, Modifikation der Leuchtflächen/des Domes und/oder Überbestromung. Die meisten dieser Möglichkeiten lassen sich allerdings nicht in größeren Stückzahlen umsetzen, und der Überbestromung werden technische Grenzen seitens der Emitter gesetzt – abgesehen davon, dass diese Technik bereits Stand heute bis zum Maximum ausgereizt wird (Acebeam X65), oder einfach kaum praktikabel ist (da die Effizienz bei maximaler Überbestromung immer mehr sinkt).
Shaven, dedoming oder verändern des LED-Aufbaus sind material- und arbeitsintensiv und kosten Zeit. Daher sind diese für Serientaschenlampen nicht relevant, mit ein Grund, warum solcherlei Modifikationen an LEDs in Serienlampen maximal nur bei geringen Stückzahlen von Highend-Produkten umgesetzt wurden.
Was ist mit COBs?, möge mancher nun denken. Nun, es hat einen Grund, warum diese bis heute in Taschenlampen kaum bis gar nicht genutzt werden. Die Vorwärtsspannung ist mit durchaus 36 bis 72 V unnatürlich hoch, und ausgereifte Elektroniken um diese um den Faktor 10 bis 20 höhere Spannung aus ein oder zwei Li-Akkus zu erzeugen, existieren meines Wissens nicht. Außerdem sind die Leuchtflächen schlichtweg riesig. Der COB Citizen CLU058 kann bei 70CRI und 5000 K zwar bis zu 29000 lm erreichen, dies allerdings bei einer Leuchtfläche von stolzen Ø 32,8 mm, was 845 mm2 oder das 20fache einer XHP70 entspricht.
Allein dies verhindert den sinnvollen Einsatz in Taschenlampen, da für ein eingermaßen allroundiges Lichtbild entweder riesige Reflektoren oder ebenso riesige Linsen benötigt werden.
COBs sind in portablem Licht also allenfalls für manche spezielle Nischen eine ernsthafte Option, zumal COB-LEDs mit kleiner Leuchtfläche nur einen unwesentlich bis geringeren Lichtstrom als die etablierten XHP-LEDs aufweisen und diese daher in Sachen Ansteuerung, Leuchtdichte und Kühlung wiederum attraktiver sind.
Akkus
Aktueller Stand der Technik sind Lithium-Ionen-Akkus in verschiedensten Bauformen, mit bis zu 3,5 Ah bei 18650.
Die Kathode besteht bis heute entweder aus Lithium-Kobalt-Oxid oder Lithium-Mangan. Letztere sind vor allem Hochleistungszellen vorbehalten, wie sie von uns gern in Hochleistungstaschenlampen genutzt werden. Die Anode besteht dagegen fast ausschließlich aus Graphit.
Bisher ist keine Akkutechnologie in Sicht, die einen erheblichen Fortschritt in Sachen Energiedichte darstellt. Steigerungen der Energiedichte von Li-Ion-Akkus finden allenfalls nur noch in sehr kleinen Sprüngen statt und bestehende Alternativtechnologien (bspw. Natrium-Schwefel) haben erhebliche Nachteile, welche den Einsatz in Taschenlampen und anderen kompakten Werkzeugen unmöglich machen.
Dieser Punkt begrenzt u.a. die Leistungsfähigkeit des portablen Lichts. Bereits jetzt haben wir uns dem Punkt angenähert, wo das Maximum an Leistung aus den Akkus geholt wird. Meist gehen diese Entwicklungen mit für den Alltag relevanten Nachteilen einher (Akku-Kompatibilität, fest verbaute Akkus).
