Vor Kurzem hat Imalent eine throwigere Alternative zur MS08 veröffentlicht: Die RS50 mit acht Cree XHP50.3, ansonsten aber anscheinend baugleich zur MS08.
Vielen Dank an Imalent, dass sie mir kostenlos eine RS50 für diesen Test geschickt haben! Es gibt keine weiteren Vereinbarungen und das Review spiegelt meine eigene Meinung wider.
Eine etwas ausführlichere Version meines Reviews mit ein paar mehr Bildern findet ihr auf meiner Webseite, inhaltlich sollten sie sich aber nicht groß unterscheiden.
Lieferumfang und Inbetriebnahme
- Taschenlampe
- Heat Shield
- Drei geschützte 21700 Li-Ion-Akkus mit jeweils 4000 mAh (4,15 V bei Erhalt)
- Zwei (!) Ladekabel
- Holster
- Zwei Ersatz-O-Ringe
- Eine Ersatz-Schraube für den Heat Shield
- Anleitung in acht Sprachen (EN, CN, DE, IT, JP, KR, FR, ???)
Übersicht
Schwarz anodisiertes Aluminium mit einer leichten Riffelung am Batterierohr. Alle äußeren Kanten sind sauber entgratet. Der Bezel am Lampenkopf zeigt eine dezente Crenelation.
Mit einer Länge von 125 mm ist die RS50 zwar vergleichbar mit anderen „normalen“ Taschenlampen, sie hat aber einen beachtlichen Durchmesser von 74 mm. Mit dem aufsteckbaren Heat Shield kommt noch ein bisschen was dazu: 138 mm Länge und 80 mm Durchmesser.
Das merkt man auch beim Gewicht: Insgesamt 781 g bringt die RS50 auf die Wage! Dies setzt sich zusammen aus 441 g für die Lampe selbst, 123 g für den Heat Shield und 217 g für die drei Akkus.
Die Bedienung erfolgt über einen großen Seitentaster (13 mm Durchmesser), der nur minimal hervor steht und einen kurzen Betätigungsweg hat.
Seitlich in Höhe des Tasters befinden sich auf gegenüberliegenden Seiten zwei Aux-LEDs (rot/grün), die sowohl als Beacon zum Finden der Lampe dienen können, als auch leere Akkus und eine gesperrte Lampe signalisieren.
Gegen Wasser soll die RS50 nach IPX8 bis 2 m Tiefe geschützt sein. Bei der Lampe selbst glaube ich das gerne, aber beim Heat Shield mit den offenen Lüftern bin ich skeptisch. Es ist allerdings nirgends etwas anderes erwähnt.
Leider sind mir auch einige Mängel aufgefallen: Im Batterierohr gibt es scharfe Grate, welche auch bei normaler Nutzung in den Schrumpfschlauch der Akkus schneiden können. Dies sind die einzigen Grate an der Lampe – eine kleine Fase hört sogar knapp daneben auf!
Bei einer der LEDs fehlt eine kleine Ecke der Silikonschicht. Vermutlich beim Einsetzen des Reflektors abgerissen. Dies beeinträchtigt die Funktionalität zwar (gerade so) nicht, sollte aber nicht passieren. (Die Zentrierung ist übrigens auch nicht optimal.)
Das typische Kondensationsproblem bei Lampen mit hohem Luftvolumen tritt hier ebenfalls auf.
Stromversorgung und Ladefunktion
Die RS50 wird mit drei parallel geschalteten 21700 Li-Ion-Akkus betrieben. Laut Anleitung soll jeder Akku in der Lage sein, bis zu 35 A abgeben zu können. Die mitgelieferten Akkus haben eine Kapazität von jeweils 4000 mAh und sind geschützt. Es funktionieren nur Button-Tops, da sich auf der Treiberseite ein Messing-Ring befindet. Auf der anderen Seite sind drei dicke Federn.
Zum Laden kann die interne Ladefunktion über ein magnetisches USB-Kabel genutzt werden. Das Kabel sitzt etwas wackelig und locker. Beim Laden schaltet sich die Lampe automatisch ab. Nach Lösen des Ladekabels ist sie zudem nicht mehr gesperrt. Also aufpassen, wenn man sie nach dem Laden gleich in die Tasche steckt.
Vielleicht entscheidet man sich aber sowieso dazu, die Akkus extern zu laden. Denn laut Anleitung soll das Laden der Akkus sieben Stunden dauern! Gemessen habe ich einen Ladestrom von 1,8 A mit einer Terminierung bei 4,20 V. Oder man lädt die Akkus extern mit jeweils 2 A und ist dann drei Mal so schnell wieder einsatzbereit.
Einen gravierenden Fehler hat das Ladekabel jedoch: Die beiden Kontakte sind direkt mit Masse und 5 V vom USB-Netzteil verbunden. Durch den starken Magneten heftet sich das Ladekabel gerne an magnetische Objekte – und erzeugt dann einen Kurzschluss.
Heat Shield
Zwar regelt die Lampe ab einer gewissen Temperatur automatisch herunter um sich nicht selbst zu beschädigen, aber dennoch wird es ab 50 °C unangenehm heiß an den Händen. Die Lösung von Imalent: Ein „Heat Shield“ aus Kunststoff, der außen über die Lampe geschoben wird.
Zusätzlich sind seitlich zwei Lüfter integriert, welche für eine gewisse Luftzirkulation sorgen. Dadurch wird die Lampe zwar nicht wirklich kühler (und regelt somit genauso schnell herunter), aber sie ist bis zum Schluss noch angenehm zu halten. Ich hätte nicht gedacht, dass der Heat Shield einen so deutlichen Unterschied macht.
