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[Review] Imalent DN11

Dagor

Ehrenmitglied & Erschaffer der TL-Smileys
14 Mai 2011
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113
Bremen
Imalent hat mir eine DN11 zum Testen zur Verfügung gestellt.

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Die DN11 ist eine kompakte 1x18650-Lampe mit einem relativ hohem Lichtstrom und einer für ihre Größe durchaus beachtlichen Lichtstärke. Wie bei Imalent üblich, ist auch die DN11 keine langweilige 08/15-Lampe sondern hat ein paar Besonderheiten, mit denen sie sich vom Einheitsbrei abhebt:
- hoch- und runterdimmen in "10-Lumen-Schritten" von 1 bis 1000 Lumen mit zwei "Touch-Tasten"
- Display zur Anzeige der aktuellen Leuchtstufe und Akkuspannung
- Micro-USB Ladeanschluss (wobei das ja kaum noch als Besonderheit zählt)

Aber fangen wir erstmal mit den Herstellerangaben (nach ANSI FL1) an:
- max. Lichtstrom: 1000 lm (Laufzeit 1h 45min)
- min. Lichtstrom: 1 lm (Laufzeit 300h)
- max. Lichtstärke: 14,6 kcd
- Reichweite: 365 m
- max. Fallhöhe: 1,5 m
- Schutzart: IPX8
- Länge: 109 mm
- Kopfdurchmesser: 32 mm
- Batterierohrdurchmesser: 25,4 mm

Der Lieferumfang umfasst:
- 18650 Akku: Imalent MRB-186P26 mit 2600 mAh
- Holster
- Micro-USB Ladekabel
- Lanyard mit Clip und Mini-Karabiner
- 2 Ersatzdichtungsringe

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Die Imalent DN11 ist für eine Lampe im 1x18650-Format sehr kompakt. Auch die Verarbeitung stimmt. Die Lampe macht einen hochwertigen Eindruck. Die Anodisierung ist ordentlich und die Rechteckgewinde sind sauber geschnitten und ausreichend gefettet, wie man es von einem Markenhersteller erwartet. Hier gibt es nichts zu meckern.

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Die von Imalent angegebenen Leistungsdaten (1000 lm und 14,6 kcd) halte ich für sehr realistisch bis zurückhaltend. Bei meinen Messungen kam ich auf etwas höhere Werte. Ein grober Ceiling Bounce Vergleich ergab ca. 1100 lm und in 3 m Entfernung habe ich ca. 19 kcd gemessen. Die Minimalhelligkeit scheint mir auch etwas dunkler als 1 lm zu sein - eher 0,5 lm.

Leider ist die Helligkeit aber nicht geregelt sondern fällt mit der Akkuspannung. Das bedeutet, dass die Leuchtstufenangaben auf dem Display als Lumenangaben absolut wertlos sind. Auch wenn die Lampe auf unter 10% ihrer Helligkeit eingebrochen ist, behauptet das Disply immer noch ganz frech, dass man 1000 Lumen zur Verfügung hätte.

Die Laufzeit mit dem mitgelieferten 2600mAh-Akku würde ich mit ca. 1h 15min angeben, dann bricht die Helligkeit deutlich ein. Die ANSI-Leuchtdauer von 1h 45min ist aber auch korrekt, da nach ANSI bis 10% der Helligkeit nach 30s gemessen wird.

dn11_laufzeit.png
(Die kurze Unterbrechung bei gut 1 h ist ein versehentliches Ausschalten der Lampe beim Versuch nur das Display wieder einzuschalten. Da das gut zur Lampe passt und das Ergebnis auch nicht wirklich verfälscht, habe ich die Messung deshalb nicht wiederholt. Die Kante bei knapp 1,5 h ist der Messbereichswechsel des Luxmeters)


Bedient wird die Lampe über die beiden Touchtasten. Einen richtigen Schalter gibt es nicht.
Mit einem Doppelpatschen auf die obere Sensorfläche schaltet man die Lampe ein. Ist die Lampe an, kann man durch Gedrückthalten der Sensorflächen hoch und runterdimmen. Mit Doppelpatschen der oberen Sensorfläche kommt man zu den Sondermodi. Angefangen mit dem Strobo. Durch Einfachpatschen schaltet man weiter zu Beacon (ein kurzer Lichtblitz alle 3 Sekunden), SOS und dann wieder Dauerlicht. Einfachpatschen der unteren Sensorfläche schaltet das Display an und aus und einfachpatschen der oberen Sensorfläche schaltet die Lampe wieder aus. Die letzte Leuchtstufe wird beim Ausschalten im Arbeitsspeicher des Mikrocontrollers gespeichert. Wenn es keine gespeicherte Stufe vorhanden ist, weil man die Lampe geöffnet und damit die Stromzufuhr unterbrochen hat, startet die Lampe mit max. Leuchtkraft.

