Mir ist ein scheuer Wolf als Begegnung allemal lieber als eine Wildsau mit Jungen.
Es gibt Grautöne zwischen "Streichelzooromantikern" und "Ballermännern".
Das stimmt in der Form wie du es geschrieben hast. Als jemand der sich mittlerweile zu den Grautönen zählt, den Wolf also grundsätzlich in unserer Kulturlandschaft willkommen heißt, sehe ich aber auch die Kehrseite.
Bei einer Begegnung allein im Wald zur Dämmerung mit einem kleinen Rudel Wölfe fühle ich mich persönlich unwohler als wenn ich einem großen Rudel Wildschweine begegne.
Es gibt ein schönes Sprichwort das besagt je höher das bewohnte Stockwerk, desto wolffreundlicher ist der Mensch.
Soll heißen die, die mit einem heißen Chai-Latte in der Hand und in die Biowolldecke eingewickelt daheim Wolfsdokus schauen haben grundsätzlich einen anderen Bezug zum Thema als die, die draussen wohnen.
(Ich hoffe hier fühlt sich keiner angesprochen, denn so ist es nicht gemeint!)
Ich habe mich letztes Jahr sehr intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, da ich in Nachbarschaft zu Wolfsgebiet lebe und auch viel alleine draussen unterwegs bin. Als jemand der grundsätzlich ein Tier nicht minder als einen Menschen achtet bin ich im ersten Drittel meiner Recherche noch zu 100 Prozent pro Wolf gewesen.
Um es kurz zu machen: Am Ende meiner Recherche hielt ich den kleinen Waffenschein und ein entsprechendes Werkzeug in der Hand. Meine wildromantische Einstellung hatte also leichten Schaden genommen.
Solange der Wolf hier genug zu fressen findet, muss man sich grundsätzlich keine Sorgen machen.
Ausnahmen gibt es allerdings auch in diesem Szenario:
Hunde sind zum einen Konkurrenten und werden genauso behandelt wie ein fremder Wolf.
Wenn die sich auch zum Fressen eignen, ist das Schicksal halt auch mal besiegelt.
Ist der Mensch nahe genug gibts eventuell nur kurz Haue.
Soweit ein völlig natürlicher Akt, denn dem Wolf ist die Beziehung die wir zum domestizierten Wolf haben wurscht.
Jogger können als Flüchtende eingeordnet werden und so den natürlichen Instinkt animieren.
Joggende Damen sind hier sicher eher gefährdet als das männliche Pendant.
Der Wolf erkennt den Unterschied.
Bushcrafter die vielleicht sogar im Wald übernachten und im Schlafsack unter einem Tarp auf dem Boden nächtigen.
Tja, da hätte Wolf ausreichend Zeit sich anzuschleichen, auszukundschaften und abzuwägen. Ist der Hunger gross genug, und vielleicht sogar noch Essen im Topf halte ich einen Angriff für nicht ausgeschlossen.
Kinder stellen für mich allerdings die gefährdetste Gruppe dar. Sie sind am einfachsten zu erlegen und werden bei einer Begegnung ganz instinktiv alles falsch machen. Mehr möchte ich darauf auch nicht eingehen, denn das Thema verursacht bei mir fast Übelkeit. Nicht nur wegen der Kinder, denn umgekehrt halte ich sie ebenfalls für die größte Gefahr für den Wolf. Sollte es jemals zu einem Vorfall kommen hat Isegrim recht wahrscheinlich ausgespielt.
Wie vieles im Leben hat auch dieses Thema zwei Seiten. Es wird eines Tages sicher nicht mehr ausreichen nur Hurra zu schreien, wir werden unser Verhalten umstellen müssen und das eben auch zugunsten des Wolfes.