Um die Lüfter zu betreiben befindet sich im Boden des Heat Shield ein eigener Akku, der ebenfalls über magnetische Kontakte geladen wird. Deswegen sind auch zwei Ladekabel im Lieferumfang enthalten! Das Laden dauert bei 1 A Ladestrom etwa 1,5–2 Stunden. Ist der Akku (nach nicht ganz zwei Stunden) leer, gibt es auch keine Luft mehr. Oder auch: Ist einer der beiden Akkus leer, ist es entweder heiß oder dunkel. Also immer dran denken, beide Akkus zu laden.
Die Lüfter müssen über einen Taster am Boden separat eingeschaltet werden. Dieser wird leider leicht unbeabsichtigt betätigt, beispielsweise in der Tasche oder beim Hinstellen auf einem unebenen Untergrund. Eine Sperrfunktion gibt es nicht.
Hier ist also noch Spielraum für Verbesserungen. Beispielsweise Kontakte an der Lampe, sodass der Heat Shield seinen Strom aus der Lampe bezieht und durch den integrierten Temperatursensor auch automatisch eingeschaltet wird.
Eine kleine Designänderung würde auch den Tailstand deutlich verbessern, der mit dem Heat Shield etwas wackelig ist. Dabei könnte man die Form auch gleich etwas kantiger machen, damit die Lampe im Liegen nicht so leicht wegrollen kann.
Durch den Heat Shield wird gleichzeitig der Schalter der Lampe besser vor versehentlichem Betätigen geschützt. Dort befindet sich auch die kleine Schraube, welche Lampe und Heat Shield zusammenhält.
Trotz des Optimierungspotentials erfüllt der Heat Shield seinen Zweck ganz ordentlich. Ohne ihn kann man die Lampe bei voller Leistung nicht lange in der Hand halten.
Lustig: Der Heat Shield hat prominent eine Seriennummer aufgedruckt – auf der Lampe selbst konnte ich jedoch keine entdecken.
Bedienung und Handhabung
- 1C: Ein- und ausschalten. Die letzte Helligkeit (außer Turbo) bleibt gespeichert.
- 2C: Turbo; erneut 2C Strobe; 1C aus (man kommt nicht zur vorherigen Helligkeit zurück)
- 3C: Low 1
- 4C von aus: Tastensperre
- 1H von an: Stufen durchschalten (Low 1, Low 2, Med 1, Med 2, High)
- 1H von aus: Aux-LEDs ein- und ausschalten
Durch den großen Durchmesser ist die RS50 auch bei großen Händen etwas unbequem zu halten. Man hat ständig das Gefühl, sie könnte aus der Hand rutschen.
Leider gibt es auch keine Befestigungsmöglichkeiten. Keinen Clip, keine Ösen für eine Handschlaufe oder Trageriemen und auch kein Stativgewinde oder ähnliches. Einzig ein Holster wird mitgeliefert.
Auf der Rückseite des Holsters befinden sich eine Klettschlaufe und ein D-Ring zur Befestigung. Für einen Gürtel ist die Klettschlaufe etwas zu kurz (800 g sind am Gürtel auch nicht angenehm!) und dürfte eher für ein MOLLE-System gedacht sein.
Jedoch gibt es einen Konstruktionsfehler: Das Holster ist unten komplett offen. Während die Lampe mit Heat Shield genau passt, rutscht sie ohne Heat Shield nach unten raus (aber nicht ganz durch). Wäre das Holster unten geschlossen, wäre dieses Problem behoben und es würde auch gleichzeitig den Lüfter-Schalter schützen.
Lichtbild
Ganze acht Cree XHP50.3 HI (grob geschätzt etwa 6500 K) sitzen in einem Multi-Reflektor.
Laut Hersteller soll die RS50 bis zu 20.000 lm schaffen. Das halte ich nach einem Vergleich mit anderen Lampen für etwas sehr optimistisch, aber genau messen kann ich es nicht. Auch wenn die Lampe als „Throw King“ und „Long Distance Monster“ bezeichnet wird, empfinde ich sie als ziemlich flutig. Trotzdem erkennt man auf der weißen Wand einen ordentlichen Spot. Kein Präzisionswerkzeug, sondern einfach nur pure Helligkeit. Macht schon Spaß. Laut Hersteller liegen die Stufen bei 300, 600, 1800, 3500, 6500 und 20.000 lm mit einer Intensität von bis zu 336 kcd.
Treiber und Laufzeit
Schon nach wenigen Sekunden fällt die Helligkeit deutlich ab und nach einer Minute bleiben nur noch knapp 30% übrig. Diese werden aber immerhin halbwegs gehalten (auch wenn die Helligkeit ständig weiter ein wenig abfällt) und man kann auch wieder in den Turbo schalten, wenn sich die Lampe ausreichend abgekühlt hat.
Leider hat die RS50 nur einen Direct-Drive-FET-Treiber und kann somit keine Stufe konstant halten. Die Helligkeit wird über PWM mit 21 kHz gesteuert. Imalent hätte einfach die 6 V oder 12 V Version der LED nehmen und dann einen vernünftigen Boost-Treiber verbauen sollen.
Gegen Tiefentladung sind die Akkus gleich doppelt geschützt: Einerseits durch die Schutzelektronik in den Akkus, andererseits schaltet die Lampe bei 2,89 V ab.
Fazit
So viel Licht in der Hand zu haben macht schon Spaß und ich kann mir Szenarien vorstellen, in denen das auch sinnvoll ist. Hauptsächlich ist es aber eine Lampe, um sich und andere in Staunen zu versetzen. Für den saftigen Preis von immerhin 250 € hätte ich mir aber einen besseren Treiber und mehr Wert fürs Detail erhofft.