An sich ist das UI sehr intuitiv. Allerdings ist es auch nicht besonders zuverlässig. Meistens macht die Lampe zwar was sie soll, aber ich habe es auch relativ oft geschafft, dass die Lampe z.B. im Strobo landete oder ausging, wenn ich sie nach dem Einschalten hochdimmen wollte. Auch das Einschalten selbst klappt nicht immer.

Ergänzung 10.11.2016:
Die Touchtasten reagieren auf Wasser. Ein Tropfen auf eine Taste kann die Helligkeit also auf das Maximum bzw. Minimum rampen lassen, wenn die Lampe eingeschaltet ist, bzw wenn beide Tasten nass sind, lässt sich die Lampe nicht mehr bedienen. (Dieses "Feature" kann man auch als provisorische Tastensperre nutzen)​

Überrascht hat mich, dass sich die Sensortasten auch mit Handschuhen noch relativ gut bedienen lassen. Hier habe ich zwei verschiedene Modelle getestet: "Mechanix Original" (relativ dünner Universalhandschuh) und 5.11 Tactical TAC AKL (Lederhandschuh mit Kevlar-Futter). Mit dem Mechanix Handschuh lässt sich die Lampe gut bedienen. Auch das Ertasten der Schaltflächen funktioniert noch halbwegs. Mit dem Lederhandschuh nimmt die Zuverlässigkeit spürbar ab, aber mit ein wenig Geduld (die man bei der Lampe eh braucht) geht es. (Zum Vergleich: Mein Smartphone kommt mit den Lederhandschuhen überhaupt nicht klar) Das Ertasten der Schaltflächen funktioniert mit Lederhandschuhen jedoch nicht mehr.

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Das Display zeigt im Betrieb abwechselnd die Leuchtstufe und die Akkuspannung an. Die normalen Leuchtstufen in 10er-Schritten mit einer Zahl zwischen 1 und 1000, die Akkuspannung mit einer Nachkommastelle und die Sondermodi mit Abkürzungen.

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Die Nutzlosigkeit der angeblichen Lumenangabe auf dem Display habe ich weiter oben ja schon dargelegt. Die Akkuspannung ist leider auch nicht ganz einsteigerfreundlich. Da die Lampe bei der Messung eingeschaltet ist, zeigt die Anzeige natürlich die Spannung unter Last. Der mitgelieferte Akku hat daher voll geladen in der Leuchtstufe 1 eine Spannung von 4.1V, in der Leuchtstufe 1000 aber nur 3.6V. Um einen Wert zu bekommen, der Leerlaufspannung entspricht, sollte man also nur in der Leuchtstufe 1 auf die Spannungsangabe gucken. Für die anderen Modi sollte man sowohl die aktuelle Leistungsaufnahme (ein Blick ins LED-Datenblatt reicht da aufgrund von Treiberverlusten und falschen Lumenwerte auf dem Display nicht) als auch die Entladekurven des Akkus für alle möglichen Ströme im Kopf haben. (Entladekurven sind zwar eigentlich Allgemeinbildung, aber die wenigsten Flashys haben die wirklich drauf - ich jedenfalls nicht)

Aber auch beim Display ist nicht alles schlecht. Die Anzeige der Blinkmodi ist äußerst verlässlich und sowohl die Textfarbe als auch der leicht unscharfe Effekt durch die strukturierte Kunststoffscheibe gefallen mir extrem gut.



Beim Dimmen kommen wir zum nächsten Problem der Lampe. Die Lampe dimmt aus Messtechnikersicht wunderbar linear innerhalb von 9 Sekunden durch ihre Leuchtstufen.

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(Die Knicke am Anfang und Ende der "Kurve" dürften an der zu geringen Messfrequenz liegen. Mehr kann mein Luxmeter aber nicht.)

