Ihr habt natürlich alle irgendwie recht. Es ist mit Sicherheit nicht möglich, dass sich jeder selbstversorgt.
Aber einmal ein kleines Beispiel, wie wir unser Know How der Selbstversorgung abgeben / abgegeben haben.
Meine Großeltern mütterlicherseits, und damit die Hälfte meiner Vorfahren, haben in einem kleinen Kaff (500 Einwohner) im Kraichgau gelebt. Eine hervorragende sehr fruchtbare landwirtschaftliche Gegend mit Lössboden. Vor nichtmal 50 Jahren, waren fast alle Dorfbewohner noch Nebenerwerbs Landwirte. Jeder hatte ein paar Kühe Felder, Wiesen, Äcker, usw. Mittlerweile gibt es im ganzen Dorf noch 3 Kühe. (Eine Familie macht das noch als Hobby) Landwirtschaft wird praktisch von niemand mehr betrieben. Manche Ältere haben noch ihre typischen Bauerngärten. Die Äcker wurden an einen Großbauern im Nachbardorf verpachtet oder verkauft.
Alle im arbeitsfähigen Alter arbeiten in der Stadt. Die Masse hat einen Büro Job.
Früher gab es im Dorf zwei Dorfkneipen, zwei kleine Tante Emma Läden, eine Grundschule, Feuerwehr usw. Dies alles gibt es mittlerweile nicht mehr. Das Dorf wurde natürlich eingemeindet.
Ich will damit nur sagen, dass unsere Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten komplett umgebaut wurde. Immer weniger unabhängige Kleinbetriebe. Die Dorfgemeinschaft hat sich praktisch aufgelöst.
Jetzt mal eine Frage. Glaubt Ihr, dass alle damit glücklich sind?
Natürlich war das Leben als Kleinbauer mit Sicherheit nicht einfach. Doppelbelastung mit Beruf und Landwirtschaft (mein Großvater hatte neben der Landwirtschaft eine kleine Schreinerei). Dafür natürlich auch weniger Stress, keine Angst vor Arbeitsplatzverlust / Existenzangst.
Jetzt zur Lebenserwartung:
Natürlich nur ein nicht repräsentatives Beispiel:
Großvater 1885 - 1978 Alter 93 Jahre (Altersschwäche)
Großmutter 1889 - 1977 Alter 88 Jahre (Altersschwäche)
- Tochter 1911- 2001 90 Jahre im Ort gelebt (Altersschwäche) (Ehemann 80Jahre)
- Tochter 1912 - 1997 85 Jahre im Ort gelebt (Altersschwäche) ( Ehemann 34 im Krieg gefallen)
- Tochter 1922 - 1999 77 Jahre in der Großstadt gelebt (Krebs) (Ehemann 53 Jahre Herzinfarkt)
Kinder von Tochter 1
Tochter 1953 - 1953 kurz nach Geburt gestorben
Sohn 1939 - lebt noch, Zuckerkrank , hoher Blutdruckt, 80% Hörverlust
Kinder von Tochter 2
Sohn 1937 - 2013 76 Jahre (Gehirntumor)
Sohn 1938 - 1998 60 Jahre (Schlaganfall)
Tochter 1943 - lebt noch Zuckerkrank, stark Übergewichtig,
Kinder von Tochter 3
Sohn 1954 - lebt noch, Schlaganfall, leicht zuckerkrank
Sohn 1959 - lebt noch, gesund aber übergewichtig
Wenn man die hohe Kindersterblichkeit in früheren Jahrhunderten, sowie die mangelhafte Nahrungsversorgung vor dem 20. Jahrhundert, sowie die schlechte medizinische Versorgung (Antibiotika gibt es praktisch erst seit 1945) sowie die Tote durch Kriege herausnimmt, würde ich mir gerne mal die Lebenserwartung unserer aktuellen Generation anschauen. (Traue keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast "angeblich von V. Churchill")
Wie alt würden wir, wenn wir uns gesund ernähren, mit maßvoller sinnvoller Medizin behandelt würden, und außerdem weniger Stress (Arbeit) sowie aufgezwungenem Konsum - Leistungsdruck hätten ?
Man sollte sich mal Gedanken machen, ob unsere Lebensweise (Ernährungsweise), die uns durch die industrielle Produktion aufgezwungen wird, nicht zu überdenken ist. Ich sehe es so, das durch unser ungeregeltes kapitalistisches System, immer größere marktbeherrschende Konzerne entstehen. Von diesen Konzernen sind wir mittlerweile komplett abhängig.
Eine Selbstversorgung ist, wie Ihr selbst geschrieben habt, nicht mehr möglich.
Diese Konzerne können mit uns machen was sie wollen. Sie beschäftigen uns, entscheiden darüber was uns an Geld noch frei zur Verfügung steht, ob wir arbeiten dürfen, was wir an Leistung bringen müssen, was wir essen. was die Medizin kostet, die wir durch die miserable Lebensweise zum überleben brauchen usw.
Ich will damit nur sagen, dass wir uns von Abhängigkeiten lösen müssen, wenn wir in Zukunft noch frei, und selbstbestimmt leben wollen.
Dafür brauchen wir ein gewisses Maß an Selbstversorgung.