Ich möchte euch mal eine etwas längere Geschichte erzählen. Wie viele wissen bin ich seit vielen Jahren Läufer, eigentlich aber nur Marathon oder länger. Kurzstrecken reizen mich nicht und da bin ich auch nicht gut darin. Ich hatte Im Herbst diesen Jahres ein bisschen gesundheitliche Problem mit dem Rücken, die ich aber weitesgehend wieder im Griff habe. Letzendes war es keine neue Erkenntnis:
Langstreckenlauf und das dazugehörige stundenlange Training sollte mit Stabilisationsübungen für den Rumpf abgerundet werden. Ich hatte das vernachlässigt und habe das dann auch einige Zeit später zu spüren bekommen.
Darüberhinaus hatte ich im Frühsommer 2016 eine Phase in der ich nicht recht wusste, wohin es mich sportlich zieht. Laufe ich den xten Marathon zwar wie immer ambitioniert, aber in einer völlig bedeutungslosen und für einen sportlichen Mittdreißiger dennoch recht mittelmäßigen Zeit? Dann hatte ich mich eine Zeit lang mit dem Thema Triathlon befasst, da ich parallel zum Laufen ohnehin viel Rennrad fahre. Ein spannendes Thema, für mich aber kaum praktikabel da ich ein sehr mäßiger Schwimmer bin. Auch dort ist es dasselbe Thema wie beim Laufen. Die Dauer ermüdet mich kaum, eher das Tempo. Ich konnte und wollte aber nicht noch mehr trainieren da es sich ohnehin im zweistelligen Stundenbereich wöchentlich bewegt.
Wie ich also die letzten beiden Laufjahre für mich überdacht habe, wo will ich hin, und warum mache ich das überhaupt, habe ich mich auch gefragt: Was war mein schönster Lauf in diesem Jahr?
Das waren zum einen ein Nachtmarathon in Karlsruhe..
Danke der Nachfrage. Sie haben Spaß gemacht, besonders der Nachtmarathon. Da werde ich künftig mehr davon laufen.
BTW: Zum Glück hatte ich noch zwei Ersatzstirnlampen dabei zum Verleihen. Ich wurde kurz vorm Start tatsächlich von einem Mitläufer gefragt ob man eine Stirnlampe braucht.
Ich dachte mir im geheimen, hmmm... das Ding heißt
Nachtlauf... schon möglich.
... und ein stinknormaler Trainingslauf, der mir aber rückblickend gezigt hat, wo ich mich momentan am meisten zuhause fühle. Das Traillaufen. Ich hab meinen verspäteten Sommerurlaub in Schweden und Norwegen verbracht. Mit dem Camper per Roadtrip durch Skandinavien. Als Naturliebhaber genau meine Richtung. Ähliches hatte ich auch schon in Island und Südeuropa die Jahre zuvor gemacht und da wurde mir klar, auch damals war ich schon am liebsten auf Trails, da ich ja den Lauravegur Ultramarthon laufen wollte.
Ich werde dieses Jahr meinen ersten Ultramarathon laufen. Hab dafür meinen diesjährigen Sommerurlaub und langjähriges Traumziel Island auf den Lauf gelegt und werde das Land für ein paar Wochen auf eigene Faust bereisen und den Laugavegur Ultra Trail Marathon dann mitnehmen. Meine Trainingskilometer hab ich die letzten zwölf Monate permanent nach oben geschraubt und zwei normale Marathon werd ich bis dahin als mentale Vorbereitung noch machen, so dass die Zeit nun Reif ist. Ich möchte diese Erfahrung einmal machen. Das ist seit langem mein großes sportliches und persönliches Ziel. Leute, ich freue mich so drauf und endlich ist es in greifbarer Nähe
Lange Rede, kurzer Sinn. Ich habe mich an diesen Trainingslauf in Schweden voller Freude erinnert, und den möchte ich euch nicht vorenthalten. Es war ein ganz normaler Trail über ca. 34km geplant, mitten durch die schwedischen Wälder. Was ich dabei nicht bedacht habe, die schwedischen Trails sind ein bißchen mehr Hardcore. Währenddessen wurde mir (wieder) bewusst dass Traillaufen mit Apshalt laufen so viel zu tun hat wie Bullriding mit Ponystreicheln.
Ich hatte meine Begleitung angewiesen mich an einem vorher ausgemachten Treffpunkt mit meinem Bus abzuholen, navigiert habe ich mit dem Smartphone. Da ich ohnehin alle paar Minuten schauen musste wo es lang geht, habe ich auch gleich ein paar Fotos mit der Handyknipse gemacht.
Am Anfang ging es unscheinbar los. Ein paar Kilometer normale Waldwege permanent aber nur leicht bergauf.
Dazwischen gab es auch heftige Steigungen...
...die man auch wieder runter muss.
Die Bodenbeschaffenheit war extrem schwierig. Leicht feuchter Waldboden, durchzogen von Wurzeln und großen Steinen.
Bei Kilometer 8 ging es dann ziemlich heftig los.
Nur gute Trailschuhe mit ordentlichen Krallen geben hier Grip
Manche Steigungen schienen nie aufzuhören.
Kiometer 17. Endlich auf einem Plateu. Die Trails waren zum Teil sehr schmal und daneben ging es manchmal mehrere Meter runter. Also mit einem Affenzahn kann man hier nicht laufen. Ich wäre dazu ohnehin nicht mehr in der Lage gewesen.
Auf Fels hat man auch mit Trailschuhen keinerlei Grip
Kilometer 22. Es ging wieder stetig bergab.
Die Pfade schlängelten sich durch Felsen und Matsch
Kilometer 26
Jetzt noch runter zum See, ab da waren keine nennenswerten Steigungen oder Gefälle mehr .
Eine Weile am Ufer entlang.
Kilometer 30. Ein Sturz auf solche spitzen Felsen hätte sicherlich schwere Verletzungen zur Folge. Das Problem dabei ist, es geht einem bei solchen Trails die Kraft aus. Konzentriert bleiben.
Nach 34 Kilometern war ich endlich am Treffpunkt. Mit etwas über 4 Stunden hatte ich viel länger gebraucht als geplant. Mitten in der Natur an einem Stellplatz fernab jeder Stadt.
Gerade rechtzeitig. Kaum da hat es angefangen zu regnen. Bei einem wohlverdienten Bier hab ich den Regen unter der Plane aber genossen.
Mein Fazit.
Es hat unglaublich Spaß gemacht. Und auch wenn ich solche Strecken gewohnt bin und sie wöchentlich laufe, aber es war eine verfluchte Schinderei. Ich war danach mehr kaputt als nach jedem Marathon an den ich mich erinnern kann. Normale Feld- und Waldwege und Weinberge hatten hiermit nichts zu tun.
Mir hat es aber gezeigt auf was ich mich zukünftig wieder konzentrieren möchte. Weg vom Asphalt und mehr Trails.
Das hat mir wieder den Spaß am Laufen einen großen Teil zurück gebracht. Vielleich hatte der ein oder andere auch mal eine sportliche (Sinn)Krise. Ich wäre sehr interessiert eure Geschichte zu hören.