Schön ist dieses lineare Dimmen aber nur für Messtechnikeraugen (sogenannte "Luxmeter"). Sowohl Normalnutzer als auch Flashys betrachten das Licht üblicherweise mit handelsüblichen menschlichen Augen, die das Licht logarithmisch wahrnehmen. Das heißt dass Verdopplungen der Helligkeit als gleichmäßige Änderungen wahrgenommen werden. Für das menschliche Auge sieht das also so aus:

dn11_dim_log.png

In der ersten Sekunde geht alles total schnell, in der zweiten Sekunde sieht man auch noch deutliche Änderungen, danach dimmt die Lampe so langsam, dass man kaum noch einen Unterschied sieht. Man denkt daher meist zwischen etwa 300 und 600 Lumen, dass man die maximale Helligkeit erreicht hat.
Beim runterdimmen sieht es ähnlich aus. Man patscht auf die untere Sensorfläche und ist irritiert, weil nichts passiert. Dann muss man erstmal auf's Display gucken, um zu sehen, ob die Lampe wirklich schon dimmt, oder ob die Sensortaste nicht reagiert hat. Dann heißt es geduldig noch ca. 6 Sekunden warten bis man im unteren Bereich ist, wo die Änderung deutlich sichtbar ist.


Gedimmt wird per PWM. Die Frequenz ist hoch genug, dass man bei normaler Nutzung kein Flackern sieht. Wenn man es gezielt sucht, findet man es aber. Als wirklichen Negativpunkt sehe ich das nicht - manche Lampen sind da viel schlimmer, aber verbessern kann man das trotzdem noch.

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(Leuchtstufe 1, Belichtungszeit: 1/50 s)



Wie viele aktuelle Lampen hat die DN11 auch einen Micro-USB Anschluss, über den die Lampe geladen werden kann. Der Anschluss ist mit einer Gummiklappe geschützt. Diese ist leider nicht besonders dick und lässt sich relativ leicht öffnen. Spritzwasserschutz ist definitiv gegeben. Wirkliche Wasserdichtigkeit traue ich ihr aber nur eingeschränkt zu.

Die Vertiefung, in der der USB-Anschluss sitzt ist außerdem mit einer Breite von knapp 11,1 mm relativ schmal. Etwas breitere Micro-USB Stecker (z.B. das Kabel der Klarus XT11GT) passen hier nicht.

Beim Laden habe ich einen Strom von 1,07 A bei 4,9 V am USB gemessen. Ich habe leider aber nur ein 1A-Netzteil. Es könnte also sein, dass mit einem stärkeren Netzteil noch mehr drin ist. Der Strom bleibt zunächst konstant und sinkt später ab. Für eine vernünftige Messreihe fehlt mir leider ein Datenlogger (bzw. die Geduld mich die ganze Zeit dazuzusetzen). Nach Ladeende habe ich eine Akkuleerlaufspannung von ca. 4,17 V gemessen.

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(Links das mitgelieferte Kabel von Imalent, rechts das Kabel der Klarus XT11GT)

Auch beim Holster habe ich noch ein bisschen was zu meckern:
Mein Holster hat einen Nähfehler, den man im folgenden Bild erkennen kann. (Das ließ sich aber mit einem handelsüblichen Messer "reparieren"). Außerdem ist die Klettschlaufe mit gut 37 mm relativ breit und muss bei MOLLE-Schlaufen (zumindest bei meinen Rucksäcken, taktischer Weste und Oberschenkelplattform von 5.11 Tactical) gequetscht werden, wenn man das Holster anbringen will. Etwas schmaler wäre das besser gewesen. Abgesehen davon macht das Holster aber einen guten Eindruck und entspricht dem Durchschnitt, was man bei den üblichen Markenherstellern bekommt.

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Zum Abschluss noch ein kleiner Beamshotvergleich mit der ähnlich großen Sunwayman C21C nw:

Imalent DN11:
IMG_8491_ImalentDN11.jpg

Sunwayman C21C nw:
IMG_8490_SunwaymanC21Cnw.jpg



Fazit:
Die Imalent DN11 versucht mit innovativen Features zu punkten, aber diese sind leider nicht durchdacht umgesetzt:
- Die Touchbedienung ist unnötig unzuverlässig. (Mit richtigen Tastern würde das viel besser gehen.)
- Der lineare Helligkeitsverlauf nervt in der Praxis enorm. Niedrige Helligkeitsstufen mit ca. 10 bis 100 Lumen lassen sich nur schwer gezielt ansteuern, bei den hohen Stufen dauert das Rampen gefühlte Ewigkeiten. (Mit einem logarithmischen Verlauf und kürzerer Gesamtdauer wäre das wesentlich angenehmer)
- Die Lumenangaben auf dem Display sind absolut wertlos
- Die Akkuspannungsanzeige ist nur in den niedrigsten Stufen sinnvoll nutzbar. (Das ist aber kein Konstruktionsfehler sondern eher ein chemisches Problem, da die Akkuspannung unter Last einbricht)
Auch manche Standardfeatures sind nicht wirklich perfekt:
- Die Helligkeit ist nicht geregelt sondern von der Akkuspannung abhängig.
- Die PWM-Frequenz könnte ein wenig höher sein - ist aber gerade noch akzeptabel.
- Die Vertiefung vom USB-Anschluss ist etwas eng
Aber es gibt auch gute Seiten der DN11:
- Die Lampe ist sehr kompakt.
- Der Lichtstrom ist mit min. 1000 Lumen schön hoch
- Die Lichtstärke/Reichweite ist mit min. 14,6 kcd bzw. 365m für die Lampengröße super
- Das Display sieht richtig cool aus

Unterm Strich ist die DN11 eine interessante Lampe mit einigen Macken. Mir fällt zwar kein Anwendungsgebiet ein, wo ich sie als sinnvolle Wahl bezeichnen würde, trotzdem macht es Spaß mit ihr herumzuspielen.
Wer eine Lampe zum Benutzen braucht, ist hier also falsch. Als Vitrienenlampe ist die DN11 vermutlich auch nur bedingt geeignet. Wer aber ein Spielzeug mit einem coolen Display will und mit den Nachteilen der Lampe leben kann, kann es wagen mal einen Blick auf die DN11 zu werfen.
 
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Nightbreed

Flashaholic**
5 August 2015
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Danke für dein ausführliches Review und persönlichen Eindruck :thumbup:

Ist echt ein schickes Spielzeug ;)

Ich hätte da noch eine Frage und zwar soll die Lampe ja wasserdicht sein!
Wie ist es wenn die Touchtasten nass sind oder die Hände, lässt sich die Lampe dann noch ein-/ausschalten bzw regieren sie dann überhaupt noch?

Mir gefällt die Lampe als Spielzeug echt gut, noch besser gefällt mir die DN12.
Der einziege Unterschied ist doch die Größe und der zu verwendende Akku /Batterie!?!

Gruß
Nightbreed
 
  • Danke
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Dagor

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Ich hätte da noch eine Frage und zwar soll die Lampe ja wasserdicht sein!
Wie ist es wenn die Touchtasten nass sind oder die Hände, lässt sich die Lampe dann noch ein-/ausschalten bzw regieren sie dann überhaupt noch?
Sehr gute Frage! Ich hab das direkt mal ausprobiert:

Die Touchtasten reagieren auf Wasser (auch auf einen einzelnen Tropfen) genau gleich wie auf Finger.

Wenn man also z.B. bei eingeschalteter Lampe einen Tropfen auf die untere Taste fallen lässt, dimmt die Lampe bis auf die Leuchtstufe 1 runter, da die Taste als dauerhaft gedrückt erkannt wird. Wenn beide Tasten nass sind (oder die ganze Lampe) werden beide Tasten als dauerhaft gedrückt erkannt und es passiert nichts.

Wenn die Lampe nass ist, ist sie also nicht bedienbar!

Das kann man auch als kleinen Hack nutzen: Man schaltet die Lampe auf der gewünschten Stufe ein und macht die Tasten dann gleichzeitig nass. Schon hat man eine effektive Tastensperre, die verhindert, dass man aus Versehen die Helligkeit ändert oder die Lampe ausschaltet.
 
  • Danke
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Nightbreed

Flashaholic**
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Vielen Dank das du das mal testest hast :thumbsup: coole Sache.

Das hat mich nämlich echt interessiert.

Das kann man auch als kleinen Hack nutzen: Man schaltet die Lampe auf der gewünschten Stufe ein und macht die Tasten dann gleichzeitig nass. Schon hat man eine effektive Tastensperre, die verhindert, dass man aus Versehen die Helligkeit ändert oder die Lampe ausschaltet.

Das kann man echt sicherlich als einen effektiven Hack zur Tastensperre nennen :)

Man muss halt nur aufpassen, dass die Lampe nicht zuerst nass wird wenn man vom Regen überrascht wird :D

Kann mir gut vorstellen die Lampe zum herumspielen echt Spaß macht.

Mich würde die DN12 jedoch mehr reizen, da sie noch kleiner ist wie die DN11 und besser in die Hosentasche passen würde.