Siehe auch die folgenden Artikel, die das Dilemma in der Akkutechnologie gut auf den Punkt bringen:
https://www.golem.de/news/akkutechnik-was-wenn-nicht-lithium-1704-127236.html
https://www.golem.de/news/lithium-akkus-durchbruch-verzweifelt-gesucht-1703-126537.html
Resümee
Zusammenfassend habe ich allmählich den Eindruck, dass Taschenlampen „zu Ende entwickelt“ sind. Die Kernkompetenz, nämlich zuverlässig und einigermaßen hell Licht zu erzeugen, erfüllen sie längst. Dem Massenmarkt reichen äußerst günstige Discountertaschenlampen oder bestenfalls Markenlampen mit 300-1000 Lumen. Lichtströme weit über 2000 Lumen hinaus sind exotischen Berufsgruppen und uns – den Enthusiasten vorbehalten.
Ein wenig wirkt es auf mich, als sei man allmählich in der Sackgasse, wie damals in Zeiten von Glühlampen- und Hotwire-Lampen. Damals waren Leistungssteigerungen kaum noch möglich, und die Effizienz der Leuchtmittel ließ sich so gut wie nicht mehr steigern. Damals kam die einst noch junge LED-Technik, welche uns letztendlich Lampen wie die X45 beschert hat.
Doch was kommt nach der LED?
Weiße Laser? Diese haben schon vom Grundsatz her ähnliche Probleme, da sie wie LEDs auf Halbleitertechnologien beruhen und daher ähnliche Anforderungen sowie Probleme an Kühlung und Leistungssteigerungen mit sich bringen.
Ich denke, dass wir uns langfristig Gedanken um eine neue Lichterzeugungstechnologie machen müssen, die LEDs auf lange Sicht ablöst und vor allem in Sachen Effizienz und Leistung so übertrumpft, wie es die LED einst bei Glühbirnen und HIDs geschafft hat.
Das theoretische Maximum der LEDs ist zwar noch lange nicht erreicht; doch das Licht welches tatsächlich so effizient ist will letztendlich keiner in Lampen und Beleuchtungen haben wollen (sehr sehr schlechte Farbwiedergabe, extremer Grünstich da fast komplett fehlender Blau- und Rotanteil).
Was häufig auch unterschlagen wird ist die Tatsache, dass man als Hersteller allein vom Enthusiast-Markt auf langfristige Sicht nicht leben kann. Gewinn wird mit der Masse erwirtschaftet, und dies lässt sich vor allem mit hohen Stückzahlen bei geringen Herstellungskosten erreichen. Diese sind im Falle der Enthusiast-Zielgruppe zu gering und die Margen nicht hoch genug, um dies ausgleichen zu können. Natürlich sitzen die meisten Hersteller in China, und dort sind viele Fixkosten geringer als hierzulande. Dennoch denke ich nicht, dass bald noch signifikante Gewinne allein mit uns Flashaholics gefahren werden können.
Ich habe den Eindruck, dass manche Hersteller versuchen, die Fertigung ihrer Lampen zu optimieren und außerdem an manchen Bauteilen sparen (Federn, UCL-Gläser, Qualitätssicherung), um sich eben rein mit der Enthusiasten-Zielgruppe über Wasser halten zu können.
Ich denke, dass sich der Taschenlampen-Markt in den kommenden Jahren erheblich verändern wird. Da nun simple Leistungs- und Reichweitensteigerung auch aufgrund der physikalischen Gesetze nicht mehr ohne weiteres funktioniert und der Zielgruppe damit ein extrem wichtiges Verkaufsargument wegbricht, müssen nun andere Entwicklungen angestoßen werden, beispielsweise Lichtqualität oder neue Design- und Nutzungskonzepte. Doch auch in diesen Bereichen hat es vieles bereits gegeben, zum Beispiel was Bedienung und Lichtqualität betrifft. In letztem wird man ohnehin wegen der LED-Technologie eingeschränkt, beispielsweise sind High-CRI-LEDs um einiges ineffizienter als ihre kalt- oder neutralweißen 70CRI-Pendants. Außerdem ist nicht jedes Konzept für den Alltag oder der Enthusiasten-Szene gut genug, als dass es wirklich Bedürfnisse oder Begierde weckt.
Sorry für den langen Text, aber das wollte ich schon länger mal schreiben. Freue mich auf eure Antworten!
Lieben Gruß, Dominik